Guy Fawkes: „Wahrer Maskulismus kann nur links sein“

Normalerweise möchte ich, dass sich meine Interviewpartner namentlich zu erkennen geben: schon als Gegengewicht zu diversen Forengroßmäulern, die im Schutz der Anonymität die gruseligsten Unsäglichkeiten von sich geben. Insbesondere die Männerrechtler, die im politischen Spektrum deutlich links stehen, haben nach der Männerrechtler-sind-rechtsextrem-Diffamierungskampagne aus dem Hause Kemper, Gesterkamp, Rosenbrock & Co. jedoch Angst, dass ihr Umfeld von ihrem Engagement für Männeranliegen erfährt, weil sie befürchten, dann als verkappte Nazis zu gelten und mit Repressionen rechnen zu müssen. Der Psychoanalytiker Josef Aigner hatte sich einmal deutlich zu dem so entstandenen repressiven Meinungsklima geäußert:

Was mich besorgt macht, ist, dass die Spaltungsbereitschaft – hier lobenswerte Feministinnen, dort gefährliche Maskulisten – zuzunehmen scheint. Es gibt deshalb (auch an der Universität) eine Scheu von Männern, sich dazu noch zu äußern. Das ist kein wünschenswerter Zustand, wie alle an offenem Diskurs Interessierte zugeben werden. Zu schnell landet man(n) im „rechten“ Eck und wird das, was man(n) zur Geschlechterfrage sagt, verkürzt als „reaktionär“, „männerbündlerisch“ usw. diffamiert.

Das führt dazu, dass ich inzwischen mit mehreren linken Männerrechtlern in Kontakt stehe, für die Anonymität unabdingbar ist. Einer von ihnen wollte sich von mir nur unter einem Decknamen interviewen lassen (sein Klarname ist mir selbst bekannt). Ich habe mich schließlich dazu bereit erklärt. Als sein Pseudonym wurde aus naheliegenden Gründen Guy Fawkes gewählt.

Arne Hoffmann: Guy, wenn ich so auf meine Kontakte zurückblicke, bist du einer der ersten Männerrechtler, der sich mir gegenüber als dezidiert links geoutet hatte. Was hat dich zu dieser Verortung gebracht?

Guy Fawkes: Der erste werde ich kaum gewesen sein: Es gab ja schon die „Roten Männer“ der SPD, die sich leider aufgelöst haben, und dann wäre da ja noch ein gewisser Arne Hoffmann, der sich als linksliberal bezeichnet und bei dem man sich mit einem kurzen Blick in seinen Blog „Hinter meinen Schreibtisch“ überzeugen kann, wie er sich gegen die neue Fremdenfeindlichkeit engagiert, was typisch für Linke ist.

Wenn ich etwas von Linken gelernt habe, dann dass man niemanden aufgrund seiner Zugehörigkeit zu welchem Kollektiv auch immer abwerten und verurteilen sollte, es sei denn, es handelt sich um Zugehörigkeit über Weltanschauungen, wie etwa dem Nationalsozialismus – und selbst hier sollte man sich um Sachlichkeit bemühen und nicht persönlich angreifen. (An dieser Stelle: Ich bin kein Heiliger). Was wir derzeit aber erleben, ist ein ständiges Männerbashing, Abwertung aufgrund der Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht, gerade auch und ganz besonders von Linken.

Das stellte schon Michail Savvakis fest: Wenn es heißt „Männer sind … “ oder „Männlich ist … “ dann folgt dem unweigerlich eine Abwertung. In der Physik gab es mal einen Quantensprung: Man hat aufgehört, die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen und angefangen, mit Licht zu messen. Einen ähnlichen Quantensprung gab es auch im Männerbashing. Es war nicht mehr nötig, Männer und Männlichkeit abzuwerten, man konnte das Adjektiv „männlich“ im Sinne von „böse“ oder „schlecht“ verwenden.

Ein Beispiel: Die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen verkündete, dass das „männlich-tradierte“ Berufsbild ausgedient habe. Klarer Fall: Was „männlich-tradiert“ ist, das ist schlecht, das muss weg. Nur: Was wollte sie damit verkaufen? Antwort: Ein „flexibles“ Leben mit ständig wechselnder Arbeit und Phasen der Arbeitslosigkeit. Oder das Grundsatzprogramm der SPD, wo es heißt, dass man die männliche Gesellschaft überwunden werden muss, um die menschliche zu erreichen, denn was männlich ist, ist schlecht, das weiß inzwischen jeder und deshalb muss es auch nicht mehr erklärt werden.

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Für mich bedeutet links sein auch Solidarität mit (sozial) Schwachen. Zwar demonstrieren Männer ständig Stärke, das ist aber nicht selten nur Kulisse. (Was nicht heißen soll, dass dieser Zusammenhang ungefährlich ist; häufig wird Schwäche mit Gewalt kompensiert). Wenn man sich die aktuelle Situation anschaut, kann man wenig von einem die ganze Gesellschaft durchziehenden Sexismus gegen Frauen sehen, sondern findet das Gegenteil vor. Das Geschlecht, welches angeblich bevorzugt ist, welches die Macht hat, bringt sich häufiger um, wird häufiger obdachlos, wird an den Schulen diskriminiert, womit leicht das ganze Leben auf Elend gestellt wird, verliert seine Kinder bei Trennung, betäubt sich häufiger mit Alkohol, wird kriminalisiert, übt die härtesten und gefährlichsten Jobs aus, wird im Krieg verheizt, stirbt insgesamt früher. All das wäre nicht der Fall, wenn etwas dran wäre an der Geschichte vom bevorzugten Mann, eine Geschichte – um es klar zu sagen –, die von den Siegern im „Geschlechterkrieg“ geschrieben wird. All diese Not wäre für den Sexisten nur dann ein Thema, wenn sie mehrheitlich Frauen und Mädchen betreffen würde. Damit führt er das alte Prinzip weiter, wonach man Anteilnahme, Hilfe und Empathie besonders gegenüber dem weiblichen Geschlecht übt. Früher vertrat ich die Auffassung, dass es falsch sei, Jungen das Weinen abzuerziehen. Inzwischen bin ich am zweifeln: Wenn das Leben so viel härter zu Männern ist, ist eine Erziehung zu Härte vielleicht überlebensnotwendig. Und um den zwangsläufigen Einwand vorzugreifen: Dass Männer die Mehrheit der Chefposten besetzen, ist einfach die Folge davon, dass der Mann alternativlos zu einem Leben in Arbeit verurteilt ist.

Links sein bedeutet weg zu kommen von dem Mann als Soldat und Arbeitsdrohne hin zu mehr Menschlichkeit. Was viele nicht kapieren: Das ist weniger etwas, was man vom Mann einfordern kann, als viel mehr etwas, was man ihm ermöglichen muss. Wer die menschliche Gesellschaft will, muss Männer – unter respektvoller Wahrung ihrer Autonomie – menschlich behandeln.

Arne Hoffmann: Interessanterweise gab es gegen die „roten Männer“ damals keinerlei Einwände. Heute weht linken Männerrechtlern von einigen Fundamentalisten der Bewegung schon eher der Wind ins Gesicht, und manche tun sogar so, als bedeute es den Untergang der Bewegung, wenn sich Männerrechtler in linke und rechte Männer „aufspalten“ würden. Wie ist man dir als dezidiert linkem Männerrechtler begegnet? Gab es Konflikte mit konservativen (oder radikal rechten) Männerrechtlern?

Guy Fawkes: Ohjemine. Ich fang hart an und mach weich weiter: Eine der ersten Reaktionen auf den rechtsterroristischen Anschlag in Norwegen war ein großes, blinkendes „Linke sind die Pest“. Was dem Poster entgangen sein mag und ihm wahrscheinlich bis heute nicht einsichtig ist, ist, dass Breivik sich exakt dasselbe dachte. Die Pest ist eine Seuche. Mit einer Seuche diskutiert und verhandelt man nicht, man rottet sie aus. Selbst einige wenige, ernüchterte politisch Inkorrekte räumten ein, dass Breivik lediglich die Theorie in die Praxis umgesetzt hatte. Für die Mehrheit war aber der Fall klar: Die eigentliche Schuld würden die bösen, linken Gutmenschen mit ihrer Gesinnungsdiktatur tragen. Und auch hier wieder: Exakt dasselbe denkt sich auch Breivik. Er hat seiner Denke nach lediglich „zurückgeschossen“ gegen die Bedrohung unserer Hochkultur. Dass er jetzt militärische Ehrungen und mehr verlangt, ist kein Zeichen einer Geisteskrankheit sondern nur sehr, sehr konsequent gedacht.

