Interview mit Monika Ebeling
Im Mai jährte sich der Kulminationspunkt der Causa Goslar, der Tag, an dem Monika Ebeling ihres Amtes als Gleichstellungsbeauftragte enthoben wurde und in der Folge auch noch ihre Arbeit verloren hat, weil sie zu viel Empathie für Jungen und Väter zeigte.
Das ist, auch wenn man es zum wiederholten Mal hört, immer noch unglaublich. In ihrem Buch „Die Gleichberechtigungsfalle“ hat Monika Ebeling die Ereignisse von damals eindrucksvoll geschildert und aufgearbeitet. Aber wie wurde aus dem Mädchen Monika die Frau Monika Ebeling, die wir heute kennen? Frau Ebeling will mit uns erstmals über diese Entwicklungsgeschichte erzählen. Machen wir dazu eine kleine Zeitreise durch die Geschlechterpolitik.
MANNdat: Sehr geehrte Frau Ebeling: Am 6. Juni 1971 erschien das Magazin „Der Stern“ mit der Schlagzeile „Wir haben abgetrieben!“ und einem Titelbild, auf dem sich 28 Frauen mit ihrem Foto öffentlich zu einem Schwangerschaftsabbruch bekannten. Diese Aktion wurde initiiert von der Feministin Alice Schwarzer. Sie löste eine emotional geführte gesellschaftliche Debatte über die Frage aus, ob und unter welchen Umständen eine Frau abtreiben darf. Sie waren damals noch ein junges Mädchen. Haben Sie diese Diskussion damals mit verfolgt?
Monika Ebeling: Ich habe den Eindruck, dass es an der Zeit ist, dass insbesondere ältere und in der Sache erfahrene Frauen die Verantwortung für einige frauenpolitische Fehlentscheidungen der vergangenen Jahrzehnte übernehmen sollten. Die Weichen der Gleichstellungspolitik müssen neu gestellt und die Debatte könnte ehrlicher werden. Wir könnten die eingefahrenen Wege getrost verlassen, sie führen womöglich sowieso in die Irre. Mir scheint der bisher geführte Diskurs voll Verblendung und Ideologisierung zu sein.
Aber nun zu Ihrer Frage. Die straffreie Abtreibung und die Entscheidung, ab wann man von „Leben“ und einem „Menschen“ im Mutterleib reden sollte, gehen an mir, Gestern und Heute, nicht spurlos vorbei. Mit der aktuellen Debatte um das Klonen von Embryonen könnte das Thema sogar wieder Fahrt aufnehmen. Damals war ich ein junges Mädchen und musste mich natürlich zunehmend auch mit dem Thema Schwangerschaft beschäftigen. Wie die meisten jungen Menschen wollte ich eine Familie gründen und damit auch nicht lange warten.
Der § 218 nahm über längere Zeit viel Raum in der Frauenbewegung ein. Mir schien die politische Argumentation zum § 218 als junge unerfahrene Frau richtig, obwohl ein Beigeschmack blieb und ich inständig hoffte, niemals in eine Situation zu geraten, in der ich nur noch in der Tötung eines Kindes eine Lösung sehen würde. Wie ich höre, klagt unlängst der Verein alleinerziehender Mütter und Väter darüber, dass die rechtliche Stärkung unehelicher Väter angeblich dazu führen soll, dass vermehrt Frauen abtreiben wollen. Wäre eine solche Haltung schwangerer Frauen nicht schrecklich? Lieber soll das Kind abgetrieben werden, als das man sich mit dem Vater auseinandersetzt? Unser Bundespräsident meinte unlängst auf dem Kirchentag, dass es sich einige Menschen mit der Abtreibung vielleicht doch einen Tick zu leicht machen würden. Er spricht mir aus der Seele und deshalb sollten wir handeln.
