Von der Chancenkultur zum Zwangsergebnis: Ein Zwischenruf wider die 50:50-Ideologie

Gleichstellung hat nichts zu tun mit Gleichberechtigung. Denn während es bei Letzterem darum geht, dass niemand auf Grund nicht beeinflussbarer Merkmale benachteiligt werden darf, rechtlich wie sozial („Jeder darf nach Gleichem streben“), meint Ersteres Gleichheit als Selbstzweck, nach dem Motto: Jemand bekommt etwas, weil es der Andere schon hat.

Diese Haltung orientiert sich an der Ergebnisgleichheit und steht der (angeblich erstrebten) Chancengleichheit diametral gegenüber! Das wiederum ist gefährlich, weil es Ungleichheiten per se für illegitim erklärt, obwohl Menschen nun einmal aus den verschiedensten Gründen ungleich sind und die Möglichkeit erhalten müssen, diese Unterschiedlichkeit auch leben zu können.

Letztlich bedeutet Gleichstellung eine schwere Menschenrechtsverletzung. Denn sie nimmt das Individuum in seinen persönlichen Eigenschaften, Stärken und Schwächen, Interessen und Lebensprioritäten nicht ernst. Stattdessen ordnet sie es einem kollektivistischen Ziel, einer Ideologie, dem 50:50-Denken, der absoluten Gleichheit als einzig legitimer Form der Gerechtigkeit, unter.

Das Grundproblem ist die 50:50-Ideologie der gegenwärtigen MeinungsführerInnen selbst, die uns Glauben machen wollen, dass Männer und Frauen überall wo es angenehm ist, zu gleichen Teilen anwesend zu sein haben. Fast alle unangenehmen Jobs dürfen selbstredend weiter die Männer allein verrichten. Egal, wie ein Gremium arbeitet: Wenn mehr Männer drin sind und es öffentlichen Einfluss verspricht, soll es als illegitim gelten. Andersherum werden „paritätisch“ besetzte Gremien glorifiziert, nahezu unabhängig davon, was sie machen – Ineffizienzen und Verschwendung von Steuergeldern, was soll`s.

Seit Jahrzehnten wird unsere Gesellschaft von dieser Denkweise terrorisiert. Es erscheint mir als eine der vordringlichsten wie komplexesten historischen Herausforderungen unserer jetzt jungen Männergeneration zu sein, das 50:50-Denken in den kommenden Jahrzehnten intellektuell und emotional breitenwirksam fundamental zu delegitimieren – im Verein mit mutigen, klugen Frauen, die dieser irrationalen Ideologie ebenfalls überdrüssig sind!

Die „gleichberechtigte Teilhabe“ impliziert ein hohes Maß an Menschenverachtung. Denn sie nimmt den/die Einzelne(n) mit seinen/ihren Stärken und Schwächen, Wünschen, Hoffnungen, Interessen, Fähigkeiten und Lebensprioritäten nicht ernst, sondern stellt eine kollektive Norm vor individuelle Entscheidungen und möchte dabei keine „Abweichungen“ vom vermeintlichen Ideal der „Gleichstellung“ zulassen.