Die wenigsten Rechtspopulisten haben Mord und Totschlag im Sinn. Und die Vorstellung, dass eigene Anschauungen, konsequent umgesetzt, zu diesem Massaker führten, ist echt harter Tobak, da greifen Abwehrmechanismen. Ich nehm Linke da nicht aus. Der linke Umgang mit DDR, RAF und Sowjetunion etwa ist nicht gerade selbstkritisch. Linke wollen mit Stalin nichts zu tun haben: „Keiner von uns!“ Rechte wollen mit Hitler nichts zu tun haben: „In Wirklichkeit ein Linker!“ Das sollte man beiden Parteien zugute halten.

Es ist ein altbekanntes Prinzip, dass es sich immer leichter über jemanden lästern bis hetzen lässt, wenn der Betreffende nicht dabei ist. Nach diesem Prinzip sind feministische Diskussionsrunden aufgebaut. Was dabei über den Mann rauskommt, ist nicht freundlich und führt – Feministen haben es gut dokumentiert – zur Aberkennung der Menschenwürde des Mannes. Deswegen bin ich auch dankbar für jede weibliche Wortmeldung in maskulistischen Foren.

Mein Feindbild „rechts“ war früher schön einfach – ich habe nie mit Rechten geredet. Im Zuge meines Engagements für Männerrechte kam ich natürlich auch mit rechten Männerrechtlern in Kontakt. Das nötigte mir neue Sichtweisen und Differenzierungen auf. Viele Radikalinskis in den Reihen der Rechten machen es einem einfach, alle Vorurteile bestätigt zu sehen. Was aber ist von jenem Rechten zu halten, der Gewalt ablehnt, sich zum Rechtsstaat bekennt und – Gipfel der Verwirrung – noch nicht mal fremdenfeindlich ist? Ich spreche hier nicht von taktischen Heuchlern, sondern von solchen, die einen Kanon aus meist traditionellen Werten pflegen, von denen einige gar nicht so schlecht sind. Der Konservative hierbei ist mir noch am sympathischsten, er ist im besten Sinne berechenbar also zuverlässig. Er scheitert halt dort, wo sich neue Probleme mit Altbewährten nicht lösen lassen. Der „Geschlechterkonflikt“, was auch immer das ist, ist so ein Problem.

Der rechts-konservative Männerrechtler will zurück zur alten Ordnung; er der Jäger, sie die Hüterin des Feuers. Er ist so weit, leider aber oft eben nur so weit Verbündeter, wie er Ehre und Ansehen für die männliche Ernährerrolle wiederherstellen möchte. Okay, die Liebe einer Familie, für die man sich aufopfert, ist verdammt viel wert, aber ich halte es dennoch für einen schlechten Deal für den Mann. Selbst dann noch, wenn er als Vater gegenüber der Mutter gleichberechtigt wäre im Falle der Trennung. Einer jüngeren Untersuchung zufolge nannte jeder – jeder! – dem Tode nahe Mann, befragt, was er bereue, dass er zuviel gearbeitet hatte. Der Kluge lernt auch aus den Fehlern anderer.

Das Leben des Jägers ist härter als das der Hüterin, da bleibt mancher auf der Strecke, das führt mich zu Toleranz gegenüber Gewalt. Vor kurzem regte man sich bei der Mädchenmannschaft über einen Werbespot auf, der eine gewalttätige Handlung gegen eine Frau als Witz verpackt darstellte. Ich behaupte: Darstellung von Gewalt gegen Männer ist viel alltäglicher, so alltäglich, dass sie schon gar nicht mehr wahrgenommen wird. Sie ist systemimmanent und hat archaische Wurzeln.

Es ist der Standard, dass man gegenüber dem Mann weniger Empathie übt. Beispiel: Man könnte das fröhliche Action-Spektakel nicht genießen, wenn zur Abwechslung mal eine Wachfrau und kein Wachmann vom Helden oder der Heldin im Vorbeigehen gekillt werden würde. Der Tod eines Mannes wird einfach hingenommen, macht nicht betroffen, trübt nicht den Spaß, es wird nicht mal bemerkt: Hier ist gerade einer durch Gewalt gestorben. Wäre uns die Unversehrtheit des „kampftauglichen“ Mannes genauso wichtig wie die von Frauen und Kindern, Kriege wären viel schwerer möglich. Es ist ein männliches Prinzip, dass wir die Regeln des Krieges nicht auf Frauen und Kinder anwenden. Sie werden nicht nur von der direkten Kriegsbeteiligung freigestellt, man unternimmt nicht selten auch Anstrengungen, sie davor zu schützen. Das geht oft genug schief, siehe etwa Massenvergewaltigungen, aber Krieg ist nunmal Barbarei – es geht ums Töten – und inmitten der Barbarei den Regeln der Zivilisation Geltung zu verschaffen ist ein Paradoxon.

Dieser relative Mangel an Empathie gegenüber dem Mann wird vom Feministen – dem eigentlichen Reaktionär in der ganzen Debatte – weitergeführt. Der Feminist übt noch weniger Empathie in vielen graduellen Steigerungen bis hin zum Endpunkt, dem Holocaust am Mann. Man lasse sich nicht davon täuschen, wenn der Feminist den weichen Mann fordert, dazu komme ich gleich noch mal. Ich weiß, mathematisch korrekt ausgedrückt, dass mindestens ein Feminist schon mindestens einen Mann mit Lust und Genuss gefoltert hat. Das Video ohne Tonspur trug den Titel „Omelett“; bemühe jeder seine Phantasie. Als mir damals dieses Video lachend vorgeführt wurde, wurde ich nicht von Entsetzen und Hass auf die Täterin gepackt, wie es der Fall gewesen wäre, wenn dort eine Frau mit Lust gefoltert worden wäre. Zu dem Zeitpunkt war ich noch Feminist. Aber dagegen gibt es gar nichts zu sagen, der überwundene Gewaltherrscher löst kein Mitleid, sondern Schadenfreude aus; als ich das Video von der Hinrichtung Saddam Husseins gesehen habe, war ich auch nicht betroffen, ich war kalt. Dass der Feminist den weichen Mann fordert, ist heuchlerisch oder bigott. Der weiche Mann ist nur von Interesse, solange er Fraueninteressen dient. Der „neue Vater“ zum Beispiel, der „verzweifelt“ gesucht wird, er ist nur von Interesse, weil er seiner Partnerin die Karriere ermöglichen soll. Aber er hat sich ganz schnell zu verpissen, wenn die Mutter entscheidet, dass sie nun ein Leben ohne ihn führen will. Als das Bundesverfassungsgericht den Gesetzgeber beauftrage, den unehelichen Vater aus seiner rechtlosen Position herauszuholen, stieß das durchgehend auf Ablehnung derjenigen, die immer so geschwollen von „Gleichberechtigung“, gar „Gleichstellung“ reden.

Dass der Mann hart sein muss nach den Regeln des Überlebens des Menschen oder eingegrenzt, eines Volkes, ist auch die Perspektive des Rechtsmaskulisten. Er der Jäger, sie die Hüterin des Feuers. Der Jäger nimmt größere Gefahren auf sich und muss relativ zur Frau härter sein. Auslese gehört zwangsläufig dazu. Nicht schön, aber notwendig. Ich hatte hierzu mal eine bezeichnende Diskussion mit einem Rechtsmaskulisten. Frauenquote? Klarer Fall: Abgelehnt. Männerbashing? Ebenfalls: Verurteilt. Aber Hilfe für männliche Opfer häuslicher Gewalt? Da wollte er nicht mehr mitgehen. Als Mann hat man damit allein klarzukommen, und wenn nicht: Auslese gehört dazu. Der Rechtsmaskulist kann gut leben mit einer Welt, die härter zu Männern ist, solange der Mann dafür geehrt wird. Für ihn ist das eine Notwendigkeit. Das ist der Knackpunkt, warum Links- und Rechtsmaskulismus unvereinbar sind.

Die Front verläuft aber zumindest zu den gemäßigten Rechten weniger hart, als man meinen möchte. Ein Bewusstsein für Männerrechte hat übernationalen und damit linken Charakter. Das Schicksal des beschnittenen Jungen in Afrika löst dann genauso Betroffenheit aus wie das des deutschen Trennungsvaters.

