„Wenn Sie ein Waschlappen sind, ist dieses Buch nichts für Sie.“ Mit diesen Worten beginnt „Men on Strike“, der aktuelle Instant-Bestseller der renommierten US-amerikanischen Psychologin Dr. Helen Smith, die damit für einige mediale Aufmerksamkeit sorgte.
„Die Vorschläge, die ich in diesem Buch mache, sind schwierig und verlangen Opfer“, setzt Smith ihre Begrüßung fort, „und wenn Sie als Mann sich dieser Herausforderung nicht gewachsen fühlen, legen Sie dieses Buch weg und widmen Sie sich etwas anderem.
Was ich hier beschreibe, erfodert eine Revolution, um unsere Kultur zu verändern und mit ihr das politische Klima einer Gesellschaft, die Gesetze und Handlungen gegen das männliche Geschlecht erlaubt, die gegenüber dem weiblichen Geschlecht unvorstellbar wären.“
Im weiteren Verlauf des Vorworts umreißt Smith, was auf den Leser zukommt: eine Auseinandersetzung damit, „was Männer heute tatsächlich denken, statt damit, was ihnen die Medien, weiße Ritter und Frauen zu denken vorschreiben“. („Weiße Ritter“ sind im amerikanischen Jargon das, was „lila Pudel“ im deutschen sind: die willfährigen männlichen Unterstützer einer einseitigen Geschlechterpolitik. Ein anderer Begriff, den Smith hier verwendet, lautet „Uncle Tims“, also Männer, die sich zu der Bürgerrechtsbewegung der Männer so verhalten wie die Uncle Toms zur Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen.) Smith erwähnt, dass sich bislang schon eine ganze Reihe von Büchern mit dem Rückzug der Männer aus Beruf, Ehe und Vaterschaft beschäftigt haben, diese Bücher aber von dem ständigen Tenor getragen würden, „wie dieses unverantwortliche Verhalten Frauen geschadet habe, da es offenbar die einzige Aufgabe eines Mannes auf Erden ist, Frauen glücklich zu machen.“ Smith hingegen vertritt eine abweichende Auffassung: Ihrer Ansicht nach haben Männer einen eigenen Anspruch auf Gerechtigkeit, Gleichbehandlung und Glücklichsein. „Es ist traurig“, befindet Smith, „dass dies eine so starke Abweichung von der herrschenden Auffassung darstellt, dass ein komplettes Buch geschrieben werden musste, um das klarzustellen.“ Wenn sich Männer zum Beispiel einer festen Partnerschaft zunehmend verweigerten, handele es sich dabei um keine verlängerte Adoleszenz und unreife Trotzreaktion, wie es männerfeindliche Autoren wie Michael Kimmel darstellten, sondern vielmehr um das Ergebnis rationaler Überlegungen in Anbetracht der gegenwärtigen Situation.
Insofern kann sich Smith auch mit Hanna Rosins Bestseller „Das Ende der Männer“ kaum anfreunden, da auch Rosins Gerede von der anpassungsfähigen „Plastikfrau“ und dem unflexiblen, steifen „Pappmann“ ebenso diffamierend sei wie so viele andere Bücher zuvor. (Auch der deutsche Journalist Christoph Kucklick hatte unter anderem in einem Radio-Streitgespräch mit der Radikalfeministin Bascha Mika auf die Männerfeindlichkeit Rosins aufmerksam gemacht, was Mika, deren Männerfeindlichkeit die von Rosin um Längen übertrifft, zu empörter Schnappatmung brachte.) Smith urteilt:
„Was Rosin nicht erwähnt, ist, dass die neue Weltordnung Männer diskriminiert, sie in eine feindselige Umgebung zuerst in der Schule, dann am College und schließlich in der Gesellschaft insgesamt zwingt und dafür erwartet, dass sich Männer einer allein auf Frauen ausgerichteten Gesellschaft anpassen. Was Rosin als Unbeweglichkeit bezeichnet, ist die Weigerung von Männern, den Vorschlägen von ihr und anderen Feministinnen zu folgen, mehr wie Frauen zu werden. Rosin hat keine Ahnung, wie sich Männer wirklich fühlen oder warum sie sich so verhalten, und sie scheint sich auch nicht dafür zu interessieren.“
Und was die gängigen Beziehungsratgeber angehe, gebe es für Verleger und Frauen keinen Grund, darüber zu jammern, dass Männer solche Bücher nicht läsen, solange Männer darin immer wieder als kommunikativ gestörte Halbbarbaren dargestellt würden, die sich stur weigerten, das zu tun, was die Gesellschaft von ihnen verlange: zu heiraten und verdammt noch mal die Klappe zu halten!
