Matthias Buser: „Als ich herausfand, dass ich schwul war, war ich erleichtert“

Für den heutigen Beitrag habe ich den Schweizer Männerrechtler Matthias Buser interviewt. In dem Gespräch geht es um Homosexualität, Homophobie und um seine Erfahrungen in der Schweizer Männerpolitik.

Arne Hoffmann: Matthias, könntest du dich und deinen Hintergrund als Männerrechtler kurz vorstellen?

Matthias Buser: Bereits als Kind begann ich mich für einzelne Themen der heutigen Männerrechtsbewegung zu interessieren. Mir fiel schon sehr früh auf, dass Mädchen von Erwachsenen nachsichtiger behandelt wurden als Jungen. Mädchen stand ein breiteres Spektrum an akzeptierten Verhaltensweisen offen und sie konnten sich vielfältiger kleiden. Bei den Erwachsenen schien es ähnlich zu sein: Mein Vater war den ganzen Tag abwesend. Für Väter war das die Norm, während meine Mutter und Frauen aus der Nachbarschaft viel präsenter waren.

Mütter, so habe ich es verstanden, konnten problemlos ganz zu Hause bleiben oder Teilzeit arbeiten, so wie meine Mutter. Diese Aufteilung fand ich ideal. Die Rolle des Alleinernährers, die für Väter offenbar vorgesehen war, fand ich überhaupt nicht attraktiv. Als ich dann erfuhr, dass Männer auch noch Militärdienst leisten müssen und Frauen nicht, war ich sehr empört. Ich hatte ein schlechtes Gefühl beim Gedanken, erwachsen zu werden. Was mich vor allem betrübte, war, mit diesen Schwierigkeiten allein zu sein. Niemand außer mir schien sich an den Gegebenheiten zu stören. Stattdessen bekam ich von einem feministisch angehauchten Grundschullehrer das Einmaleins der feministischen Weltsicht beigebracht. Einerseits übernahm ich diese Sichtweise, andererseits stand sie mit meiner Wahrnehmung der Realität im Widerspruch. Die ganze Welt schien davon auszugehen, dass das weibliche Geschlecht benachteiligt ist. Aber wie konnte das sein, wo ich doch so eindeutig das Gegenteil feststellte? Diesen Widerspruch konnte ich damals nicht lösen. Als ich mit ungefähr elf Jahren herausfand, dass ich schwul war, war ich erleichtert. Zwar durfte das niemand erfahren, weil ich mich damit angreifbar gemacht hätte. Aber ich war erleichtert, weil mir damit klar wurde, dass mich zumindest die Rollenproblematik als Erwachsener gar nicht betreffen würde.

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Es fühlte sich gut an, nicht mehr zur „Tätergruppe“ zu gehören, der es nach feministischer Vorstellung noch zu gut ging und die sich schuldig fühlen sollte, sondern als Angehöriger einer Opfergruppe mit feministischen Forderungen in Ruhe gelassen zu werden. Erst ab da hatte ich die Perspektive, ein glücklicher erwachsener Mann zu werden. Aber das Geschlechterthema ließ mich nicht los. Ich wollte herausfinden, ob an meiner Wahrnehmung etwas dran ist oder ob ich schlicht und einfach spinne. Konnte es wirklich sein, dass alle außer mir auf einem Auge blind sind? Ich war damals davon überzeugt, dass der Feminismus die Gleichberechtigung der Geschlechter anstrebt, denn so wurde es mir vermittelt. Somit war ich überzeugt davon, dass Feministinnen an meinen Beobachtungen interessiert sein würden. Mir dämmerte, dass vielleicht beide Geschlechter von Benachteiligungen betroffen sind, dass aber Frauen viel stärker als Männer benachteiligt sind, und man deshalb noch nicht dazu kam, sich auch um Männer zu kümmern. Dies schien mir eine plausible Erklärung dafür zu sein, dass für Männer nichts getan wurde, auch wenn ich tief im Innern wusste, dass das so nicht stimmen konnte. Deswegen begann ich, mich näher mit dem Feminismus auseinanderzusetzen. Da war ich etwa 16. Ich las Bücher und unterhielt mich auch mit einer Feministin. Ich musste dadurch feststellen, dass der Feminismus nicht das war, wofür ich ihn gehalten hatte, was mich sehr enttäuschte. Wieder war ich allein.