Arne Hoffmann: In den letzten Wochen habe ich mit so manchen Männerrechtlern gesprochen, die von sich sagen: Eigentlich stehe ich in den meisten Fragen links, aber bei dieser sexistischen Politik, die von linken Parteien betrieben wird, ist mir eine entsprechende Positionierung inzwischen unmöglich. Infolgedessen ordnen sie sich in keinem der politischen Lager mehr ein oder finden die Lagerbildung generell daneben. Bedeutet es für dich auch einen inneren Konflikt, einerseits links und andererseits Männerrechtler zu sein bzw. den Feminismus zu kritisieren? Fühlst auch du dich in deiner eigenen Fraktion zunehmend unbehaust, oder siehst du das Ganze gelassener?

Guy Fawkes: Die Linke wurde meines Erachtens vom Feminismus übernommen. Die Mainstreamlinke ist klar profeministisch, was – neben dem angesprochenen Sexismus – vor allem bedeutet, dass Arbeit zu einem Privileg erhoben wurde.

Ich muss da weiter ausholen: Der Volksmund kennt das Sprichwort, dass man nicht lebt um zu arbeiten, sondern dass man arbeitet um zu leben. Die Arbeit ist demnach nur ein notwendiges Übel, mit dem das eigentliche Leben unterhalten wird. Für die wenigsten Menschen bedeutet Arbeit Selbstverwirklichung. Wäre es anders, wäre die Erde ein Paradies. Das weiß man auch. Man weiß es dort, wo gegenüber dem Arbeitslosen der Verdacht geäußert wird, er mache es sich in der sozialen Hängematte bequem, sei ein „Sozialschmarotzer“. (Es gibt grundsätzlich zwei Perspektiven auf den Arbeitslosen: Er will nicht oder er kann nicht. Die eine Haltung ist feindselig, stigmatisierend, die andere solidarisch. Jetzt ist aber auf den ersten Blick ersichtlich, dass der Arbeitsmarkt die Millionen von Arbeitslosen schlicht nicht aufnehmen kann, und wenn es so einfach wäre, sich selbstständig zu machen und ein Unternehmen zu gründen, hätten wir keine Wirtschaftskrise. Jetzt herrscht der Blick vor, dass er nicht wolle, weshalb man auf die Lösung verfällt, den Druck zu erhöhen mit Leistungskürzungen und allerlei anderen Zumutbarkeiten, dann würde es schon klappen. Da er aber tatsächlich nicht kann, erfüllt sich nicht der libertäre Wunschtraum, dass er dann auf eigenen Beinen stände, sondern es vermehrt sich nur das Elend; dies ist dort zu beobachten, wo man nach einer Frist ganz radikal alle Leistungen entzieht.)

Arbeit bedeutet Plackerei, Mühsal und Leid. Der Linke wusste das auch mal. Der Linke wusste ebenso: Ein Mensch, der sich nicht frei gegen die Arbeit entscheiden kann, ist auch nicht frei. (Die Arbeit muss nun mal erledigt werden? Ja, aber diese Notwendigkeit ändert nichts am Status der Unfreiheit; und über die Regeln, wie das abläuft, muss auch diskutiert werden). Der Versuch der Umsetzung der linken Pat-end-lösung auf dieses Problem hat – Stalin und Mao – 60 Millionen Menschen das Leben gekostet (hoch gegriffen). Man entschuldige meine pietätlose Wortwahl, ich will es auf den Punkt bringen: Millionen Menschen ermordet, weil Arbeit Scheiße ist.

Der Feminist nun gibt mit Blick auf die Frau eine neue Welt aus: Arbeit, mit Ausnahme der „Erziehungsarbeit“, ist der Himmel. Arbeit ist gut, stiftet Identität und Transzendenz und führt zu Ruhm, Geld und Macht. Frau auf den Arbeitsmarkt, Kinder in die Kitas: „Arbeit macht frei“ ist die feministische Richtlinie für Frauenpolitik –– und diese Formulierung würde der Feminist auch verwenden, wenn dieser Spruch nicht verbrannt wäre. Diese Politik wird von allen großen Parteien verfolgt, womit der Meinungs- und Parteienpluralismus, eine Säule der Demokratie, fällt.

Der Feminist erinnert sich nur dann daran, dass Arbeit Scheiße ist, wenn er beweisen will, dass sich Männer die besten Arbeitsplätze gesichert haben. Dann führt er Kassiererin, Putzfrau, Krankenschwester und Altenpflegerin an. Er zieht aber keine linke Konsequenz daraus, weil er in gewisser Weise eine Schimäre aus Libertären und Linken ist. Je nach Geschlecht und Status wendet er mal linke, mal libertäre Prinzipien an. Der hochstehende Mann ist – links gedacht – Nutznießer unverdienter Privilegien, Tyrann und Ausbeuter. Der gescheiterte, überwundene Mann ist – libertär gedacht – selbst schuld. Biste arm: Selbst schuld! Als Mann gleich doppelt, denn als Mann ist man privilegiert, und da muss man sich schon blöd anstellen. „Buhu, da heult er, der Tyrann“ ist die Haltung gegenüber dem Mann in der Krise, und der Linksfeminist sekundiert: Endlich kastriert.

Die hochstehende Frau wird – libertär gedacht – gefeiert: Powerfrau, F-Klasse, Supersingle, Alfa-Mädchen, Elite und stolz darauf. Sie ist das wahr gewordene Versprechen der Leistungsgesellschaft, und sie ist gleich doppelt Leistungsträgerin, da sie sich zusätzlich noch gegen das Patriarchat durchsetzen musste. Die gescheiterte Frau ist – links gedacht – Opfer struktureller Gewalt durch das System, hier: Patriarchat. Der Feminist pflegt also gute Anteile linken Denkens, weswegen sich der Linke so schwer von ihm abgrenzen kann.

Feminismus wird damit zu einer Art trojanischem Pferd, welches zur Verdrehung linken Denkens führt und welches auch faschistoides Denken in die Reihen derjenigen transportiert, die eigentlich entschieden antifaschistisch sind (siehe: „Wir müssen reden – über Faschismus“). Der Feminist sagt: „Armut ist weiblich“ und der Linke kann sich nicht dagegen wehren, erfährt eine Verdrehung seines Denkens, verrät seine Ideale.

Ein Beispiel: Der Linke führt regelmäßig die Anklage, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Eine, die sich hier große Verdienste erworben hat, ist die legendäre Margaret Thatcher. Eigentlich keine Freundin des Linken möchte man meinen. Jetzt ist sie aber eine Frau, da gelten dann andere Regeln, und dann kommt sowas bei raus. Für einen „Eisernen Lord“ – Härte! Gegen die Unterprivilegierten! – hätte ein leidenschaftlicher Linker nichts anderes als blanken Hass übrig. Für eine „Eiserne Lady“ hingegen …

Es ist aber egal, der Linke und auch der Linksfeminist sind bedeutungslos geworden. Der Feminist muss sich nicht mehr dadurch demütigen lassen, er sei ein Nebenwiderspruch. Er zieht sein Ding inzwischen allein durch. Wenn der Linke so erfolgreich gewesen wäre wie der Feminist, dann hätten wir heute in jeder Behörde einen Sozialbeauftragten sitzen, der mit Macht die Interessen der Unterprivilegierten wahrt, in Ämtern, wo ein Gutteil der Beschäftigten über eine Sozialquote hineingekommen wären; jede große Partei hätte eine Sozialquote und diese würde auch ernsthaft für eine der heiligen Kühe unseres Systems – die Privatwirtschaft – diskutiert und auch durchgesetzt werden, und anstatt Gender-Mainstreaming wäre Kommunismus von oben beschlossene Sache. Nein, der Feminist braucht den Linken schon lange nicht mehr, aber vielen Dank für die Starthilfe. Für den heutigen Feministen ist die linke Frage nur noch ein Nebenwiderspruch zur Frauenfrage. Wenn überhaupt.

Der Linke blieb auf der Strecke und führt nur noch Rückzugsgefechte: Hartz IV; noch nicht mal ein Mindestlohn, stattdessen Ausweitung der versorgungsdelegierten Sklaverei (man gebe dem Sklaven gerade so viel, dass er sich selbst versorgen kann); ein Asylrecht, das diesen Namen nicht verdient. Die SPD wurde von den Neoliberalen übernommen, und die anderen Linken sind auch ausmanövriert. Und wenn man die Besetzung der Vorstände der DAX-notierten Unternehmen betrachtet, interessiert nur noch die Frage, wieviele Frauen dort zu finden sind, aber nicht, wieviele von denen aus einer Arbeiterfamilie kommen. Dass der Linke an der Macht sei, wie es Rechte behaupten, sehe ich nun wirklich nicht.

