Windkraft-Outsourcing: ganz schön clever

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Windräder bewäldern Deutschland. jeder will sie haben – aber bitte nicht vor der eigenen Haustür. Vor allem der deutsche Süden ruft nach der windgetriebenen Energiewende. Deren Last soll aber der Norden schultern.

In der Bundesrepublik Deutschland drehen so viele Windkrafträder wie in keinem anderen europäischen Land. Weltweit stehen wir auf dem dritten Platz. Und es werden immer mehr. Jedes Jahr kommen Hunderte neuer Räder hinzu. Im ersten Halbjahr 2017 waren es allein 790. Über 28.000 sind es zur Zeit. Dabei stehen wir erst am Anfang.

Wenn wir nach dem Atomausstieg jetzt auch auf die Kohle als Energieträger verzichten, wird sich die Zahl der Windkrafträder locker verdreifachen. Dann stehen 100.000 Windräder in Deutschland – über 130 Meter hoch und mit Rotorblättern versehen, die einen Radius von 110 Meter besitzen. In der Planung sind Räder mit einer Nabenhöhe von 200 Metern. Die Monster können meilenweit über zig Kilometern gesehen werden und verschandeln dann endgültig die Landschaft. Eine Horrorvorstellung.

Schon heute ist die Nordseeküste von Emden bis Sylt mit Tausenden von diesen Kolossen versaut. Die Klagen der Bürger über den Nerv tötenden Lärm der Räder wird von der Politik und der ebenso einflussreichen wie mächtigen Windkraftlobby beiseite gewischt. Naturschützern, die das massenweise Shreddern tausender Vögel beklagen, werden als Sektierer abgetan. Uralte, den Menschen seit jeher vertraute und auch von ihnen geliebte Kulturlandschaften etwa in Niedersachen, Schleswig-Holstein, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt werden einer zweifelhaften Energiewende geopfert.

Wie jeder aus den amtlichen Statistiken wissen kann, werden die Lasten der Energiewende höchst ungleich und ungerecht verteilt. Nicht nur dass der Strom immer teurer wird und vornehmlich die unteren Einkommensbezieher die Zeche zu zahlen haben. Auch die Verlässlichkeit der Stromversorgung ist bei immer mehr Windstrom alles andere als gewährleistet. Vor allem sind regional die Bürger sehr unterschiedlich vom ambitionierten Windkraftausbau betroffen.

Von den insgesamt 27.914 Windräder in Deutschland (Stand: Ende Juni 2017) standen im grünen Baden-Württemberg gerade einmal 613 Räder. Das sind sage und schreibe 2,2% aller in Deutschland installierten Windräder. Und das in einem Bundesland, das seit sieben Jahren von einem grünen Ministerpräsidenten angeführt wird.

In Brandenburg waren dagegen 3.669 Windräder installiert, sechs Mal so viele wie im grünen Musterländle. Dabei hat Brandenburg nur ein Viertel der Bevölkerung Baden-Württembergs. Die Windkraftlastquote, d.h. die Zahl der Einwohner pro installiertem Windrad, war in Brandenburg besonders hoch und in Baden-Württemberg ganz besonders niedrig. Dabei weht der Wind im Rheintal, auf der Schwäbischen Alb oder im Schwarzwald nicht schwächer als in der Prignitz oder im Oderbruch.

In Bayern sieht es nicht viel anders aus. Im mit Abstand größten Flächenstaat mit einer Bevölkerung von fast 13 Millionen drehen gerade mal 1.127 Windräder. Das sind 4% aller Windkrafträder in Deutschland.

Zahl der Windkrafträder

Stand 30.6.2017

Windkrafträder insgesamt 27.914  
davon in in %
Baden-Württemberg 613 2,20%
Bayern 1.127 4,04%
Berlin 5 0,02%
Bremen 85 0,30%
Hamburg 53 0,19%
Hessen 1.043 3,74%
M-V 1.873 6,71%
Niedersachsen 6.015 21,55%
NRW 3.447 12,35%
Rheinland-Pfalz 1.659 5,94%
Sachsen 889 3,18%
Sachsen – Anhalt 2.821 10,11%
Saarland 171 0,61%
Schleswig-Holstein 3.628 13,00%
Thüringen 816 2,92%
Brandenburg 3.669 13,14%

Während in den beiden Südstaaten knapp 30% der Bundesbürger leben, beläuft sich der Anteil der Windkrafträder bei gut 6%. Zwei Drittel der Windkraftlast schultern dagegen fünf Länder: Niedersachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.

Die ostdeutschen strukturschwachen Länder – Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern – tragen zweifellos die Hauptlast der Energiewende. In diesen drei Ländern stehen allein 30% aller Windkrafträder, dabei machen sie nur 8% der Gesamtbevölkerung Deutschlands aus. Allein in Brandenburg drehen über 13% aller Windkrafträder der Republik.

Windkraftlastquote

Zahl der Einwohner pro Windkraftrad

Baden-Württemberg 17.748
Bayern 11.396
Berlin 704.006
Bremen 7.900
Hamburg 3.372
Hessen 5.922
Mecklenburg-Vorpommern 861
Niedersachsen 1.318
Nordrhein-Westphalen 5.183
Rheinland-Pfalz 2.443
Sachsen 4.595
Sachsen – Anhalt 796
Saarland 5.822
Schleswig-Holstein 788
Thüringen 2.660
Brandenburg 677

Insbesondere Öko-Liebhaber aus dem Süden fordern nun auch noch den schnellen Ausstieg aus der Braunkohle, der einzig noch verbliebenen Großindustrie des Landes, an denen Tausende von Arbeitsplätzen hängen.

Das ist ganz schön clever aber auch dreist: Die Belastung durch die Windkrafträder wird einfach einem Outsourcing unterzogen. Sollen doch die Nordlichter die Last der Energiewende schultern. Diejenigen, die am lautesten nach Windkrafträdern schreien, sind auch jene, die am wenigsten von ihnen betroffen sind. Ganz schön clever. So hinterwäldlerisch sind aber die Brandenburger, die Mecklenburger, die Pommern, die Sachsen-Anhaltiner, Schleswig-Holsteiner und Niedersachsen nicht als dass sie sich eine solche „Lastenteilung“ noch lange gefallen ließen.

hweel 55e68dhzuwsidtz

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