Warum der moderne Feminismus nicht nur sich selbst gefährdet
Das Deutsche Historische Museum hat Cuncti unter dem Hashtag #DHMDemokratie zu einer Blogparade eingeladen. Das Thema: Was bedeutet mir Demokratie. Lesen Sie heute einen Beitrag unserer Autorin Bertha Stein.
Jeder liberal denkende Mensch befürwortet die Gleichberechtigung von Mann und Frau, begreift sie als essentiellen Bestandteil der Demokratie. Der moderne Feminismus aber entwickelte sich zu einer hyperaktiv-autoritär salonfähigen Ideologie, die Mann und Frau von heute in den Keuschheitsgürtel der biologischen und quotenversessenen Gleichheit zwängt.
Wenn Sie der Meinung sind Mann und Frau seien biologische Kategorien oder Mann und Frau unterschieden sich grundsätzlich in ihren freizeitlichen, beruflichen oder selbstverwirklichenden Präferenzen, können Sie gewiss sein: die moderne Feminismuskeule wartet nicht lange auf sich.
Herzlichen Glückwunsch! Sie sind im Visier der selbsternannten Geschlechtergerechtigkeitsrächer, Spezialisationsgebiet Feminismus brutal. Markantestes Charakteristikum: Kampf gegen die männliche zugunsten der weiblichen Vorherrschaft unter Vernichtung jeglicher Gegenmeinung. Das ist autoritär und irrational.
Schon auf zellulärer Ebene ist der geschlechtliche Unterschied für alle Lebewesen mit zwei Geschlechtern nicht zu leugnen. Die männliche Keimzelle, das Spermium, ist kleiner und flinker als das üppige und träge weibliche Ei, das mehr Raum für Nahrung in sich trägt. Doch erst diese Symbiose aus komplementären Unterschiedlichkeiten, dem männlichen Hirnunterbrettern und der weiblichen Häuslichkeit, bietet optimale Bedingungen für ein geglücktes Zusammenleben und die Aufzucht der Nachkommen.
Trotzdem fordern moderne Feministinnen mit Unterstützung gesellschaftspolitischer Instanzen eine Androgynisierung der Geschlechter. Dass sich zwei Plus- oder Minuspole gegenseitig abstoßen, gehörte offensichtlich nicht zum Lernstoff der feministischen Kämpferinnen, ebenso wie die Humanbiologie. Mithilfe ihrer Aufklärungskompetenz lässt sich somit die gesellschaftlich-feministische Autorität kaum erklären.
Kurzer Einschub: Autorität ist nicht gleich Autorität. Der Sozialpsychologe Erich Fromm differenziert zwischen einer sogenannten rationalen und irrationalen Autorität, wobei erstere ihre Autorität qua Kompetenz erwirbt, sie Prüfung und Kritik durch andere unterworfen ist (die explizit erwünscht ist!), letztere hingegen sich durch Macht legitimiert, die Gegenseite durch Unterstellung nicht zwischen gut und böse unterscheiden zu können abwertet und Gegenmeinungen als Angriff gegen sich selbst auffasst.
Weil der moderne Feminismus offensichtlich nicht durch seine aufklärerische ompetenz brillieren kann, muss er sich seine hegemoniale Stellung durch die Kompromittierung der Gegenseite sichern. Wer dem modernen Feminismus, der als irrationale Autorität aufzufassen ist, skeptisch gegenübersteht, kann es den selbsternannten Kämpferinnen nie recht machen. Schlägt er sich in manchen Punkten auf die Seite der Freizeitkämpferinnen werden ihm Heuchelei, Scheinheiligkeit und Hinterhältigkeit an den Kopf geworfen. Drescht man hingegen mit argumentativer Rute auf eine Feministin ein, wird man als unsolidarischer Nestbeschmutzer betrachtet. Kurzum: Egal was man macht, man befindet sich auf verlorenem Posten. Ganz oder gar nicht, für uns oder gegen uns, lautet ihre Devise.
Unter diesem Sachverhalt kann das gegenwärtige Reich der jungen Feministinnen als real gewordene Demokratiedystopie aufgefasst werden, in dem EINE Meinung, die Unterwerfung zugunsten der feministischen Ideologie und die Vulva als weltliches Götzenbild vorherrschen. Wie sonst können die aggressiv-emotionalen Ausbrüche gegenüber Feminismusskeptikern, die unsachgerechte Abwertung antifeministischer Meinungen und das schamlos obszön-aufdringliche Präsentieren der eigenen Vulva aufgefasst werden?
Warum den feministischen Marktschreierinnen bei der Unterstützung von Müttern, Alleinerziehenden und Geschiedenen die kämpferische Stimme versagt, wissen nur sie selbst. Trotzdem schreien und motzen sie, schreien und fordern sie, um zu schreien. Interessiert es sie womöglich nicht, dass gerade diese weiblichen Genossinnen ihre Unterstützung so dringend nötig hätten?
Stattdessen setzt sich die jung-feministische Avantgarde lieber mit den für sie „wichtigen“ Themen auseinander: Normales oder probiotisches Tampon? Tampon, Binde, Menstruationstasse oder freies Bluten? Alleine Bluten oder Gemeinschaftsbluten? So werden Luxusprobleme zu existentiellen hochstilisiert.
Möchte man den Kämpferinnen niedere Motive unterstellen, so handelt es sich um einen Mangel an Mitgefühl und Differenzierungsvermögen, die feministische Spreu vom Weizen zu trennen; sieht man hingegen höhere Motive als handlungsweisend an, so leiden die Damen, man muss es so sagen, am Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitätssyndrom, sie lassen sich zu leicht von ihren eigenen Problemen ablenken.
Solange der moderne Feminismus auf diese fanatische Art und Weise sein Welt- und Frauenbild anderen aufdrängen möchte, in dem Arbeit als oberstes Gut zur weiblichen Selbstverwirklichung hochstilisiert wird, eine Tätigkeit in natur- und ingenieurwissenschaftlichen Bereichen als Zeichen der Emanzipation vom „bösen“ Mann gelobt werden und demgegenüber die Mutterschaft und das Eheleben als diabolisches Gefängnis aufgefasst werden, solange gefährden die jungen Feministinnen die individuelle Lebensplanung andersdenkender junger Frauen und Männer.
In Afrika werden die weiblichen Genitalien verstümmelt, in Deutschland ist es die Wahlfreiheit sein Geschlecht nach seinen Vorstellungen auszuleben. Stattdessen bestimmt der feministische Klub, dass die Schere in allen Köpfen ihre gesetzt-feministischen Grundsätze schneiden soll, eine Girlande beschränkt-feministischer Ideen. Das ist ein massiver Einschnitt in die individuelle Freiheit, weil irrational autoritär.