Wenn weibliche Emanzipation Freiheit zur Erwerbstätigkeit bedeutet, dann bedeutet männliche Emanzipation Freiheit von der Erwerbstätigkeit. Und genau das ist der Grund, warum eine Männerbefreiungsbewegung anders als der Feminismus vom System nicht gekauft werden wird. Altfeministen rechnen es sich an, der Frau den Weg in den Beruf, in den „Himmel“, geebnet zu haben. Die Wahrheit ist viel banaler: Man wollte von Seiten der Wirtschaft nicht auf die weibliche Arbeitskraft verzichten.

Arne Hoffmann: Was ist dein Eindruck von der deutschen Männerrechtsbewegung, so wie sie sich derzeit präsentiert?

Guy Fawkes: Was die interne Kritik angeht, so passiert das ja schon: der Verweis auf die Frauen- und Schwulenhasser, auf die Rechtsradikalen, auf die Antidemokraten (Entzug des Wahlrechts für Frauen und/oder Arbeitslose), auf die Trolle und Knalltüten in „unseren“ Reihen. An denen arbeiten sich auch unsere Gegner ab. Der Verweis hierauf darf, muss erfolgen. Nur darf es dort nicht stehen bleiben. Wer einen gültigen Beitrag in einem Streit liefern will, darf nicht an den stärksten Thesen und Argumenten seines Gegners vorbeigehen. Genau das passiert aber, womit ich zur externen Kritik komme.

Ich habe hier ein kleines, rotes Büchlein liegen, in dem der Autor den Versuch unternimmt, der Männerrechtsbewegung ihre Berechtigung abzusprechen. Er tut nicht das Naheliegende und dazu Verpflichtete, sich an die seriösen Vertreter der neuen Männerbewegung zu halten und etwa den Forderungskatalog von MANNdat e.V. abzuarbeiten, um dann im Gesamtfazit zu seinem Urteil zu kommen. Stattdessen basieren weite Teile seiner Kritik auf männerfeindlichem Sexismus. Zum Beispiel erkennt er den Vater nicht als gleichberechtigt zur Mutter an. Oder aber: Eine Kapitelüberschrift lautet: „Piraten-Männer-AG: Gegen positive Maßnahmen“. Hierzu muss man wissen, dass das, was heute „positive Maßnahmen“ heißt, früher mal „positive Diskriminierung“ hieß, eine Wortvergewaltigung, die auch dem der Geschlechterdebatte entferntest Stehenden sofort auf’s Auge drückte, dass es sich um ein männerfeindlich-sexistisches Bündel handelt.

Oder aber: Er hat kein Problem damit, einen anderen Sexisten zu zitieren, der da schreibt: „…die Tatsache, dass Männer Frauen vergewaltigen, wird zur Tatsache, dass Frauen Männer ablehnen“. Alles klar? Die Tatsache, dass Schwarze ein gutes Gespür für Rhythmus und Musik haben. Die Tatsache, dass Ausländer kriminell sind und in unsere schönen Sozialsysteme einwandern. Die Tatsache, dass Mütter Kinder ermorden. Die Tatsache, dass Frauen dümmer als Männer sind, und die Tatsache, dass Männer Frauen vergewaltigen. Nein: Eine Kritik an der Männerrechtsbewegung, die auf männerfeindlichen Prämissen agiert, stellt sich selbst ins Aus. Der Satz, wonach Männer Frauen vergewaltigen, ist genauso wahr oder falsch wie der Satz, wonach Ausländer kriminell sind. Das ist eine Kollektivdenke, die sich jeder Linke im Gespräch über Ethnien verbitten würde.

Der gewaltbereite Achmed ist nicht der sanfte Mohammed. Analog ist es Geschlechterrassismus der untersten Schublade, anständigen Männern die Sauereien kaputter Typen vorzuhalten, und mit keiner Silbe bestreite ich das Recht der Frau, jede Avance zurückzuweisen. Zu der Kritik, die bisher an der Männerrechtsbewegung geäußert wurde, lassen sich also zwei Punkte festhalten: Zum einen agiert sie auf einem männerfeindlichen Sexismus, womit sie ungültig wird, zum anderen wird es vermieden, die seriösen und damit „gefährlichen“ Stellungnahmen von Männerrechtlern aufzunehmen und anzugehen. Gut, einen Feministen wird das nicht stören. Genauso wie jeder Rassist weiß, was er weiß, so weiß jeder Sexist, was er weiß, und keiner von beiden lässt sich stören durch den Hinweis, dass er gruppenfeindlich sei.

Eine Widerlegung, die zu akzeptieren wäre, müsste den Nachweis führen, dass all die Notlagen, die bei Männern wahrzunehmen sind (siehe oben), keine Ursache in struktureller Gewalt haben. An dem Tag aber würde ich mein Linkssein aufgeben – das ist: unmöglich – und zum Libertären werden, der immer nur alle Freiheiten der Mächtigen meint und niemals die Freiheit der Abhängigen, und überzeugt ist von den tollen Möglichkeiten in unserer tollen Gesellschaft und jeden „selbst schuld“ nennt, der scheitert.

Mal abgesehen von den Trollen und Knalltüten: Ein Männerrechtler, der die Direktive verfolgt, Diskriminierungen von Männern bekannt zu machen und beseitigen zu wollen, ist nicht widerlegbar. Ein „Maskulist“, der konsequent Artikel 1 GG von der Unantastbarkeit der Würde des Menschen auch auf Männer, wie auf Frauen und Kinder, anwendet, als zuoberst stehende Prämisse seiner Argumentation, ebenso wenig. Deswegen hält man sich nicht an die seriösen Vertreter, weil man hier keine Widerlegung führen kann. Dies scheint man auf feministischer Seite erkannt zu haben, weshalb man die Strategie ausgab, Männerrechtler vom Diskurs auszugrenzen, sich einem Dialog zu verweigern bzw. alles „Entgleisung“ zu nennen und zu verbieten, was von den fest verlegten Schienen feministischen Denkens abweicht. Und so ist ein wenig überzeugendes „Heul doch“ oft das einzige, was einem Feministen als Erwiderung einfällt oder aber ein „Nicht unser Problem, kümmert euch selbst drum“, womit versehentlich die neue Männerbewegung autorisiert wird. Wie ich oben ausführte, ist der relative Mangel an Empathie gegenüber dem Mann ein archaisches Relikt, das vom Feministen dankbar angenommen und weitergeführt wird. Eine konsequente Anwendung von Art. 1 des Grundgesetzes auch auf den Mann, wie auf Frau und Kind, wäre tatsächlich eine Revolution, eine wichtige, noch zu lernende Lektion des Menschen. Oder umgekehrt: Wenn man eine Hälfte der Menschheit zu Härte verurteilt, strahlt das natürlich auch auf die andere Hälfte aus. Wer sich den Soldaten leistet, leistet sich auch den Krieg. Mitten in unserer Gesellschaft, von Freunden umzingelt, gibt es nach wie vor militärischen Drill, welcher auf ein Abtrainieren der Tötungshemmung zielt! Ein Maskulismus in dieser Hinsicht definiert wäre also im Interesse aller.

Wobei es vermutlich das beste wäre, Feminismus und die Erwiderung darauf, den Maskulismus, einzutüten und zu einem Humanismus zurückzukehren. Ein Maskulismus ist genauso sexistisch wie ein Feminismus und hat seine Berechtigung allenfalls dort, wo er ein Korrektiv zu und eine Weiterentwicklung von letzterem darstellt, und er pervertiert wie umgekehrt der Feminismus dort, wo er eine Höherwertigkeit des Männlichen postuliert. Im Übrigen weiß ich gar nicht, ob ein „Maskulismus“ überhaupt existiert. Es gibt einen starken Antifeminismus. Aber Maskulismus? Die Forderung nach „wahrer Gleichberechtigung und Gleichverpflichtung“ ist nicht maskulistisch, da sie keine Unterscheidung zwischen den Geschlechtern trifft. Auch dort, wo ein Maskulist Ehre und Ansehen, um nicht zu sagen: Glorie des Maskulinen wiederherstellen will, reagiert er nur auf die zuvor erfolgte Abwertung durch den Feminismus, ist also „nur“ Antifeminist. Der Linke träumt von der klassenlosen Gesellschaft, der Braune vom Rassenstaat, der Gender-Feminist von einer Gesellschaft ohne dominierender Zweigeschlechtlichkeit (das ist krass!), aber der Maskulist? Es gibt keine maskulistische Utopie.