„Ich habe mich früher selbst als Feministin betrachtet“, gibt Smith zu, „weil ich fälschlicherweise glaubte, dass es dem Feminismus um die Gleichberechtigung der Geschlechter geht.“ Darüber hinaus war Smith über zwanzig Jahre als Psychotherapeutin tätig. („Einer meiner ersten Patienten war ein Mann im Rollstuhl; er wurde von seiner großen und wütenden Partnerin zusammengeprügelt.“) Smiths männliche Klienten berichteten ihr, sich immer wieder als Weichlinge vorzukommen, wenn sie zugaben, Probleme zu haben, weshalb sie in der Regel darüber schwiegen. Aber, so Smith weiter, „die Wut war da, brodelte unter der Oberfläche und kam in der Therapie in einer Weise zum Ausdruck, die bei diesen Männern verheerenden Schaden hinterließ.“ (Ähnliches berichten auch deutsche Therapeutinnen wie Ulla Rhan und Astrid von Friesen in ihren Büchern.) Smith ist überzeugt davon, dass diese verbotene Wut zu der immens hohen Selbstmordrate unter Männern beiträgt: Von 38.364 Menschen, die sich in den USA 2010 das Leben nahmen, waren 30.277 männlich.
Die Medien breiten auch hier den Mantel des Schweigens darüber: Selbst als sich ein Mann namens Thomas Ball auf den Stufen eines Gerichtsgebäudes selbst anzündete, weil er es nicht mehr ertrug, vom Familiengericht „dafür fertiggemacht zu werden, dass er ein Mann war“, blieb das Interesse der Medien an seinem grauenvollen Tod gering, und nur einige Websites berichtete darüber. (Ein Mann, der sich selbst in Flammen setzt, kann offenbar im Nahen Osten Auslöser für den arabischen Frühling werden, aber dem System des Westens gelingt es, solche Verzweiflungstaten zu verdecken. Selbst extremer Schmerz von Männern ist in unserer Gesellschaft nicht der Rede wert. Man stelle sich die mediale Aufmerksamkeit vor, wenn sich eine Frau im Einsatz für feministische Ziele in Brand gesetzt hätte …) Helen Smiths Ziel ist es, dieser Menschenverachtung ein Ende zu setzen: „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, für Männer einzutreten, wie so viele Autoren und Medienmacher es tun. Und eines ist klar: Ich als Frau werde dafür weniger aushalten müssen, als wenn ein Mann dasselbe sagen würde.“
Im folgenden Teil ihres Buches beschäftigt sich Smith mit einigen ausgewählten Formen von Männerdiskriminierung, wobei sie betont, keine wissenschaftliche Übersicht sämtlicher Diskriminierungsformen vorlegen zu wollen, sondern jene herauszugreifen, die sie als am gravierendsten betrachtet. Dabei stimmt es sie bedenklich, dass viele Männer, mit denen sie über diese Probleme spricht, in einem Zustand „erlernter Hilflosigkeit“ verharren, wobei sie lediglich hoffen, selbst von Problemen wie Falschbeschuldigungen oder einem untergeschobenen Kuckuckskind verschont zu bleiben, statt für gerechte Gesetze zu kämpfen. Andererseits können auch die wenigen Einzelkämpfer, die es in diesem Bereich gibt, immer wieder Erfolge verzeichnen.
Nehmen wir das Beispiel Kuckuckskinder. Smith weist mit Bezug auf einen ausführlichen Artikel der Men’s Health zu diesem Thema, darauf hin, dass hier nicht nur Frauen, die einem Mann das Kind eines anderen als eigenes unterschieben, unverantwortlich handeln, sondern dass es im Bereich der Reproduktionsmedizin, das zu 92 Prozent von Frauen besetzt ist, starke Hemmungen gibt, sobald man durch genetische Proben auf einen solchen Betrug stößt, dies dem Geschädigten mitzuteilen: „Viele dieser Frauen machen sich Gedanken darüber, was die Mutter durchmachen müsste, wenn ihr Mann die Wahrheit herausfände, und natürlich nicht darüber, wie es dem irregeführten Vater geht.“ Dementsprechend gebe es auch so gut wie keine Forschung darüber, welche seelischen Schäden ein solcher Betrug bei Männern anrichte. Auch vor Gericht sah es für solche Männer düster aus. Zumindest bis im US-Bundesstaat Tennessee Senator Stacey Campfield einen Ein-Mann-Krieg gegen dieses System führte – und dabei schließlich beim Obersten Gerichtshof Tennessees durchsetzen konnte, dass ein Kuckucksvater, sobald sich die Wahrheit herausstelle, die Betrügerin nachträglich auf Rückzahlungen von Unterhalt verklagen kann. Ein anderer Männerrechtler, Carnell Smith aus dem US-Bundesstaat Georgia, war vor Gericht ähnlich erfolgreich, indem er aus diesem Thema eine Frage der Bürgerrechte machte. Er konnte den Richtern verdeutlichen, dass wenn ein Mann für das Kind eines anderen Unterhalt zahlen muss, dies de facto eine Form von Sklaverei darstelle – die in den USA schon seit einiger Zeit verboten ist.