Dann kam das Internet. Endlich gab es eine Möglichkeit, zu überprüfen, ob sich noch andere an der Männerbenachteiligung stören. Schnell stieß ich auf das Forum „Wieviel ‚Gleichberechtigung‘ verträgt das Land?“, in dem ich nun täglich las. Später beteiligte ich mich auch an den Diskussionen. Von da an war ich mir sicher, dass ich mit meinen Beobachtungen, die ich als Kind machte, von Anfang an richtig lag. Auch las ich Bücher, von deren Existenz ich auch nur dank des Internets wusste. „Sind Frauen bessere Menschen?“ von Arne Hoffmann halte ich bis heute für das beste Buch zu diesem Thema.

Arne Hoffmann: Herzlichen Dank! Einen Text, der erklärt, warum Schwule in der Männerbewegung nicht ähnlich präsent sind wie Lesben in der Frauenbewegung, hattest du für die „AG Männer“ der Piratenpartei veröffentlicht. Du nennst dort mehrere Gründe:

Männer gelten als Täter und Schwule als Opfer: in unserer Gesellschaft positioniert man sich deshalb lieber als Schwuler denn als Mann;

viele Männerrechtler beschränken sich auf das Thema Väterrechte, das Schwule nicht stark anspricht;

es finden derzeit massive Verleumdungskampagnen gegen die Männerrechtsbewegung statt, denen so mancher Schwule Glauben schenkt;

konservative Männerrechtler wollen die traditionelle Rollenverteilung der Geschlechter juristisch absichern und lehnen deshalb die liberaleren Forderungen von Schwulen im Bereich Ehe und Adoption ab;

Schwule sind aus historischen Gründen und aufgrund einer gemeinsamen Ablehnung heterosexueller Männer mit dem Feminismus stark vernetzt.

Diese Gründe erscheinen ja zunächst nachvollziehbar. Trotzdem engagierst du selbst dich sehr stark in der Männerrechtsbewegung. Welche Gründen gibt es für andere Schwule, sich ähnlich zu positionieren oder sich zumindest mit Männerrechtlern besser zu vernetzen?

Matthias Buser: Der naheliegendste Grund ist natürlich, dass Schwule auch Männer sind und somit ein Interesse an Gleichberechtigung der Geschlechter haben sollten. Zwar sind sie weniger gefährdet, Opfer einer Falschaussage in Bezug auf häusliche oder sexuelle Gewalt zu werden und auch als Väter sind sie seltener betroffen. Von allen anderen Benachteiligungen sind sie aber ebenso betroffen wie heterosexuelle Männer. Sie können aber natürlich auch indirekt betroffen sein, zum Beispiel als Scheidungsopfer oder wenn Freunde und Verwandte betroffen sind. Schwulen könnte auch ganz einfach das Wohlergehen von Männern allgemein am Herzen liegen.

Ein weiterer Grund kann sein, so ist es jedenfalls bei mir, dass man die Gleichberechtigung von Homosexuellen nur als Spezialfall der Gleichberechtigung aufgrund des Geschlechts und somit als zusammengehörig betrachtet. Das heißt also, dass die Gleichberechtigung bei Ehe und Adoption als Forderung nach Abschaffung der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts verstanden wird. Wenn Mann und Frau völlig gleichberechtigt wären, könnten auch Homosexuelle nicht mehr benachteiligt werden. Das bedeutet natürlich, dass auch umgekehrt nicht von einer völligen Gleichberechtigung der Geschlechter gesprochen werden kann, solange gleichgeschlechtliche Paare benachteiligt werden, wobei das auch nicht unbedingt das Ziel einer Männerrechtsbewegung sein muss.

Ein weiteres Motiv kann sein, den traditionellen Konflikt zwischen Schwulen und heterosexuellen Männern auf einer gesellschaftlichen Ebene zu überwinden, indem man sich gemeinsam für ein Ziel einsetzt. Eine Grenze erfährt dieses Ziel, wenn homosexuelle und konservative heterosexuelle Männerrechtler in Bezug auf Homosexualität entgegengesetzte Ansichten haben.

Arne Hoffmann: Wie könnte die Männerrechtsbewegung für Schwule attraktiver werden?

