Christian Schmidt ist seit Mai 2010 der Betreiber des Blogs „Alles Evolution“, der sich mit Geschlechterunterschieden, Evolutionsbiologie, der Männerbewegung und Pickup beschäftigt. Damit ist er einer der wohl meistgelesenen Blogger dieser Bewegung und gibt auch immer wieder Anstöße zu Diskussionen über ihr Auftreten und ihre Themen.
Arne Hoffmann: Christian, wie bist du zum Bloggen gekommen?
Christian Schmidt: Durch eine Verbindung von Büchern, bei der Biologie der Geschlechter erst über Bücher wie „Männer sind anders, Frauen auch“; bei der Männerbewegung war es „Frauen und Kinder zuerst“ von Paul-Hermann Gruner.
Ich habe dann in beiden Bereichen viel gelesen, und daraus ist die Lust entstanden, auch über das Thema zu diskutieren. Angefangen habe ich im Usenet, allerdings gab es keine geeignete Gruppe zu dem Thema. Ich habe daraufhin die Gruppe de.soc.gleichberechtigung gegründet und dort eine Weile diskutiert. Dann ging es über zu feministischen Blogs, aber leider ist dort das Diskutieren nicht einfach. Wenn man dort mit Biologie kommt, dann werden zumindest bei der Mädchenmannschaft und dem Mädchenblog die Kommentare nicht freigeschaltet und man selbst gesperrt. Irgendwann hatte ich die Nase voll und habe einfach einen eigenen Blog aufgemacht.
Aus meiner Erfahrung aus diesen Diskussionen heraus wollte ich von Anfang an einen Blog, bei dem beide Seiten mitdiskutieren können. Mir macht eine Diskussion mehr Spaß, wenn die andere Seite nicht niedergepöbelt wird oder Meinungen verboten werden. Deswegen habe ich versucht, ein möglichst sachliches Diskussionsklima in den Kommentaren zu erhalten. Daraus sind viele sehr schöne Diskussionen entstanden. Es hat natürlich auch den Nachteil, dass einige Meinungen in den Kommentaren stehen, die ich sehr extrem finde. Aber das ist letztendlich ein Folgeproblem einer offenen Kommentarpolitik
Arne Hoffmann: Dein Zugang zu Männeranliegen über das Evolutionsthema zu finden ist etwas ungewöhnlich. Warum rückst du gerade dieses Thema so stark in den Vordergrund?
Christian Schmidt: Ich gehe davon aus, dass auch der Mensch ein Produkt der Evolution ist und dies auch gerade den „sozialen Bereich“ und das Geschlechterverhältnis betrifft. Wir sind nicht durch unsere Biologie determiniert, aber disponiert, weil wir zwar machen können, was wir wollen, aber nicht wollen können, was wir wollen. Die Mechanismen dahinter, etwa die Wirkung von Hormonen und die Entstehung von sexueller Identität etc. finde ich sehr interessant. Leider werden diese in der feministischen Theorie, insbesondere im Genderfeminismus, nicht berücksichtigt. Die dortigen Theorien, die von einer gesellschaflichen Entstehung ausgehen, verdrängen die Biologie einfach, was auch einer meiner Hauptkritikpunkte ist. Die Ansichten dort sind meiner Meinung nach eher Ideologie, und mich interessieren die Mittel, diese Ideologie zu schützen, indem andere abgewertet und andere Meinungen ausgegrenzt werden. Allerdings sehe ich mich nicht als strikter Antifeminist. Ich finde bestimmte Theorien im Feminismus unlogisch, bin aber natürlich für eine Gleichberechtigung der Frau, aber eben auch der Männer. Mit einem Equityfeminismus, also einem Feminismus, dem es um Gleichberechtigung geht, kann ich gut leben.
Aus dem Interesse zu den Geschlechterthemen heraus interessiert mich zudem auch die „praktische Seite“ des Geschlechterverhältnisses: Was finden die Geschlechter jeweils an dem anderen gut, wie wird geflirtet, welche Vorgehensweisen sind gut und welche schlecht. Dabei finde ich viele Gedanken aus dem Pickup-Bereich sehr interessant. Sie passen zu vielen biologischen Thesen und auch zu meiner persönlichen Erfahrung.