Eine andere Weise, wie Männer unfreiwillig zur Vaterschaft gezwungen werden, ist jene, die unter dem Schlagwort „Samenraub“ bekannt geworden ist. Hierzu zitiert Smith den Rechtsprofessor Michael J. Higdon, der Fällen wie diesen den Aufsatz „Fatherhood by Conscription: Nonconsensual Insemination and the Duty of Child Support“ widmete. Als erstes mag man hier an die einigermaßen bekannten Fälle denken: Beispielsweise verübt eine Frau, die schwanger werden möchte, bei einem flüchtigen Bekannten Oralsex, verlangt dabei aber, dass dieser ein Kondom benutzt. Dieses bringt sie nach dem Sex an sich, führt eine Schwangerschaft herbei und lässt den unfreiwillig zum Vater Gewordenen daraufhin gerichtlich zum Unterhalt verpflichten. Perfide, aber man kann mit Männern noch viel mehr anstellen: Beispielsweise weist Professor Higdon auf eine Vielzahl von Fällen hin, bei denen eine Frau mittleren Alters einen zeugungsfähigen Jungen „verführt“, also nach amerikanischem Rechtsempfinden vergewaltigt hat, woraufhin auch dieser Junge jedes einzelne Mal zum Unterhalt verpflichtet wurde. „Können Sie sich den Aufruhr vorstellen“, fragt Smith, „wenn ein 15jähriges Mädchen mit einem Mann in den Dreißigern Sex hätte und sie dann vor Gericht zu irgendwelchen Verpflichtungen ihm gegenüber verurteilt würde? Oder“ – hier kommt sie auf einen anderen Fall von „Samenraub“ zu sprechen – „wenn eine Frau auf einer wilden Party besinnungslos würde, ein Mann daraufhin Sex mit ihr hätte und sie daraufhin verpflichtet wäre, das Kind auszutragen?“ Natürlich tut unsere Gesellschaft so etwas nicht mit Frauen – sondern nur mit Menschen zweiter Klasse.
Fast beiläufig bricht Smith das Tabu, dass auch erwachsene Männer Opfer einer Vergewaltigung werden können. Als sie in einem ihrer Blogbeiträge darüber berichtet habe, seien die Reaktionen in der Kommentarspalte schockierend gewesen: „Viele fanden, Männer bäten regelrecht um so eine Erfahrung, sie sollten eben die Beine geschlossen halten oder es besser wissen, als einer Frau zu erlauben, ihnen so etwas anzutun. Das klingt nach dem, was man Frauen vor über fünfzig Jahren erzählt hat.“
Und was das Thema Unterhalt angeht: Wussten Sie, dass in den USA etwa 50.000 Personen, in der Regel Männer, wegen ausbleibender Zahlungen im Gefängnis sitzen? Kritiker wenden ein, solche Maßnahmen träfen vor allem die Armen und die Arbeitslosen, die diesen Unterhalt schlicht nicht aufbringen können. Helen Smith nennt es die Rückkehr des „Schuldturms“ aus dem Mittelalter – eine Einrichtung, die eigentlich schon vor Jahrhunderten abgeschafft worden ist.