Was eine maskulistische Utopie angeht, muss ich noch mal zurück zum Thema Arbeit: Oben führte ich aus, dass für die meisten Arbeitslosen gilt, dass sie nicht können und nicht, dass sie nicht wollen. Das steht im Widerspruch zur Erkenntnis, dass Arbeit nur selten Erfüllung und Selbstverwirklichung bedeutet, sondern mehr eine Plackerei, ein notwendiges Übel, mit dem das eigentliche Leben unterhalten wird. Der Knackpunkt liegt zum einen beim Stichwort „notwendig“. Die Alternative zur Arbeit, die Arbeitslosigkeit, wirkt sich als radikaler Mangel auf das ganze Leben aus. Es gibt einen gesellschaftlichen Imperativ, der da lautet: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht glücklich sein“. Wer am Sozialtropf hängt und dennoch glücklich sein will, muss einen ganzen Katalog an schwer zu erreichenden Tugenden entwickeln, wie vor allem wahre Bescheidenheit, Freude an und Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben, sowie Nachsicht und Gelassenheit im Umgang mit einer feindseligen Mehrheitsgesellschaft und ihren Zumutbarkeiten. Hinzu kommt, dass Arbeit – hier horcht der Feminist auf – einen identitätsstiftenden Charakter besitzt. „Ich bin Beruf“ oder mit viel, viel Glück „Ich bin Berufung“ – Ich bin! – sind ganz alltägliche Sätze, die auf dieses identitätsstiftende Moment verweisen und welches beim Feministen so heiß begehrt ist. Deswegen will man die Frau ausdrücklich zur außerhäuslichen Arbeit zwingen (man will nur ihr Bestes). Dies und der Umstand, dass das sich selbst (und gar noch andere) versorgen ein wesentliches, vielleicht sogar das wichtigste Merkmal männlicher Identität ist, sind die Gründe, warum Arbeitslosigkeit besonders beim Mann zu einer schweren Identitätskrise führen kann. Ein Mann, der nicht ernährt, sondern ernährt wird, gilt nicht als ganzer Mann. Arbeit also doch ein Privileg? Für die Elite sicherlich, und diese verhandelt das ganze Thema in der veröffentlichten Meinung unter ihrem Blickwinkel. Woanders spricht man davon, dass Arbeit Selbstentfremdung sei, und für die meisten gilt nach wie vor, dass Arbeit nur ein notwendiges Übel ist. Sich der außerhäuslichen Arbeit entziehen zu können und dennoch ein angenehmes Leben mit gehobenem Status – über dem des Arbeitslosen – führen zu können, ist ein Privileg, das nur Millionäre teilen. Und wer noch? Böse Frage.

Der Journalist Paul-Hermann Gruner führte aus, dass die Frau im Gegensatz zum Mann eine größere (Wahl-)Freiheit hat, unter verschiedenen Lebenskonzepten zu wählen. Sie kann Vollzeit arbeiten oder sich einen Mann nehmen, zur Nur-Hausfrau und Mutter werden oder in Teilzeit arbeiten. Der Mann hat die Wahl zwischen Vollzeit, Vollzeit und Hartz IV. Auf den Punkt: Der Mann hat die Wahl zwischen Arbeit oder Armut; das war schon immer so, und nein, Arbeit ist kein Privileg, das gilt auch heute noch in einer Gesellschaft mit vielen angenehmen Jobs, mit vielen Amüsierberufen. Nochmal: Wären Arbeit/Karriere Privileg und Selbstverwirklichung, der Himmel: Es hätte keine kommunistischen Revolutionen gegeben, und niemand würde den Namen Marx kennen. Eine beliebte feministische Definition vom Patriarchat lautet, dass der Mann im Gegensatz zur Frau Zugang zu Ressourcen hätte. Das klingt echt gut: Zugang. Das klingt so, als könne der Mann gemütlich irgendwo vorbei spazieren und sich seinen Anteil abholen. Ganz banal: Der Mann arbeitet, und nochmals: Das ist kein Privileg.

Vor einigen Jahrzehnten trat eine Frau an, die den Männern erklären wollte, dass die Frau knallharte Ausbeuterin des Mannes sei. Sie hatte keine Chance. Das liegt daran, dass der Mann – Ausnahmen bestätigen die Regel und der Wunsch zur Bevormundung ist nicht getragen von Hass auf Frauen – das exakte Gegenteil dessen ist, was die tägliche Propaganda tönt: frauenfeindlich. Eine Ausbeuterin hätte Hass verdient. Dies aber ist dem Wesen des Mannes zutiefst fremd. No way.

Jedes der auf der Frauenseite angesprochenen Konzepte bringt Nachteile mit sich. Der Feminist merkt zum Ernährermodell als erstes an, dass die Frau, die sich ernähren lässt, von ihrem Mann abhängig sei. Nun, Abhängigkeit von einem Arbeitgeber, mit dem man schlecht Grundsatzdiskussionen über den gegenseitigen Umgang führen kann, ist noch unangenehmer, und bei den heutigen Trennungsregelungen handelt es sich um eine Abhängigkeit wie die eines Monarchen von seinen Bauern, eines Industriellen von seinen Arbeitern, und solche Abhängigkeiten verursachen keine Seelenqual. Zumal der Feminist kein Problem mit einer solchen Abhängigkeit hat, wenn derjenige, von dem man abhängig ist, die Eigenschaft „unterhaltsverpflichtet“ teilt; und der Feminist ist wirklich empört, wenn sich so einer aus seiner Ernährerrolle schleicht. (Hierzu zwei Anmerkungen: Erstens, die männliche Ernährerrolle hat mitnichten ausgedient, wie der Feminist so oft und so hämisch meint. Millionen Unterhaltssklaven sprechen da eine ganz andere Sprache. Und zweitens: Das Schuldprinzip wurde auch nicht abgeschafft, die Schuld wurde auf den Mann zementiert; wenn sich heutzutage z.B. eine Familienterroristin von einem Heiligen scheiden lässt, werden sie exakt so behandelt, wie wenn er in früheren Zeiten schuldig geschieden worden wäre). Der Feminist sieht das Ernährermodell auch deswegen als schlechten Deal an, weil die Frau hierbei soviel unbezahlte Arbeit leistet. Unbezahlte Arbeit? Jede Minute Arbeitszeit, deren zu Geld manifestierter Gewinn nicht ausschließlich dem Mann zugute kommt, vom Notwendigen bis zum Luxus, sondern wovon Frau und Kinder profitieren, ist ebenfalls unbezahlte Arbeit. Aber wir wollen mal nicht gegeneinander aufrechnen, das ist unfein.

Eigentlich will ich hier nicht über Karriere sprechen. Karriere geht an der Lebensrealität der meisten Menschen vorbei. Dass soviel über Karriere gesprochen wird, liegt daran, dass die veröffentlichte Meinung von der Elite bestimmt wird, und für die ist Karriere der bestimmende Aspekt des Lebens. Und die Herausgeberinnen irgendwelcher Tageszeitungen, sie sind als Meinungsmachende weniger links als vielmehr Elite. Und aus dieser Perspektive – Arbeit als Privileg, Arbeit als Karriere – beackern sie das ganze Geschlechterthema. Also doch noch über die Karriere: Dieses weibliche Killer-Privileg, sich über das Ernährermodell aus der Erwerbstätigkeit verabschieden zu können, schon allein dies nur als mögliche, aber nicht angewandte Option, ist die Ursache für das, was dann vom Feministen bitterlich beklagt wird: Das geringere Erwerbseinkommen der Frau (dennoch verfügt die Frau über mehr Geld und trifft auch die Mehrheit der Kaufentscheidung) und ihre geringe Präsenz in den Chefetagen. Eine Studentin kann es sich leisten, eine „brotlose Kunst“ – geringes Einkommen, geringe Aufstiegschancen, dafür mehr ihren Interessen und Neigungen entsprechend – zu belegen, weil sie keine Sekunde lang davon ausgeht, dass mal sie es sein wird, die die finanzielle Hauptlast einer Familie zu stemmen haben wird. Für den Mann, der eine Familie gründen will, ist genau das nach wie vor eine unhinterfragte Selbstverständlichkeit, trotz aller Emanzipation und trotz nett gemeinter Vätermonate, die nichts Substantielles ändern, weil eben nur ein paar Monate. Der Mann ist alternativlos zu einem Leben in Arbeit verurteilt. Er hat nur die Wahl zwischen Mechaniker und Schreiner, zwischen Architekt und Ingenieur, er hat nicht die Wahl, sich gegen die Arbeit zu entscheiden.