Arne Hoffmann: Was sind in deinen Augen die wichtigsten Anliegen der Männerbewegung?
Christian Schmidt: Das erste Anliegen muss es sein, überhaupt wieder Seriösität zu gewinnen und das Vortragen von Männeranliegen akzeptabel zu machen. Danach sehe ich eine große Baustelle im Familienrecht. Ich könnte mir ein umfassenderes Sorgerecht vorstellen, aber auch ein Loslösen vom Halbteilungsgrundsatz hin zu einem Nachteilsausgleich. Momentan wird ja bei einer Scheidung im Prinzip einfach alles, was innerhalb der Ehe hinzugewonnen wurde, geteilt, sei es Einkommen oder Vermögen. Da wäre es aber heute gerechter, demjenigen, der einen ehebedingten Nachteil hatte, diesen Nachteil auszugleichen.
Ein weiteres Anliegen der Männerbewegung sollte es sein, die Männerabwertung und den Gynozentrismus in Teilen der Geschlechterdebatte abzubauen. Da hat sich einfach vieles angesammelt, was einen fairen Umgang der Geschlechter behindert. Es muss wieder möglich werden, ein Thema im Geschlechterbereich neutral zu diskutieren, ohne dass einem Sexismus vorgeworfen wird. Das gilt allerdings natürlich für beide Seiten, die sich da etwas zurücknehmen müssen. Aber der Feminismus ist hier eben etablierter und hat insofern häufig eine andere Basis. Wenn man sich aber feministische Forschung anschaut, dann wird dort häufig mit Methoden gearbeitet, die nur ein Ergebnis zulassen. Das sieht man bei der Debatte über Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen, wobei man sich an den absoluten Gehaltsunterschied von 23% klammert und diesen so darstellt, als ob er allein auf Diskriminierung beruht. Oder bei den Zahlen zur Falschbeschuldigung sexueller Übergriffe von angeblich 2%, die bei nährer Betrachtung nur die im Ermittlungsverfahren zugegebenen Falschbeschuldigungen, aber noch nicht einmal die Freisprüche oder andere Einstellungen beinhalten. Diese Komplexe sachlich aufzuarbeiten und dabei eben auch die Männerseite darzustellen halte ich für sehr wichtig.
Zudem ist die Akzeptanz von Männlichkeit – bei aller Akzeptanz anderen Verhaltens – meiner Meinung nach auch wichtig. In der Geschlechterdebatte wird leider vieles, was Männer gern machen, abgewertet und als Stütze des Patriarchats, hegemoniale Männlichkeit oder Phallokratie betrachtet. Alles Weibliche hingegen wird aufgewertet. Es ist aber nicht verwerflich, z. B. ein männliches Verhältnis zu Sex zu haben. Und weibliche Vorstellungen von Sex sind auch nicht besser oder reiner. Da liegt meiner Meinung nach einiges im Argen.
Ich würde mich freuen, wenn man dazu kommt, dass beide Geschlechter eine Verantwortung haben und auch beide Geschlechter „schuld“ an gesellschaftlichen Zuständen sind und nicht nur eines von beiden.
Arne Hoffmann: In einem deiner, wie ich finde, interessantesten Beiträge, argumentierst du gegen die beliebte Behauptung „Die Feministen sind ja auch nicht zum Dialog bereit, also ist Kampfrhetorik der richtige Weg“. Auch die beliebte Etikettierung von opportunistischen und devoten Männern als „lila Pudel“ schätzt du nicht wirklich. Findest du, dass wir Männerrechtler zu aggressiv auftreten? Christian Schmidt: Ja, durchaus. Ich glaube, dass viele Männerrechtler es anderen einfach zu einfach machen, sie als aggressiv oder primitiv abzustempeln. Wer in der Öffentlichkeit ankommen will, der muss sich als Gesprächspartner darstellen.