Aber auch in anderen Bereichen als der Familie sieht es für Männer immer düsterer aus. Nehmen wir etwa den Bereich Ausbildung. „Man stelle sich vor“, argumentiert Smith, „Frauen würden in ähnlich großer Zahl aus den Colleges und Universitäten flüchten wie aktuell Männer – es gäbe einen nationalen Aufstand. Wenn Männer flüchten, ringen einige Beobachter ab und zu die Hände wegen der Folgen, die das für die Frauen hat: Wen sollen sie daten? Wen sollen sie heiraten? Werden Männer noch gut genug für sie sein?“ Der einzige Erklärungsansatz, der von den führenden Medien verbreitet wird, lässt sich darauf reduzieren, dass Männer eben faul und dumm, Frauen hingegen klug und fleißig seien. Nur wenn man tiefer gräbt, stößt man auf anderslautende Antworten. „Lassen Sie mich einen Grund anbieten, der im heutigen Klima der Politischen Korrektheit nicht genannt werden darf“, zitiert Smith den Professor für Politikwissenschaften Robert Weissberg. „Universitäten werden zunehmend feminisiert, und viele Männer verabscheuen das dortige ‚feindselige Arbeitsumfeld‘ – um einen Begriff aus dem Vokabular der Antidiskriminierungsbewegung zu verwenden.“ Für diese Bewegung sollte es im übrigen von Interesse sein, dass schwarze und Latino-Männer vom herrschenden Ungleichgewicht an amerikanischen Hochschulen besonders stark betroffen sind: Auf 100 studierende Latino-Männer etwa kommen 233 Frauen.
Natürlich ist es nicht die hohe Zahl von Kommilitoninnen, die Männer von Universitäten vertreibt, sondern die damit häufig einhergehende feministische Ideologisierung. Christina Hoff Sommers, eine weitere von Smith befragte Expertin, erklärt genauer, wie diese Ideologisierung momentan aussieht:
„Ab dem Augenblick, da ein junger Mann auf ein Hochschulgelände kommt, wird er als Mitglied einer verdächtigen Klasse betrachtet. Ein beliebtes Orientierungsprogramm für Neulinge heißt ‚Sie hat Angst vor dir‘. Darauf folgen Märsche gegen Vergewaltigung, Aufführungen der Vagina-Monologe, anklagende Plakate, mit denen der Campus zugepflastert wird, und viele Veranstaltungen im Unterricht, die zeigen, dass Frauen von der Venus und Männer aus der Hölle kommen.“
Natürlich könnte man als erstes Gegengewicht „Männerzentren“ einrichten, wie dies ja gegenwärtig auch versucht wird, aber Sommers hält davon nicht viel: „Wenn bisherige Erfahrungen irgendetwas über die Zukunft aussagen, werden solche Zentren zügig von Gender-Aktivisten übernommen, die Männern vor allem helfen wollen, sich von ihrer Männlichkeit zu ‚befreien‘.“ (Das deutsche Bundesforum Männer lässt grüßen.)
Dabei sind Universitäten nicht der einzige Ort, wo selbst den Blöden auffällt, was für ein Männermangel dort inzwischen herrscht. Ähnlich gravierend sieht es bei allen Tätigkeiten aus, die mit der Erziehung von Kindern zu tun haben. Eine Umfrage zweier sozial wohltätiger Gruppen ergab als Grund: Die meisten Männer haben inzwischen Angst, als Pädophile etikettiert zu werden. Besonders dramatisch deutlich wurde dies, als die zweijährige Abigail Rae in einem englischen Dorfteich ertrank, obwohl sie ein vorbeikommender Mann hätte retten können. Der aber befürchtete, für einen „Perversen“ gehalten zu werden, wenn er das Mädchen ans Ufer brachte.
War der Mann einfach paranoid? Nicht wenn man sich anschaut, was mittlerweile so alles geschieht. So berichtet die liberale, männerfreundliche Feministin Wendy McElroy von einem Autofahrer in Illinois, dem ein 14jähriges Mädchen vor den Wagen lief. Er bremste gerade noch rechtzeitig, sprang erschreckt aus dem Wagen, packte das Mädchen am Arm und sagte ihr, dass sie besser aufpassen solle, um nicht getötet zu werden. Den Rest können Sie sich denken: Der Mann wurde verurteilt wegen „ungesetzlicher Einschränkung einer Minderjährigen“, sein Name steht jetzt in einem Verzeichnis für Sexualtäter, wo sein Foto und seine Adresse öffentlich einsehbar sind, er muss sich regelmäßig bei den Behörden melden, seine beruflichen Möglichkeiten sind eingeschränkt, und er darf nicht in der Nähe von Schulen oder Parks leben.