Und wenn schon denn schon: Also möglichst hoch hinaus, soviel Kohle wie möglich; diese Alternativlosigkeit führt zu einem Motivationsvorsprung gegenüber der Frau, auch dann, wenn sie sich keine berufliche Auszeit nimmt, um sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Hinzu kommt: Der Familienvater, der inmitten der ganzen Plackerei mal inne hält und sich fragt: „Warum nur nehm ich das auf mich?“ hat sofort die Antwort: „Für meine Familie, für meine Frau, meine Kinder, die mich lieben“. Das ist ein verdammt starkes Motiv, welches der Frau ebenfalls fehlt (weil Arbeit eben nicht Selbstzweck ist, fällt der Unterhaltssklave so oft aus; ihm geht sein Motiv abhanden. Er stürzt ab, womit die feine Rechnung, ein feines Leben auf Kosten des zukünftigen Ex zu führen, oft nicht aufgeht. Wie sagte mir einer, der in den Männerstreik ging? „Ich streng mich nicht mehr an“ – ganz schlechte Haltung in einer Branche, wo eine Deadline die nächste jagt). Man nehme einen beliebigen Vorstandschef und man wird feststellen: Er hat eine Familie im Rücken, die für ihn sorgt, für die er sorgt. Zum Vergleich: Kein alleinstehender Mann arbeitet jahrzehntelang in Übervollzeit an seiner Karriere, um eines Tages im gelobten Land, dem Vorstand, anzukommen. Wozu auch? Geld ist wenig wert, wenn man keine Zeit findet, sich damit zu vergnügen, und die gewonnene Macht ist immer relativ. Der Willkür (deren freies Ausleben wahre Macht bedeuten würde) werden Grenzen gesetzt, weil man den Regeln des Erfolges, z.B. Profitmaximierung, gehorchen muss und immer findet sich jemand, der noch höher steht, noch mächtiger ist und dem man zu entsprechen hat.

Anzumerken wäre auch etwas über die immer wieder von Feministen angeführte gläserne Decke. Dass ein Mann an die gläserne Decke stößt, also noch sehen kann, was weiter oben gespielt wird, er aber trotz aller Anstrengungen nicht weiter aufsteigt, ist ganz alltäglich. So ein Mann hat es halt nicht drauf, ist ein Versager. Eine Frau hingegen, die an die gläserne Decke stößt, ist niemals Versagerin, sie wird immer nur diskriminiert.

Bliebe auch noch was zum Spaß-Faktor: Was eigentlich, wenn man Entscheidungen treffen muss, die einem nicht gefallen? Menschen entlassen zum Beispiel, weil sie nicht richtig funktionieren? Als Anwalt im Auftrag irgendwelcher Megakonzerne kleine Leute in die Pfanne hauen. Ist das erstrebenswert?

Und am Ende endet er, der immer nur gearbeitet hat, in der Midlifecrisis, der niederschmetternden Erkenntnis, dass er die beste Zeit seines Lebens vertan hat. Aber dann ist es zu spät. Wie auch immer, der Punkt ist: Solange sich Männer finden, die bereit sind, Frauen zu ernähren, werden Frauen höchstwahrscheinlich auch weiterhin in Chefetagen unterrepräsentiert bleiben, allerdings aus anderen Gründen, als der vom Feministen diagnostizierten Frauenfeindlichkeit. Es sei denn man greift durch. Nun gut, Frauenquote also, warum nicht? Der Männerrechtler schuldet der männlichen Elite nichts, im Gegenteil. Die männliche Elite hat große Teile des Debakels, das erst zur Männerrechtsbewegung führte, mit zu verantworten, und es gibt wirklich andere Schicksale mit schwererer Not als ein wegen der Frauenquote verhinderter Vorstandschef. Zeitverschwendung, dagegen in Opposition zu gehen und mal wieder viel zu elitär gedacht. Wenn ich das Gerede von „Qualifikation statt Quote“ höre, kann ich nur in höhnisches bis verzweifeltes Gelächter ausbrechen. Die Elite zeichnet sich durch Inkompetenz und nicht durch Kompetenz aus, es sei denn, man versteht unter Qualifikation das sich Bedienen in einem System, das Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert. (Arm und Reich. Das sind zwei Seiten, die man getrennt betrachten kann. Viele haben sich damit abgefunden, dass es immer verschiedene Klassen geben wird, also auch Reichtum. Sollen sie ihr Glück genießen. Schön für sie! Auf der anderen Seite aber ist zu beobachten, dass die Armen immer mehr und ihr Elend immer größer wird. Und dann kommt der Linke dahin, scharf darüber nachzudenken, ob man nicht vielleicht doch den ollen Marx wieder ausgräbt. Ups. Verzeihung. Wir backen Pfefferkuchen und bekennen uns zu Rechtsstaat, Demokratie und Menschenrechten; für den Reichen und Mächtigen wie für den Obdachlosen gilt Art. 1 GG gleichermaßen. Das ist ein schlauer Satz, oder? Männerrechtler sind rechts?).

Irgendeine Altfeministin legte mal den Eid ab, dass der Feminismus auch den Mann befreien würde. Nun, der Feminismus hat es grandios vermasselt. Nicht nur, was die Befreiung des Mannes anbelangt, sondern ironischerweise auch, was die Befreiung der Frau angeht. Der Feminist will die Frau ausdrücklich in die außerhäusliche Knechtschaft zwingen, weil ihm die Identität der Lohnsklavin mehr wert ist als die Identität der Hausfrau und Mutter, die er verachtet und deren Existenz er als entwürdigend empfindet; da kann sie noch so sehr beteuern, dass sie mit ihrem Mann das Leben als Team angeht mit unterschiedlicher Arbeitsteilung.

Nach allem ausgeführten muss eine maskulistische Utopie genau bei dieser Erkenntnis ansetzen: Der Mann ist verurteilt zu Armut oder Arbeit. Das ist ein linker Ansatz. Rotzfrech: Wahrer Maskulismus kann nur links sein. Eine entsprechende Utopie wurde bereits vorgeschlagen von – Ehrenrettung! – einer Frau. Aber das muss warten, jetzt hat erst mal der Feminist seine große Stunde.

Arne Hoffmann: Was erwartest du von der Zukunft der Geschlechterpolitik?

Guy Fawkes: Der Feminsmus hat seinen Zenit noch nicht erreicht. Dass das Internet daran etwas ändert, ist zu bezweifeln. Dass zum Beispiel inzwischen an vielen Ecken die sorgfältig geführte Widerlegung zur These, dass Frauen für dieselbe Arbeit weniger verdienen, zu finden ist, hindert die Medien nicht daran, die Lohnlüge weiter zu verbreiten. (Letztlich auch egal. Der Feminist will eine Gesellschaft, in der die Frau mindestens soviel verdient wie der Mann. Es ist irrelevant, ob die Frau nun aus Diskriminierung oder anderen Gründen heraus weniger verdient.) Noch deutlicher: Durch das Internet lässt sich sehr schön die Arroganz der Medienschaffenden erkennen und zwar dort, wo an Artikel der Onlinemedien Foren angeschlossen sind, in welchen die Leser diskutieren. Kaum ein Autor lässt sich dazu „herab“, mit seinen Lesern, womit nicht Trolle und Knalltüten gemeint sind, seine Inhalte zu diskutieren. Im Gegenteil, es scheint sie nicht zu stören, wenn sie mit ihren Erörterungen gegen die Mehrheit ihrer Leser anschreiben. Genau das räumte ein Autor erst kürzlich auch ein. Die Elite, und damit auch die feministische Elite, zieht ihr Ding durch: in den Medien wie in der Politik. Gender-Mainstreaming wurde nie zur demokratischen Diskussion gestellt, aus gutem Grund, und es ist anscheinend auch gar nicht notwendig. Auf der anderen Seite: Dank Internet legt die neue Männerbewegung historisch betrachtet ein geradezu atemberaubendes Tempo vor, und vielleicht holt sie ja noch auf.

Das Folgende führe ich an, um klar zu machen, dass Feminismus zumindest in der „radikalen“ Variante keine harmlose Angelegenheit ist. Viele Feministen sehen die ganze Sache entspannter (und werden deswegen schon mal als Wellnessfeministen beschimpft). Andere Feministen sind sehr, sehr konsequent. Auch gibt es viele Spielarten des Feminismus, das sagt auch der Feminist (besonders dann, wenn man ihn in die Ecke getrieben hat). Es liegt aber in der Natur der Sache, dass sich die aggressiven Varianten des Feminismus durchsetzen. Zum Beispiel bestimmt nicht die sexpositive Feministin den Diskurs, eine Frau also, die eine positive Beziehung zu ihrer Heterosexualität und auch zu der des Mannes pflegt; der es damit fern liegt, den Mann verächtlich zu machen als jemanden, der „immer nur an Sex denkt“. Es setzen sich die durch, die erklären, dass die Frau jedes Recht hat, den Mann zu hassen und ihn auch dementsprechend behandeln darf. Die, die erklären, dass der Vater, der Bruder, der Mann, der Sohn der Feind der Frau sei. Die, die beim Stichwort „Sex“ nicht an das Kamasutra denken, sondern an Vergewaltigung. Das Folgende sind willkürlich herausgegriffene Aspekte der reinen, an die Wurzel gehenden Lehre.

