Kosmopolitismus in Zeiten der Globalisierung

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Ein Kosmopolit ist jemand, der sich als Bürger der ganzen Welt versteht. Grenzen, sei es staatlicher oder nationaler Art, spielen für ihn keine wesentliche Rolle. Ein Kosmopolit fühlt sich überall zuhause. Seine Heimat ist die ganze Welt.

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Formuliert wurde das Ideal des Weltbürgertums bereits in der Antike, am deutlichsten in der Philosophie der Stoa. Die Gesetze des Kosmos spiegeln sich im Leben des einzelnen Menschen wider. Und umgekehrt: Das Leben des Einzelnen spiegelt sich in der Struktur der Welt, des Kosmos, wider. Doch erst in der Zeit der Aufklärung fand das Ideal des Weltbürgertums Eingang in die politische Theorie. Entscheidend waren dabei auch die Ideale der Humanität und der Einheit der Menschheit. Ein Mensch wurde in erster Linie als Mensch und nicht als Repräsentant einer Nation oder eines Staates betrachtet.

Für Immanuel Kant ist der Kosmopolitismus eine moralische Haltung des Menschen, die ihren Ausdruck in der politischen Weltordnung, im Verhältnis der Staaten zueinander, finden soll. Die Folge der Übertragung dieser Haltung auf das Weltgeschehen sollte ein ewiger Frieden sein. Kant fordert ein Weltbürgerrecht, das auf dem freien, arglosen Verkehr der Völker der Welt beruht. Doch zu Kants Lebzeiten war das Ideal des Weltbürgertums ein kaum zu realisierender Traum.

Gegenwärtig, im Zeitalter der Globalisierung, sind die Chancen dafür, dass sich der Kosmopolitismus durchsetzt, größer denn je. Der Globalisierungsprozess vollzieht sich auf den Ebenen der Kommunikation, der Wirtschaft und der Politik. Über das Internet können wir in Sekunden Kontakt mit Menschen auf der ganzen Welt aufnehmen und mit ihnen kommunizieren. Nicht Geschlossenheit und Eingrenzung, sondern Offenheit und Interesse für die Anderen und die Fremden bestimmen die globale Kommunikation. Der Wille zur Kommunikation mit der ganzen Welt ist kosmopolitisch.

In der Wirtschaft hat sich ein weltumfassender Kapitalmarkt herausgebildet. Die Produktion wird weltweit verteilt. Somit sind auch die Firmenmitglieder weltweit verteilt und operieren weltweit. Das Kapital wird internationalisiert: Global agierende Firmen lassen sich keinem „Mutterland“ zuordnen.

In der Politik beobachten wir die Entstehung von transnationalen Netzwerken und Organisationen. Die Politik wird immer weniger als nationale Politik gesehen. Die Zukunft gehört globalen Politiknetzwerken. Neben den transnationalen Organisationen wie UNO und EU, die von einzelnen, nationalen Regierungen getragen werden, kommt den weltweit operierenden Nicht-Regierungs-Organisationen eine besondere Bedeutung zu. Ihre Arbeit konzentriert sich zum Beispiel auf Menschenrechtsfragen, Verbraucherschutz und kulturelle Zusammenarbeit. Entscheidend ist, dass die Menschen, die in solchen Organisationen aktiv sind, sich der (national-)staatlichen Kontrolle weitgehend entziehen. In ihrer Arbeit kommt der kosmopolitische Geist daher ganz besonders zum Ausdruck.

Die Kosmopolitismus kann jedoch nicht alleine oder nicht entscheidend „von oben“, durch eine globale Weltordnung, durch globale Strukturen, den Menschen auferlegt werden. Er kann im Wesentlichen nur vom einzelnen Menschen, „von innen“ herausgebildet werden. Äußere Faktoren können seine Herausbildung nur verstärken. Universelle Werte sollen „ins Herz der Menschen“ getragen werden, wie es der israelische Soziologe Natan Sznaider hervorhebt. Diese Werte werden zum festen Bestandteil der persönlichen Identität des einzelnen Menschen und können dadurch politisch wirken.

Für einen Kosmopoliten ist das Individuelle wichtiger als die Gruppenzugehörigkeit. Für ihn sind  Kollektividentitäten wie Nation, Rasse, Geschlecht, Religion oder Kultur nicht entscheidend. Er fühlt sich eins mit der Menschheit und mit der Welt. Der Kosmopolit verinnerlicht universelle Werte: Individualismus und Universalismus gehen bei ihm eine identitätsstiftende Verbindung ein. Für den Kollektivismus bleibt da kaum Platz. Die kosmopolitische Haltung zeichnet sich demnach durch etwas scheinbar Paradoxes aus: einerseits durch die Ausrichtung auf das Individuelle, andererseits durch die Ausrichtung auf die Weltgemeinschaft und auf das Universelle.

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Literatur:

  • Immanuel Kant, Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht, 1784;
  • Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden, 1795;
  • N. Bolz/F. Kittler/R. Zons (Hrsg.), Weltbürgertum und Globalisierung, München 2000;
  • N. Sznaider, Gedächtnisraum Europa. Die Visionen des europäischen Kosmopolitismus. Eine jüdische Perspektive, Bielefeld 2008.
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Ich studierte Philosophie, Soziologie und Sprachwissenschaften.
Meine Doktorarbeit schrieb ich über den Begriff der Lebenswelt.

Ich stehe in der Tradition des Humanismus und der Philosophie der Aufklärung. Ich beschäftige mich vorwiegend mit den Themen "Menschenrechte", "Gerechtigkeit", "Gleichberechtigung" und "Demokratie".

In meinen Büchern lege ich besonderen Wert auf Klarheit und Verständlichkeit der Darstellung. Dabei folge ich dem folgenden Motto des Philosophen Karl Raimund Popper: „Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann“.