Alles soll gleichförmig sein, gleichgültig und gleichartig. Ungleichheiten gelten per se als ungerecht. Das Problem an dieser wissenschaftlich mehr als heiklen, vollends widerlegten bzw. unverifizierbaren Ideologie ist, dass Menschen – auch und gerade entlang der Geschlechtergrenzen – im Median erheblich unterschiedlich sind. Es werden sich auf organischem Wege nie gleich viele Frauen wie Männer für bestimmte öffentliche Aufgaben finden. Stattdessen werden die wenigen vorhandenen Frauen wohl weiterhin zumeist gnadenlos protegiert, gedankenlos bevorzugt, als „Prinzessinnen“ behandelt und im Rahmen einer erzwungen Art der „Geschlechterapartheid“, außerhalb der Konkurrenz, als kleine, für den Fortgang von Debatten bedeutungslose Minderheit, in alle möglichen prestigeträchtigen Positionen gehievt. Doch damit wird niemandem ein Gefallen getan, denn hierdurch erlangen die Frauen genau das nicht, was sie am meisten ermangeln: extrafunktionale Fähigkeiten. D. h. im Kern, zu wissen, wann man mit wem wie worüber spricht. Dies ist die Grundlage für jede Art von Karriere. Exakt jene Fähigkeiten können die „Quotenfrauen“, die im Rahmen erzwungener Gleichstellung irgendwohin gelangen, auch nicht an jüngere Geschlechtsgenossinnen weitergeben, die nicht weitere Erleichterungen, unverdiente Beförderungen und Pauschalexkulpationen des eigenen Verhaltens benötigen, sondern autarkes Stehvermögen, das sich nur dann entwickeln kann, wenn man/frau sich im Wettbewerb auf einem gelegentlich harten, entbehrungsreichen Weg, unter Druck und mit großer Hingabebereitschaft, bewähren müssen. Im Wesentlichen jedoch muss das mit enormer Intoleranz sowie der Tabuisierung von Kritik aufrechterhaltene Paradigma der absoluten Gleichheit als einzig akzeptierter Form der Gerechtigkeit endlich fallen! Dann würde das „50:50“ gar keine wünschenswerte Vision mehr sein.

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Denn nur durch eigene Fähigkeiten, Qualifikationen und Leistungen erworbene Früchte schmecken wirklich gut! Quotenfrauen besitzen tief in ihrem Innern eine außerordentliche Sensibilität dafür, ihre Rolle realistisch einzuschätzen! Abgesehen davon ist es, empirisch über Jahrzehnte betrachtet, parteiübergreifend so, dass man(n) durch Quotierungen, d. h. unverdiente Beförderungen bzw. geschlechtsspezifische Bevorzugungen, keine Frauen für irgendetwas interessieren kann: nicht für Politik oder die Privatwirtschaft und auch nicht für Naturwissenschaften oder sonstige „Männerdomänen“. Deshalb brauchen wir mehr Respekt vor den Verschiedenheiten des Lebens – und vor dem Männlichen in dieser Gesellschaft!

Wer glaubt, Gerechtigkeit dadurch schaffen zu können, Männer ins Abseits zu drängen, wird letztlich alle Menschen schwächen. Frauen sind nicht die besseren Menschen, nicht die vollkommeneren Männer, nicht innovativer, nicht gerechter, nicht friedliebender. Sie werden uns nicht von den Unbilden dieser Welt befreien können und wollen, auch wenn solche Erlösungsfantasien seit langem unterschwellig bei allen Quotendiskussionen u. V. m. latent mitschwingen. Alles sei lediglich sozial konstruiert, kulturell determiniert und deshalb erst recht zwangsläufig patriarchal. Derartige Ergüsse, die wir alle zur Genüge kennen und immer wieder vorgesetzt bekommen, stehen jeder wissenschaftlichen Erkenntnis gegenüber, biologisch wie soziologisch. Die „Gender Studies“ ebenfalls eine Wissenschaft zu nennen, verhöhnt alle aufklärerischen Bemühungen der vergangenen drei Jahrhunderte seit Kant und die Idee universitärer Bildung der letzten zwei Jahrhunderte seit Humboldt. Vielmehr handelt es sich bei ihnen um das exakte Gegenteil: Sie arbeiten nicht ergebnisoffen, verifizieren nichts und wettern unredlich gegen die redlichen Forschungsergebnisse zahlreicher anderer Disziplinen. In diesem „Fachgebiet“ hält das Kartell der Gleichgesinnten letztlich alles – intransparent und jenseits des Diskurses – für gut und richtig, was einer – leider nur vermeintlich – emanzipatorischen Ideologie im öffentlichen Raum argumentativ hilfreich sein könnte. Widerspruch wird nicht geduldet, grundsätzliche Kritik ist tabuisiert. Man kann sogar von einer Ersatzreligion sprechen, deren Grundzüge intolerant und totalitär sind, da die VertreterInnen der „Gender Studies“ oft glauben, im Besitz letztgültiger Wahrheiten zu sein. Das ist gefährlich für Pluralismus und Erkenntnis-gewinn! Ganz sicher gehören solche Haltungen nicht in den akademischen Raum!

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