Eingewendet wird hier oft, dass man es es ja schon auf ruhige und sachliche Art versucht hat und die Gegenseite eh nicht an Gesprächen interessiert ist. Daher müsse man nun auf diese Art die Leute aufwecken und Aufmerksamkeit erregen. Aber meine Meinung nach muss man – selbst wenn man auf diese Weise vorgeht – eine gewisse Sachlichkeit beibehalten. Mir ist da zuviel Feinbild vorhanden und zuviele Beleidigungen von Frauen und Schmähungen der Gegenseite. Wer Frauen als Fotzen bezeichnet, der wird eben als primitiv wahrgenommen, und wer Gegnern die Gesprächsfähigkeit abspricht und es statt Argumenten dabei belässt, sie als Pudel zu bezeichnen, der macht es ihnen einfach, sie als Chaotentruppe darzustellen. Diejenigen, die dann tatsächlich diskutieren wollen, die Sachthemen in den Vordergrund stellen wollen, die werden dann in Sippenhaft genommen. Es greift zudem noch ein anderer Mechanismus: Wer so über Frauen herzieht und diese als Feind der Männer begreift, der macht es Frauen sehr schwer, Sympathie für eine solche Bewegung aufzubringen. Und damit vergrault er auch einen nicht geringen Teil der Männer, die durch eine Unterstützung der Männerrechtsbewegung nicht unattraktiver auf Frauen wirken wollen.
Ich denke: Man kann in der Sache hart diskutieren, auch harte Kritik äußern, aber man muss es auf einem bestimmten Sachlichkeitslevel halten. Und man sollte sich eben auch davor hüten, Frauen als Feind anzusehen und sie entsprechend zu behandeln.
Arne Hoffmann: Eines deiner Statements lautet „Meiner Meinung nach wird sich ein gerechter Umgang der Geschlechter nur in einem Dialog zwischen einem gemäßigten Maskulismus und einem gemäßigten Feminismus finden lassen. Feminismus hat natürlich viele gute Ansichten, die jeder Maskulist teilen sollte, wie die Gleichberechtigung der Geschlechter oder den Kampf gegen Frauenunterdrückung, die es in vielen Teilen der Welt ja durchaus gibt.“ In den USA sähen die ersten Feministinnen bereits ein, dass Männerrechtler sich gegen dieselben Probleme wenden wie sie selbst, nur mit einem anderen Fokus. Hierzulande werden deine Dialogbereitschaft und dein Aufruf zu verbaler Abrüstung allerdings kaum begrüßt. Katrin Rönicke, eine Feministin, die sich zu einem solchen Dialog bereiterklärt hat, wurde von ihren Gesinnungsgenossinnen augenblicklich gerüffelt, weil sie sich mit jemandem unterhalten will, der die feministische Ideologie nicht teilt. Währenddessen setzen die herrschenden Genderkader von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Bräunungsstudio Böll Himmel und Hölle in Bewegung, damit ein Dialog mit Männerrechtlern verhindert wird. Du selbst berichtest, dass du in feministischen Blogs sofort gesperrt wirst, sobald du Ansichten äußerst, die von der feministischen Ideologie abweichen. Was siehst du als Ursache für diesen deutschen Dogmatismus?
Christian Schmidt: Ich bin gar nicht sicher, ob das ein deutscher Dogmatismus ist. Auch auf Blogs aus anderen Ländern ist es nicht anders. Und es ist auch nicht auf allen feministischen Blogs so, allerdings den größeren wie Mädchenmannschaft und Mädchenblog.
Ich denke, es liegt daran, dass dort viel Glaube oder Ideologie herrscht. Die Theorien werden nicht mehr hinterfragt, sondern sind zu akzeptieren. Hinzu kommt noch, dass man in dem Genderfeminismus ja davon ausgeht, dass eh alles über den Diskurs bestimmt wird. Wenn man dann Gegenmeinungen zulässt, dann gibt man diesen Raum im Diskurs, was sich negativ auswirkt. Da es zudem keine objektive Wahrheit gibt, bringt es auch wenig, eine Diskussion zuzulassen. Es stehen dort nur Meinungen nebeneinander, und nicht passende Forschungsergebnisse sind eben nur Ausdruck der parteiischen patriarchischen Forschung und damit allenfalls ein Versuch der Männer, Macht zu gewinnen. In diesem System muss man eine Gegenmeinung gar nicht mehr logisch überprüfen – ihre Unrichtigkeit ergibt sich schlicht daraus, dass sie nicht feministisch ist. Das macht dann eine Diskussion überflüssig.