Als erstes wäre da ein Gedanke: Die Frau ist unterdrückt. Das ist eine dogmatische Wahrheit. Dogmatisch heißt, dass es sich um ein feststehendes, nicht zu hinterfragendes Gesetz handelt, eine Wahrheit, die nicht zur Diskussion steht. Es ist ein Glaubenssatz, der genauso wenig zu widerlegen ist wie die Existenz Gottes. Einen Feministen davon abzubringen hieße, ihn zu zwingen aufzuhören, Feminist zu sein. Das ist: Unmöglich. Und genau dieser Gedanke wird einem ja auch jeden Tag vom Totalversager Vierte Gewalt (die Presse) in unzähligen Varianten um die Ohren gehauen. Aus diesem Gedanken, der inzwischen die ganze Kugel umspannt, leitet sich alles andere zwingend ab. Die Unterdrückung der Frau wird durchgesetzt durch eine Gewaltherrschaft, dem Patriarchat (letztlich jede Gesellschaft, die Vaterschaft (aner-)kennt). Stichwort Gewaltherrschaft: Was ist eigentlich vom Tyrannenmord zu halten? Erlaubt? Nicht erlaubt? Also viele sind dafür und können das auch gut begründen, denn eine Gewaltherrschaft mit Gewalt zu überwinden, ist legitim.

Sehr, sehr konsequente Linke stellen schon mal Menschen an die Wand, die als „Klassenfeinde“ identifiziert wurden. Sehr, sehr konsequente Braune exekutieren schon mal Menschen mit Migrationshintergrund. Gibt es sehr, sehr konsequente Feministen, und wenn ja, erkennt man sie eigentlich als solche? Wird unterschieden zwischen einer solchen Mörderin, die aus Geldgier einen Mann tötet, und einer solchen Mörderin, die einen Mann tötet, weil sie jene Soziologin beim Wort nimmt, die erklärt, dass sich das einzige Lebensrecht des Mannes aus seiner Zeugungsfunktion herleitet? Oder vielleicht auch: Verliert die erstgenannte ihre Skrupel aus demselben Grund wie die zweitgenannte? Es gibt da eine Theorie. Diese Theorie besagt, dass wenn man zulässt, dass Menschen in Schriftstücken zu lebensunwertem Dreck erklärt werden, dies zu mörderischen Konsequenzen in der Realität führe. Wenn diese Theorie ein Hirngespinst ist, kann man den Paragrafen der Volksverhetzung ersatzlos streichen. Wenn nicht, ergeben sich Konsequenzen für den Feministen, oder sollten zumindest. Wenn der Feminist ernst zu nehmen ist, gehört er wegen Volksverhetzung angeklagt und eingesperrt. Ist er nicht ernst zu nehmen, hat er auch keine Berechtigung. Der Feminist kann alles schreiben und sagen, wofür ein Linker oder Rechter schon lange hinter Schloss und Riegel gelandet wäre. Der Radikale, links wie rechts, wurde als jemand identifiziert, den man nicht an der Macht haben will. Hier ist man wachsam. Beim radikalen Feministen, der ebenfalls den entschiedenen Willen mitbringt, die Gesellschaft seiner Dogmatik entsprechend umzuformen, geschah das noch nicht.

Die patriarchale Gewaltherrschaft wird vom Feministen häufig als „Vergewaltigungskultur“ bezeichnet. Der Feminist sagt, dass wir in einer gottverdammten Vergewaltigungskultur leben. Feministen sagen, dass in unserer Vergewaltigungskultur 99 von 100 Vergewaltiger laufen gelassen werden. Da muss man eine Menge Männer einsperren oder anders fassen, um – was sonst? – der Gerechtigkeit zu genügen. Der Feminist sagt es nicht so wie ich, es ergibt sich aber zwingend logisch aus der feministischen Theorie, und das sollte sich jeder Mann klar machen: Es laufen verdammt viele Männer umher, die schon versehentlich und unwissentlich Frauen vergewaltigt haben. Wenn ich von „versehentlich“ und „unwissentlich“ spreche, pflege ich aber einen freundlichen Blick auf den Mann. Der Feminist hasst den Vergewaltiger abgrundtief. Wobei Vergewaltigung nicht gleich Vergewaltigung ist, denn ausgerechnet in einem feministischen Kultbuch, „Die Vagina-Monologe“, kommt eine „gute Vergewaltigung“ vor. Das sieht erst mal nach einem Widerspruch aus, ist es aber nicht, da der Feminist Vergewaltigung nach einem Konzept namens Definitionsmacht definieren will, d.h. es bleibt dem Fühlen der Frau überlassen, so wie sie will (also Willkür), und dann kann eine Frau eben auch von „guter Vergewaltigung“ sprechen. Das bedeutet aber: Ein und dieselbe Handlung, z.B. einer Frau Alkohol einzuflößen und zu verführen, ist dann mal hier Vergewaltigung, für die man verfolgt gehört, dann mal dort „gute Vergewaltigung“, ganz nach Laune der jeweiligen Frau. Ich lehn mich mal aus dem Fenster und spekuliere, dass man an den Statistiken über verurteilte Vergewaltiger ablesen können wird, wie weit die feministische Herrschaft gediehen ist. Dabei muss die Unschuldsvermutung nicht unbedingt abgeschafft werden, es reicht, wenn sie nicht zur Anwendung kommt. Zum Vergleich: Dass im Grundgesetz festgeschrieben ist, dass niemand aufgrund seines Geschlechts benachteiligt werden darf, hindert(e) den Staat nicht daran, ausschließlich Männer zu einem Zwangsdienst heranzuziehen. Ein Volljurist wird erklären können, warum das in Ordnung geht. Genauso wird eine feministische Juristin erklären können, warum man einen Mann einzusperren hat, obwohl Zweifel an seiner Schuld bestehen.

Die Erfahrung, dass die Frau unterdrückt ist, ist jeder Frau unmittelbar einsichtig bzw. sie kapiert es sofort, wenn man sie auf die Strukturen ihrer Unterdrückung aufmerksam macht. Wenn eine Frau im „Geschlechterkrieg“, der einen wirklich merkwürdigen Frontverlauf aufweist, für den Mann Partei ergreift, handelt sie also wider besseren Wissens, ist also: bösartig und damit erst recht zum Abschuss freigegeben. Sie verkauft sich wegen irgendwelcher billigen Vorteile, sie ist eine Kollaborateurin, eine Verräterin, und Verräter tötet man. Deswegen ist es auch unfair, eine Frau dazu aufzufordern, auch wenn man sie als dazu verpflichtet betrachten könnte, weil Feminismus für sich in Anspruch nimmt, in ihrem Namen zu sprechen.

Dem Mann hingegen bleibt die feministische Erleuchtung verwehrt. Es gibt keine männlichen Feministen, es gibt höchstens profeministische Männer, denn kein Mann kann die Allgewalt der Unterdrückung der Frau bis ins letzte Detail nachvollziehen, geschweige denn erfahren. In Verkennung dieser Wahrheit spreche ich dennoch von männlichen Feministen. Der weiße Ritter von heute, er ist Feminist, im rechten Lager genauso wie im linken, der für die Frau kämpft und zwar gegen andere Männer (und Frauen mit der falschen Gesinnung). Eine Frau, die sagt: „Ich bin nicht unterdrückt“, ist gefährlich. Der Mann, der dasselbe über die Frau sagt, kann vernachlässigt werden, denn entweder bangt er um seine Privilegien oder er hat es nicht kapiert, und viele Feministinnen sind es leid, Männern das kleine Einmaleins zu erklären. In beiden Fällen braucht man nichts darauf zu geben, was der männliche Kritiker sagt.