Sobald man Männer nach entsprechenden Erfahrungen fragt, wie es beispielsweise die Eltern-Website Parent Dish tat, stößt man auf viele gruselige Berichte. Da ist zum Beispiel Iggy, ein Mittdreißiger, an den sich auf einer Familienfeier immer wieder ein kleines Mädchen klammert, bis sie ihm plötzlich sagt: „Mene Mutti sagt, ich darf nicht mehr mit dir spielen, weil sie nicht weiß, was du mit mir anstellen wirst.“ Ein anderer Mann half öfter mal dem Mädchenfußballteam seiner Verlobten aus, hörte aber auf damit, als eine Achtjährige ihm sagte „Ich brauch dir nicht zuzuhören. Ich kann dich in Schwierigkeiten bringen, indem ich Leuten einfach nur erzähle, dass du mich angefasst hast.“ Na da fragt man sich doch, warum all die halbherzigen Versuche nichts fruchten, Männer ins Erziehungswesen zurückzubringen. Was machen die Feministinnen mittlerweile? Sie drehen Filme über „die negative Porträtierung von Frauen und Mädchen in den Medien“. Und keiner lacht.
Helen Smith hingegen fragte die Leser ihres Blogs nach negativen Präsentationen von Männern in den Medien. Sie erhielt 240 Antworten. Eine davon veranschaulicht, wo dieser Weg vermutlich hinführen wird:
„Frauen haben viel zu befürchten in einer Welt, in der immer Männer sie nicht nur nicht mehr respektieren, sondern auch nicht mehr mögen. Dazu wird es kommen, und Frauen haben die Schuld nur bei sich selbst zu suchen. Junge Mädchen werden in einer wesentlich härteren Welt leben wegen der Fehler, die ihre Mütter und Schwestern in den letzten dreißig Jahren begangen haben.“
Hier zeichnet sich die These ab, auf die Smiths Buch hinausläuft: Männer als den Feind zu behandeln schadet nicht nur einzelnen Betroffenen, sondern uns allen. Wir brauchen positive Beiträge auch von Männern als Väter, Ehepartner, Rollenmodelle und Anführer. Helen Smith stellt klar: „Eine Gesellschaft kann nicht über 40 Jahre lang fast die Hälfte der Bevölkerung fertigmachen und erwarten, dass diese ewig mit ‚Gib mir noch einen!‘ antwortet.“ All die herabsetzenden Klischees, die mittlerweile über Männer im Schwange sind, vergiften unseren öffentlichen Diskurs, verzerren unser Verständnis für die wahren Unterschiede zwischen den Geschlechtern, reduzieren die Aussichten, diese Unterschiede zu überwinden, und zerfressen die Bande gegenseitigen Interesses und Respekts. Es ist kein Wunder, dass die von Smith befragten Männer inzwischen mit Forderungen reagieren wie „Es ist an der Zeit, dass die Damen 70 bis 80 Stunden die Woche arbeiten, uns unterstützen, früh sterben und uns nach einer Scheidung die Hälfte ihres Besitzes geben.“ Geht man nach der Resonanz von Smiths Lesern, sind auch immer weniger Männer bereit, in bestimmten Berufen – etwa als Polizist oder Feuerwehrmann – ihr Leben für eine Gesellschaft zu riskieren, die sie als Menschen zweiter Klasse behandelt. Der Feminismus erntet, was er gesät hat.
Bei alldem ist Helen Smith sehr klar, dass sie nicht die erste ist, die dieses Problemfeld entdeckt hat. Warren Farrells maskulistischer Klassiker „Mythos Männermacht“ beispielsweise ist schon seit mittlerweile 19 Jahren auf dem Markt. Seitdem hat sich die Lage für Männer nur immer mehr verschlechtert. Insofern, befindet Smith, ist es höchste Zeit, den Männern einige Vorschläge zu machen, wie sie sich gegen die immer neuen Attacken behaupten können. Ihre Vorschläge lauten:
– Hören Sie damit auf, Frauen die Tagesordnung bestimmen zu lassen, was die Themen Geschlechterpolitik, Beziehungen und Reproduktion angeht. Wenn hier Männer überhaupt in den Medien vorkommen, handelt es sich in der Regel um Pro-Feministen. Denken Sie daran: Wenn Menschen Sie verspotten, hassen und beschimpfen, sobald Sie Ihre Meinung sagen, zeigt das, dass Sie Wirkung erzeugen. (Sie hat Recht. Nachdem ich kürzlich durch eine Mail erfahren habe, dass Feministinnen mir gerne „die Eier quetschen und Säure in mein Gesicht schütten“ möchten, zeigt mir das, dass meine journalistische Arbeit nicht einfach ignoriert werden kann.) Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie Ihre Meinung nicht offen sagen können, dann hinterlassen Sie Ihre Kommentare in Blogs und Foren, wo es um Mann-Frau-Beziehungen geht. Als hilfreiche Bücher für geschlechterpolitischen Widerstand empfiehlt Helen Smith unter anderem Richard Driscolls You Still Don’t Understand und Saul Alinskys Rules for Radicals.