Arne Hoffmann: Glaubst du, dass die Mehrzahl der hiesigen Feministinnen jemals bereit sein werden, sich mit jemandem zu unterhalten, der ihre Weltsicht nicht teilt?“
Christian Schmidt: Was die Mehrzahl ist, hängt davon ab, wie man „Feministin“ definiert. Die untheoretische Feministin ist häufiger bereit zu diskutieren als die gendertheoretische Feministin. Um so tiefer diejenigen in der feministischen Theorie bzw. Ideologie stecken, um so mehr sinkt ihre Diskussionsbereitschaft.
Ich persönlich halte es dennoch immer noch für den richtigen Weg, eine Diskussion anzubieten und auf die Sachargumente hinzuweisen. Selbst wenn man die jeweilige Feministin nicht überzeugt, machen sich ja auch andere Mitleser ein Bild, die noch nicht so tief in der Materie sind. Wenn dort einer denkt „Warum weichen die eigentlich immer aus, das sind doch nachvollziehbare Argumente, die durch Forschung gestützt sind“, dann hat sich das Ganze schon gelohnt. Und ich hatte durchaus schon einige interessante Diskussionen bei mir auf dem Blog.
Arne Hoffmann: Worüber willst du dich mit Katrin Rönicke unterhalten, und was wäre für dich ein erfreuliches Ergebnis dieses Gesprächs?
Christian Schmidt: Über die verschiedenen Theorien zur Geschlechterentstehung. Ich muss sie in der Diskussion nicht überzeugen. Mir würde es vollkommen ausreichen, wenn sie danach den Eindruck hat, dass die „biologischen Theorien“ eine wissenschaftliche Basis haben und sie diese für vertretbar hält, auch wenn sie die Sache nach wie vor anders sieht. Sie ist ja gerade dabei, „Gehirn und Geschlecht“ zu lesen. Ich bin gespannt, wie sie es findet.
Arne Hoffmann: Die Kommentarspalte deines Blogs ist das einzige mir derzeit bekannte Podium, wo ein Dialog zwischen verschiedenen Lagern wenigstens in Ansätzen stattfindet. Oft prallen Fundamentalisten der diversen Fraktionen aufeinander und beide holzen mitunter ganz schön mit ihrer Rhetorik. Gibt es bestimmte Methoden, mit denen du verhinderst, dass ein Konflikt eskaliert und dir das Hickhack den letzten Nerv raubt?
Christian Schmidt: Ich sehe die Kommentare als wesentlichen Bestandteil meines Blogs. Ohne sie würde es mir wesentlich weniger Spass machen. Zudem ist der Blog ja auch aus dem Gedanken entstanden, dass man in anderen Blogs nicht so frei diskutieren darf. Das ist eines der Dilemmas: Ich möchte auch bei extremen Meinungen keine Zensur ausüben. Allerdings versuche ich, Beleidigungen und Angriffe, gerade gegen andere Kommentatoren, möglichst zu editieren. Ich füge dann ein „Editiert: Bitte sachlich bleiben und andere nicht beleidigen“ oder ähnliches und versuche, so viel wie möglich vom Inhalt stehen zu lassen. Allerdings kostet das Zeit, und mit dem gesteigerten Kommentaraufkommen ist das nicht immer einfach umzusetzen. Es kann dann auch mal etwas dauern, bis ich dazu komme. Wenn jemand gar zu beleidigend wird, dann verschiebe ich den Kommentar meist erst einmal in den Spamordner und lasse mir mit dem Bearbeiten etwas Zeit. Zudem versuche ich, auf inhaltlich zu extreme Kommentare zeitnah selbst zu antworten und deutlich zu machen, dass ich sie für falsch halte, damit die Leute sehen, dass dem widersprochen wird und es nicht der Gesamtton des Blogs ist. Aber ich denke, viele werden immer noch abgeschreckt durch teilweise sehr extreme Meinungen. Eine perfekte Vorgehensweise habe ich also leider auch noch nicht gefunden. Glücklicherweise merken viele, die einfach nur stänkern und beleidigen wollen, dass es nicht der richtige Blog für sie ist, und kommentieren nicht mehr.