An den Universitäten werden „Berufsfeministen“ (sic, eine angehende Berufsfeministin) ausgebildet. Deren Berufung ist Feminismus. Nur, wer braucht die, wer stellt die ein? Nun, sie haben mächtige Freunde, deren Macht damit erwiesen ist, dass sie bereits ihre Gesinnungsgenossen an den Unis ausbilden lassen. Gender-Mainstreaming sagt von sich selbst, dass es in jedem Bereich, auf jeder Ebene, bei jedem Entscheidungsprozess wirken will. Das ist ein wesentlicher Punkt in der Definition von totalitär, und da braucht man dann auch viele ausgebildete Gender-Kompetente. Das sind freundliche Zeitgenossen. Das müssen sie sein, da sie noch (relativ) machtlos sind. Man sollte sich aber nicht davon täuschen lassen. Es ist radikal, wenn es heißt, dass dominierende Zweigeschlechtlichkeit Ursache und Wirkung einer Gewaltherrschaft sei (genau diese Ansicht verbirgt sich hinter vielen klugen Wörtern). Mit Glück bleibt der Genderist, der in jedem Bereich, auf jeder Ebene anzutreffen wäre, so ein komischer, aber machtloser Mensch, der komische Sachen von einem will. Man würde nicht freundlich über ihn sprechen, denn keiner will ihn, keiner braucht ihn, dennoch kassiert er ein volles Gehalt. Ein Ärgernis also, aber harmlos. „Gedöhns“ oder „komische Sachen“ sind aber nicht im Geringsten zum Lachen, wenn derjenige, der sie einfordert, mit Macht ausgestattet ist.

Sie kommen vielleicht als „Berater“ daher, die schrittweise mit „Kompetenzen“ sprich Macht ausgestattet werden. Ein kleiner, harmloser Schritt zum Beispiel, wenn er ein gewichtiges Wörtchen bei Einstellung und Beförderung mitzureden hätte. Wenn er auf diese Weise kontrolliert, wer aufsteigt, zu Macht kommt. Wenn er hierzu „Beurteilungen“, Gesinnungsprüfungen also, abgibt. Im Staatsapparat geht es los. Schon jetzt heißt es für den Beamten, dass er sich den Prinzipien des Gender-Mainstreaming verpflichtet zu fühlen hat, was ein kleines bisschen unfair ist, da er kaum versteht, was eigentlich gewollt ist. Gerüchten zufolge hält die Mehrheit unter denjenigen, die an den Unis zugange ist, Genderismus für ausgemachten Schwachsinn, nur – soweit ist es schon – dürfen sie das nicht offen sagen. Versteht sich von selbst, denn „ausgemachter Schwachsinn“ hat seine Berechtigung nur als Stoff in esoterischen Büchern, aber nicht als Lehrfach an Universitäten. Es ist ein faszinierendes Phänomen, wie eine Minderheit die Mehrheit im Griff hat. Was hierbei dazugehört, ist, dass sich immer nur einzelne mit Kritik zu Wort melden, die dann – kein schönes Wort – abgesägt werden. So einer war auch ein Professor, der in seinem kleinem Aufsatz, den er in einer Sprache abfasste, dass ihn mit etwas guten Willen jedes Kind verstehen kann, unter anderem zwei Dinge sagte. Erstens: Gender-Mainstreaming ist die totalitäre Steigerung von Frauenpolitik. Und zweitens: Wahrscheinlich ist es schon zu spät. Das war vor ein paar Jahren. Heute will er gar nichts mehr zum Thema sagen und anonym bleiben; er wurde unter anderem mit Systemmacht (d.h. von oben) zum Schweigen gebracht.

Manchem Feministen ist es schon zu viel, wenn ein Mann einfach denkt: „Ich bin ein Mann“, weil er hiermit eine wie auch immer geartete Abgrenzung zur Frau betreibt. Das Problem des Feministen ist in der Welt, solange die beiden Geschlechter in der Welt sind. Dieses Problem lässt sich nur durch die Herrschaft der Frau lösen, oder aber noch krasser: Dann verfällt der Feminist auf eine Patendlösung und will die beiden Geschlechter auflösen, zerstören, dekonstruieren. Genderismus bedeutet zum einen, dass „der Mann“ und „die Frau“ nicht existieren, zum anderen, dass „die Frau“ unterdrückt ist und damit Anspruch auf Kompensation sprich Bevorzugung hat. Das ist aber kein Widerspruch, an dem der Genderist in seiner Abschlussarbeit schwer zu knabbern hätte. Zwiedenk gehört dazu, und wer die richtige Gesinnung unter Beweis gestellt hat, wird schon durchgewunken.

Und wenn ich schon bei Orwell bin, werde ich polemisch: Die Hüter (wer?!) von Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechten werden aktuell davon überrumpelt, dass eine Sau und kein Schwein das „Gleichersein“ für sich beansprucht. Die Befreier bzw. die Befreiten entwickeln sich zu Tyrannen. „Die Würde der Frau ist unantastbar“ heißt es bei den Grünen. Menschenrechte sind ein hohes Gut, aber Frauenrechte genießen Vorrang. Auch der Wille des Feministen, die Sprache seinem Denken unterwerfen zu wollen, kann als weiteres Indiz eines kommenden Orwell angeführt werden, was also gesagt werden darf, und was nicht gesagt werden darf. Hierzu ein Beispiel, dass es mir selbst sehr eindrücklich vor Augen geführt hatte: Ein Freund, der, frustriert, Kritik an die Frau bringen wollte. Wie er rumdruckste und rumstotterte! Er wollte etwas Negatives über die Frau sagen, aber es konnte einfach nicht heraus. Dieses Phänomen ist an den Stammtischen oder dort, wo man Pornorapper als Idole feiert, noch nicht so verbreitet. In den Kreisen der Elite, wo die Meinung gemacht wird und die Macht sitzt, schon eher – wenn man dort überhaupt auf die Idee kommt, etwas feministisch unkorrektes sagen zu wollen, denn Feminismus ist gut und richtig.

Ob der Genderist wirklich davon überzeugt ist, dass eine Gesellschaft ohne dominierender Zweigeschlechtlichkeit machbar ist, ist die Frage. Kein Mensch wird seine Geschlechtsidentität aufgeben durch Manipulation, Lächerlich-Machen seines Geschlechts oder in Irritation darüber, mal einen Menschen zu treffen, von dem er nicht sagen kann, ob er nun Mann oder Frau ist. Einem Menschen seine Geschlechtsidentität auszutreiben wäre nur mit massiver Gewalt möglich. Im schlimmsten Falle kommt also das, was Orwell genauestens beschrieben hat. Aber wir sind moderne, aufgeklärte Menschen, solche GAUs gibt es nur im finstren Ausland oder im finstren Mittelalter. Ein harmloseres Szenario ist realistischer, zum Beispiel eine Art DDR 2.0, nur halt unter feministischer Herrschaft anstatt unter linker; und die DDR war ja nun wirklich nicht schlimm. Vielleicht wird es zumindest für die Frau ganz nett (so sie die richtige Gesinnung hat; Vollzeit für die Kinder da sein zu wollen, ist der falsche Wille). Vielleicht: Für sie das Paradies mit angenehmer Work-Life-Balance, für ihn den Polizeistaat, wobei seine Arbeitsdrohnenfunktion nicht angetastet wird. Auf dem Weg in die feministische Herrschaft ist man schon recht weit gekommen, man frage hierzu Zeitgenossen, deren Wort Gewicht wog, und die Kritik am Feminismus übten – aber keine lasche! Die am Anfang vielleicht etwas naiv an das von Journalisten belächelte, scheinbar „weiche Thema“ herantraten und dann feststellen mussten, dass es ein in Wahrheit tödliches ist. Die dann ihr Land verließen. Die sozial vernichtet wurden.

Diese feministische Schreckensherrschaft, von der sich nur noch die Frage stellt, im welchem Grade sie schrecklich wird, wird dann aufgearbeitet werden, und danach wird der Feminist genauso am Rande der Gesellschaft und unter Beobachtung stehen wie der Nazi und Kommunist. Und dann wird es nicht mehr möglich sein, dass es von einer Höchstdekorierten heißt, dass Gewalt gegen Männer ein Grund zur Frauenfreude sei. Weil man dann wegen Volksverhetzung ermitteln wird. Pathetisch: Vielleicht ist der GAU einer feministischen Herrschaft notwendig. Notwendig, damit der Mensch eine wichtige Lektion lernt, nämlich dass die Würde des Mannes, sein Recht auf körperliche und vor allem seelische Unversehrtheit genauso ernst und wichtig zu nehmen ist wie das der Frau. Wo das nicht gegeben ist, wo man weniger Empathie gegenüber dem Mann übt, ist es nur zwangsläufig, dass der Mann die Härte der Welt gegen sich mit eigener Härte kompensiert, womit man in letzter Konsequenz beim Braunen landet. Der Mensch wird es also lernen. Auf die harte Tour. Mal wieder.

Arne Hoffmann: Herzlichen Dank für dieses Gespräch. Gute Nacht und viel Glück!


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