– Setzen Sie durch, dass Sie in Ihrer Partnerschaft besser behandelt werden. Sie müssen nicht grob werden, aber lernen Sie, Grenzen zu setzen. Wenn Sie Ihre Partnerin nicht respektiert, weisen Sie sie zurecht, auch vor Freunden. Frauen hassen es, öffentlich zur Rede gestellt zu werden. Wenn Sie heiraten möchten, überlegen Sie sich das gut und erst nach langer Prüfung, ob diese Frau auch wirklich Ihre Werte teilt. Wenn Sie Kinder haben, verbringen Sie viel Zeit mit ihnen – damit erschweren Sie es, dass man im Fall einer Scheidung Ihr Umgangsrecht beschränkt. Es ist nicht toll, so denken zu müssen, wenn es eigentlich um eine vertrauens- und liebevolle Partnerschaft gehen sollte, aber so sieht für Männer nun mal die Wirklichkeit aus. Und falls Sie von Ihrer Frau verlassen werden: Lassen Sie sich nicht von Ihrer Ritterlichkeit oder kulturell erzeugten Minderwertigkeitsgefühlen leiten, so dass Sie sich die Schuld am Scheitern Ihrer Beziehung geben. Es war die Entscheidung Ihrer Frau zu gehen. Bereiten Sie sich lieber auf einen Kampf vor, um nach einer Scheidung nicht alles zu verlieren.
– Verbünden Sie sich mit anderen Männern, so dass Sie starke Organisationen bilden, die sich gegenüber feministischen Lobbygruppen und ihren zahllosen Verbündeten behaupten können. Grenzen Sie dabei aber Frauen nicht aus: Der oben erwähnte Männerrechtler Carnell Smith, der sich gegen Vaterschaftsbetrug („Kuckuckskinder“) engagiert, berichtet, dass 80 Prozent der Menschen, die zu seiner Organisation stoßen, weiblich sind: Die Mütter, neuen Frauen, Schwestern und sogar Großmütter von Männern, die getäuscht worden sind.
– Schützen Sie sich dagegen, unfreiwillig zum Vater gemacht zu werden. Der von Helen Smith befragte Rechtsprofessor Michael J. Higdon empfiehlt dazu beispielsweise eine Sterilisation oder nur geschützten Verkehr zu haben, wonach man das Kondom eigenhändig beseitigt.
– Zur Situation an den Hochschulen befragt Helen Smith Robert L. Shibley, Vizepräsident der Foundation for Individual Rights in Education. Er empfiehlt: Protestieren Sie und organisieren Sie sich auf Ihrem Campus gegen ungerechte Maßnahmen. Selbst eine kleine Studentengruppe ist wesentlich schwerer zum Schweigen zu bringen als ein einzelner Student. Universitäten sind empfindlich, wenn sie in der Öffentlichkeit negativ dargestellt werden. Eltern sollten Hochschulen mit männerfeindlichen Aspekten zur Rede stellen und sie darauf hinweisen, dass ihre Kinder die Hochschule wechseln werden, wenn sich das nicht ändert.
– Wenn Sie auf männerfeindliche Reklame stoßen, dann teilen Sie der Firma, die das beworbene Produkt vertreibt, Ihre Besorgnis mit. Stellen Sie klar, dass Sie keine Waren kaufen werden, die mit Männerfeindlichkeit zu tun haben.
Natürlich sind das nur einige denkbare Vorschläge. Die Männerrechtsbewegung erprobt sich an immer neuen Strategien, eine Zusammenstellung weiterer Ideen ist auch in meinem Buch Männerbeben enthalten. Das Verdienst von Helen Smith liegt jedenfalls daran, dass sie mit Anliegen, die das Gender-Establishment beständig als „radikal“ auszugrenzen versucht, eine wirklich breite Leserschaft erreicht. So stößt diese neue soziale Bewegung nach und nach immer weiter in den Mainstream vor.
Helen Smith, Men on Strike: Why Men Are Boycotting Marriage, Fatherhood, and the American Dream – and Why It Matters, Encounter Books, New York 2013.