(Anmerkung des Interviewers: Aktuell empfiehlt sich z.B. ein Blick auf den Kommentarstrang unter einem Beitrag über die Hetze der aktuellen EMMA gegen Männerrechtler, die eine reine Abfolge von Ad-personam-Attacken darstellt. Im starken Kontrast dazu stehen die unaufgeregt analytischen Kommentare unter Christians Blogbeitrag, die sich vom Niveau her einige Kilometer über dem der Diskussion zugrunde liegenden EMMA-Artikel befinden. Das dadurch entstehende Missverhältnis ist fast schon lustig – ein bisschen so, als ob eine Runde renommierter deutscher Geisteswissenschaftler die Beiträge auf kreuz.net erörtern würde.)
Arne Hoffmann: Lesenswert finde ich auch deinen Beitrag, in dem du die verschiedenen weltanschaulichen Lager der Männerrechtsbewegung näher skizzierst und voneinander trennst – eine intellektuelle Aufgabe, von der so mancher Gender-Studiosi komplett überfordert ist: Dort nimmt man anscheinend nur Extremisten und Fundamentalisten vom rechten Rand wahr. Allerdings wurde dir aus dem fundamentalistischen Lager der Männerrechtsbewegung entgegenhalten, du würdest Kategorien erfinden, die de facto von niemandem besetzt sind. Könntest du hier noch einmal deine aktuelle Wahrnehmung schildern, welche Strömungen du in der Männerrechtsbewegung beobachtest, welche Vertreter es dafür gibt und wie du deren Chancen bewertest?
Christian Schmidt: Ich denke es gibt einen konservativen Maskulismus, der die Geschlechterrollen erhalten will und eher religiös und familienorientiert argumentiert, einen radikalen Maskulismus, der vieles mit dem gemein hat, was üblicherweise als Gesamtbild des Maskulismus dargestellt wird und der auf Auseinandersetzung und Konfrontation mit klarem Feindbild (Feminismus oder gar Frau) ausgelegt ist, einen reinen Gleichberechtigungsmaskulismus, der für gleiche Rechte in allen Bereichen ist, einen biologischen Maskulismus, der das Geschlechterverhältnis nach den Erkenntnissen der Biologie und auch der Evolutionsbiologie neu bewerten will, einen linken Maskulismus, der dann eher bei den soziologischen Rollenbildern ansetzt und diese umgestalten möchte, und – auch wenn man das so oder so sehen kann mit der Zuordnung – auch einen profeministischen Maskulismus, der meint, dass es das Beste für die Männer ist, wenn sie ihre „hegemoniale Männlichkeit“ überwinden, sich quasi vom darin verkörperten Bösen reinigen, indem sie ihre Privilegien als Mann überdenken und das Patriarchat bekämpfen. Dazu tritt ein Bereich, der sich nahezu ausschließlich auf Väterrechte beschränkt. Natürlich gibt es diese Bereiche nicht so starr. Es gibt viele Überschneidungen und Mehrfachzuordnungen.
Der radikale Maskulismus ist durchaus stark. Viele werden davon angezogen, weil sie dort Zorn loswerden können und man auch keinen anderen Weg sieht, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Die anderen Bereiche sind nicht so laut, aber deswegen fallen sie nur weniger auf. Meiner Meinung nach wird die aktuelle Forschung ein immer klareres Bild von den Geschlechtern und ihrer Entstehung gewinnen, und man wird viele biologische Zusammenhänge erkennen. Irgendwann wird dieser Forschungsstand so überwältigend sein, dass er sich allgemein durchsetzt. Das wird diesem Bereich auch noch einmal Aufschwung geben. Der konservative Bereich ist auch gar nicht mal so klein. Der linke Bereich wird es schwer in der linken Szene haben, weil dort die Begrifflichkeiten sehr fest sind. Da müssten viele sehr umdenken. Dafür hat er den Vorteil, dass er „unverdächtiger“ ist. Ein sehr großer Bereich sind sicherlich Väter, die um ihre Rechte kämpfen, und auch da zeigt sich schon einiges an Wandel. Gerade dieser Bereich wird deutlich zunehmen. Ich hoffe insgesamt, dass die Diskussion sachlicher wird und von Argumenten und nicht von Beleidigungen und Anfeindungen geprägt wird.
Arne Hoffmann: Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Gute Nacht und viel Glück!