Matthias Buser: Am wirksamsten sicher dadurch, indem sie die Forderung nach Gleichberechtigung bei Ehe und Kinderadoption übernehmen würde. Da die Männerlobby schwächer ist als die Homolobby hätte dies vor allem eine symbolische Wirkung, aber genau darauf käme es an. Schwule würden sich dadurch von der Männerrechtsbewegung ernstgenommen fühlen.

Es könnte aber auch versucht werden, an Schwule zu appellieren, sich der Männerrechtsbewegung anzuschließen, indem hervorgehoben wird, dass sie als Männer ebenfalls unter einer männerdiskriminierenden Gesetzgebung und männerfeindlichen Tendenzen in der Gesellschaft zu leiden haben. Hier sind vor allem schwule Männerrechtler gefordert, anderen Schwulen diese Tatsache bewusstzumachen. Aus eigener Erfahrung weiß ich hingegen, dass das nicht einfach ist.

Grundsätzlich müssten sich Schwule einfach willkomen fühlen können. Dies könnte durch gezieltes Ansprechen erreicht werden, zum Beispiel durch Erwähnung in der Beschreibung der Ziele und der Zielgruppe oder durch eine entsprechende Stellungnahme.

Arne Hoffmann: Welche Erfahrungen hast du mit Homophobie in der Männerrechtsbewegung gemacht?

Matthias Buser: Im persönlichen Kontakt bin ich Schwulenfeindlichkeit nie begegnet. Dass es sie in der Bewegung gibt, habe ich nur durch das Forum „Wieviel Gleichberechtigung verträgt das Land?“ erfahren. Dort bin ich auch schon ein paarmal persönlich angegriffen worden. Wobei ich mich frage, inwieweit es sich bei den Personen, die hinter solchen Äußerungen stehen, überhaupt um Männerrechtler handelt. Ein besonderes Problem stellt auch die Grenzziehung dar. Nicht jeden, der gegen die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare ist, betrachte ich als homophob.

Arne Hoffmann: Wie gehst du mit den von dir erwähnten persönlichen Angriffen um?

Matthias Buser: Zu Beginn war ich schockiert. Mittlerweile habe ich mich mehr oder weniger daran gewöhnt. Natürlich ärgere ich mich noch darüber. Dann gebe ich entsprechend Kontra. Zum Glück ist das bei den schwachen Argumenten der Gegenseite keine große Kunst. Nur in Ausnahmefällen wird es differenzierter.

Arne Hoffmann: Wie genau sollten seriöse Männerrechts-Vereine wie AGENS und MANNdat deiner Meinung nach auf solche Entgleisungen reagieren – die ja nicht nur gegenüber Schwulen stattfinden?

Matthias Buser: Sie sollten in irgendeiner Form klarstellen, dass sie solche Äußerungen nicht gutheißen und Homosexuelle keinesfalls ablehnen. Bei dieser Gelegenheit könnte auch Stellung bezogen werden, wie man zur rechtlichen Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Paare steht, ob man dafür ist, dagegen oder je nach der konkreten Frage mal so, mal so.

Arne Hoffmann: Du berichtest, dass in den letzten Jahren „auch Schwule mehr und mehr vom Feminismus genervt“ sind. Ist dies bereits so stark der Fall, dass man auch von Schwulen selbstbewusste Kritik am Feminismus zu hören bekommt, oder fühlen sich die meisten Schwulen dem Feminismus noch so stark verpflichtet, dass sie sich seinen Forderungen in der Regel gefügig anschließen?

Matthias Buser: Kritik ist noch die Ausnahme. Sie wird vor allem von Querdenkern vorgebracht, die sich nicht dem schwulen Mainstream verpflichtet fühlen. Schwulenverbände, schwule Politiker oder Magazine haben sich bis jetzt meines Wissens noch nicht kritisch zum Feminismus geäußert. Aber ich bekomme ja auch nicht jede Wortmeldung mit.

Arne Hoffmann: Wie du sagtest, hältst du eine geschlechtsunabhängige Bewegung für wünschenswert, die sich allgemein für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzt und auch die Anliegen der Homosexuellen, Intersexuellen und Transsexuellen berücksichtigen würde. Wünschenswert finde ich das auch, aber wie siehst du die Chancen, dass sich eine solche Bewegung in den nächsten Jahren formiert?

Matthias Buser: Ich sehe dafür in den nächsten Jahren keine Chance. Dazu müssten die angesprochenen Gruppen ja erst dafür offen sein. Auch die Frauen sind noch zu wenig bereit dafür. Schlimm finde ich das aber nicht. Es ist einfach noch zu früh. Die Männerrechtsbewegung ist ja noch jung und fragil. Da verträgt sie vielleicht nicht schon wieder etwas Neues. Außerdem herrscht bei den Männern Nachholbedarf. Deshalb finde ich es gut und wichtig, wenn jetzt mal der Schwerpunkt auf Männer gelegt wird. Ihre Probleme blieben lange unbeachtet. Eine Verallgemeinerung birgt die Gefahr, dass Männeranliegen wieder übersehen werden.

Arne Hoffmann: Du hast dich in der Schweiz bereits in unterschiedlichen Organisationen für Männerrechte engagiert. Wie genau sah das aus?

Matthias Buser: 2005 bin ich der frisch gegründeten Organisation Männer.ch beigetreten. Was ich von ihr gelesen hatte, klang interessant und vielversprechend. Leider entsprachen die Männer von Männer.ch nicht ganz dem Typ Männerrechtler, wie ich sie aus dem Internet kannte. Feminismuskritik etwa wird bei Männer.ch bewusst vermieden. Der Tonfall war mir zu mild, das Ganze hatte für mich zu wenig Biss, und mein Hauptanliegen, die rechtliche Gleichbehandlung der Geschlechter, kam ebenfalls zu kurz. Aber im Großen und Ganzen ging es in die richtige Richtung und darauf kam es mir an. Ich ging an einige Veranstaltungen und versuchte, mich und meine Ideen einzubringen, was mir leider nur teilweise gelang. Meine Mitgliedschaft dauerte bis 2011.

2007 erfuhr ich dann von einer Männerpartei in Bern, die an den Nationalratswahlen teilnahm. Es konnte zwar kein Sitz errungen werden, dafür wurden sie von den Medien durchaus beachtet. Nach den Wahlen nahm ich an einem Treffen für Interessenten teil. Bald wurde ich Vorstandsmitglied. Wir machten einige Standaktionen und gaben Interviews in Zeitungen, Radio und Lokalfernsehen. Fast alles wurde dabei von mir und dem neuen Präsidenten, Alfredo E. Stüssi, organisiert und ausgearbeitet. Mit der Zeit aber stellte sich der Eindruck ein, dass die meisten Leute durch den Namen Männerpartei abgeschreckt würden. Außerdem wollten wir mehr sein als eine Partei. Auch eine Beratungsstelle war unser Ziel. Deshalb beschlossen wir, eine neue Organisation zu gründen. Als Namen wählten wir Subitas, abgeleitet von subito, weil wir es oft schafften, Ideen sofort umzusetzen.

Arne Hoffmann: Etwas später kam es zu einem Konflikt zwischen eurer Subitas und der Schweizer Interessengemeinschaft Antifeminismus (IGAF), wobei IGAF-Vertreter öffentlich getobt und euch in der üblichen Melodramatik einen hinterhältigen Dolchstoß vorgeworfen haben. Wie kam es zu diesem Konflikt?

Matthias Buser: Die Gründung der IGAF ist bei uns zunächst auf Interesse, aber auch Skepsis gestoßen. Warum, so fragten wir uns, machten die nicht einfach bei uns mit? Ihre Forderungen stimmten größtenteils mit unseren überein und schienen zum Teil von uns übernommen zu sein. Wir nahmen natürlich Kontakt auf und Alfredo E. Stüssi, später auch ich, gingen zu einigen Treffen. So erfuhren wir vom Plan eines internationalen Antifeminismustreffens, das am 30. Oktober 2010 stattfinden sollte. Linksradikale hatten versucht, diese Veranstaltung zu sabotieren. Mehrmals musste deswegen ein neuer Veranstaltungsort gefunden werden. Alfredo E. Stüssi hat maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses Treffen stattfinden konnte. Wir erhielten als Männerpartei die Gelegenheit, uns und unsere Ziele in einem Vortrag vorzustellen. Dieses Treffen machte mir große Hoffnungen.

In der Zeit danach arbeiteten wir am Konzept für Subitas, mit der wir an den Nationalratswahlen im Kanton Zürich teilnehmen wollten. Ungefähr zur gleichen Zeit kündigte die IGAF an, das ebenfalls zu beabsichtigen. Als Ende Februar 2011 Alfredo E. Stüssi und ich die Generalversammlung des Antifeministenvereins besuchten, wurde uns klar, dass es sinnvoller war, statt mit Subitas an den Wahlen teilzunehmen, die inzwischen deutlich bekanntere IGAF zu unterstützen. Vor den Nationalratswahlen fand aber noch das zweite internationale Antifeminismustreffen statt, das auch von uns mit vorbereitet wurde. Durch dieses Treffen verzögerte sich jedoch die Sammlung der nötigen Unterschriften, damit die IGAF an der Wahl teilnehmen konnten.

An einer Standaktion Mitte Juli, an der ich mithalf, Unterschriften zu sammeln, erfuhr ich, dass wir noch viel zu wenig Unterschriften beisammen hatten. Am 11. August mussten die beglaubigten Unterschriften bei den Behörden eingereicht werden! Als Ende Juli trotz aller Bemühungen immer noch viel zu wenig Unterschriften vorhanden waren, zog Stüssi die Notbremse. Er dachte, dass wir nur noch eine Chance hätten, wenn wir für Subitas sammeln würden, da die Leute von diesem Namen nicht abgeschreckt würden, wie es beim Begriff Antifeminismus offenbar der Fall war. Darüber kam es zum Streit innerhalb des Vorstands, woraufhin Alfredo E. Stüssi die Organisation wütend verließ. Sofort trommelten wir das alte Subitas-Team und andere Helfer zusammen, um in einer Notaktion Unterschriften für Subitas zu sammeln. Innerhalb einer Woche sammelten wir ungefähr 500 Unterschriften. Es war wesentlich einfacher, als für die IGAF zu sammeln. Gerade noch rechtzeitig konnten wir knapp über 400 beglaubigte Unterschriften einreichen, womit Subitas auf eine Wahlliste kam.

Die Antifeministen kochten vor Wut und schlossen Stüssi und mich kurzerhand aus dem Verein aus. Uns wurde Verrat vorgeworfen, weil wir die IGAF nicht bis zuletzt unterstützt hatten. Sie sahen nicht ein, dass es für die IGAF zu diesem Zeitpunkt eine hoffnungslose Sache war und auch ich, der ich eigentlich immer lieber im Hintergrund blieb, wurde in der Folge öffentlich massiv angegriffen. Damit wurde für mich das Maß zum ersten Mal überschritten, was ich bereit war, für die Sache zu erdulden. Nach dem Unterschriftensammeln aber ging die Arbeit erst richtig los, da wir nun massiv Werbung für Subitas machen mussten. Erschwerend kam hinzu, dass wir wenig Geld zur Verfügung hatten. Das meiste bezahlte ich selbst. Es gelang uns, im Zeitraum von drei Wochen vor den Wahlen, mehrere zehntausend Flyer in Briefkästen zu werfen. Auch Plakate ließen wir vorbereiten und aufhängen. Aber all der Einsatz nützte nichts: Bei den Wahlen am 23. Oktober 2011 landeten wir abgeschlagen auf dem letzten Platz, weit hinter Juxparteien, die überhaupt keine Werbung gemacht hatten! Damit hatten wir nicht gerechnet. Ich zog daraus meine Konsequenzen und ziehe mich bis auf Weiteres aus jeglicher Vereinsarbeit zurück.

Arne Hoffmann: Bedeutet diese frustrierende Erfahrung für dich das Ende deines Engagements in der Männerrechtsbewegung?

Matthias Buser: Ich sagte bewusst „bis auf Weiteres“, weil ich die Männerrechtsbewegung nicht endgültig aufgeben möchte – dafür ist sie mir zu wichtig. Ich sehe im Moment nur keine Möglichkeit des Engagements für mich, abgesehen vom Schreiben von Forenbeiträgen oder Leserbriefen. Aber ich bin mir fast sicher, dass mich das Thema irgendwann wieder packen wird. Vielleicht schon bald, vielleicht erst in ein paar Jahren. Manchmal wirkt eine Pause Wunder.

Arne Hoffmann: Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Gute Nacht und viel Glück!

 

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