Der § 218 und die Frauenbewegung haben mittlerweile Staub angesetzt, während sich die Gesellschaft rasant wandelt und der medizinische Fortschritt unaufhörlich wächst. Es gibt heute die Möglichkeit der pränatalen Diagnostik und man kann medizinische Eingriffe am ungeborenen Kind im Mutterleib vornehmen. Über das Blut der Schwangeren sind nicht nur erbliche Erkrankungen, sondern auch die Vaterschaft im Frühstadium einer Schwangerschaft eindeutig zu klären. Die Chance, so früh den Vater eines Kindes identifizieren zu können, sollten wir im Interesse des Kindes zu nutzen wissen. War es in der Vergangenheit nicht selten ein Problem, dass man die Mutter genau zuordnen konnte, aber den Vater nicht? Nun ist die Lösung da und Frauen haben Angst zuzugreifen.
Die künstliche Befruchtung macht es möglich, dass Frauen mit weit über dreißig, ja sogar mit fünfzig oder sechzig Jahren, mit hohem Risiko für Mutter und Kind, schwanger werden können. Frauen trotzen der Natur weit nach Ablauf der „biologischen Uhr“ Kinder ab und nehmen sich inzwischen in Sachen Zeugung, Abtreibung und Mutterschaft oft alleinige und exklusive Rechte heraus. Das fühlt sich für mich teilweise so an, als wenn Männer aus diesem Geschehen ganz ausgeschlossen werden sollen. In diesem Kontext scheint mir die Frauenbewegung Männern und Kindern gegenüber mit einer Härte und Abfälligkeit aufzutreten, die ihresgleichen sucht. Sie versucht erfolgreich, mögliche Standpunkte der ungeborenen Kinder und der dazugehörigen werdenden Väter und Männer mit einem Handstreich wegzuwischen. Ich meine, es ist dringend erforderlich, die Väter in ihrer Rolle zu stärken. Männer müssen sagen, wie sie Vaterschaft leben wollen und sich für ihre Interessen stärker einsetzen. Aus Höflichkeit zu schweigen wäre falsch.
Heute fällt es vielen Frauen schwer, schwanger zu werden, selbst wenn sie es wollen und oft, weil sie es zu spät wollen. Die Gebärmutter ist gläserner geworden und die Signale des Ungeborenen stärker. Wir sollten auf die kindliche Stimme hören und bedenken, dass Kinder bereits vor der Geburt Rechte haben. Was würde dieses ungeborene, wenige Wochen alte Kind wollen? Eine Mutter klagte vor Gericht, weil ihrem wenige Tage vor dem Stichtag geborenen Frühgeborenen medizinisch nicht geholfen worden sei. Die Ärzte hätten helfen müssen, findet sie, denn sie hätte bei ihrem Kind Lebenswillen gesehen.
Aus meiner heutigen Perspektive muten mich die damalige Entscheidung für den § 218 und die folgenden Aktionen und Argumente zunehmend mittelalterlich an. Ich finde die vorgeburtliche Selektion ungeborener Menschen durch einige Frauen bedenklich. Mein „grünes Herz“ wird bei so vielen medizinisch-technischen Eingriffen in die natürlichste Sache der Welt ganz schwach. Da tragen wir Biosandalen, Ökobaumwolle und essen vegetarisch, weil wir Tiere nicht töten wollen und scheuen uns nicht, im gleichen Atemzug abzutreiben oder dafür zu sein? Wie passt das zusammen?
Ich will, dass rund um den § 218 neu diskutiert wird! Wo bleibt hier die Inklusion der Kinderrechte? Wie könnten Väterrechte in diesem Kontext inkludiert werden und mehr Wertschätzung erhalten? Aus meiner Sicht beschränkt der § 218 die Gleichberechtigung von Mann und Frau und missachtet Kinderrechte.
Vom einstigen frauenpolitischen Credo in dieser Sache habe ich mich im Verlauf meines Lebens weit entfernt und das ist gut so. Heute kommt es mir so vor, als wenn die damalige Aktion im Stern eine große Lügengeschichte gewesen sein könnte. In ihrem Buch schreibt Alice Schwarzer „auch ich selbst unterschreibe, selbstverständlich, obwohl ich nie abgetrieben habe … denn bei dieser Selbstbezichtigung geht es ja nicht um ein persönliches Geständnis, sondern um eine politische Provokation“. (S 241) Stellt sie sich und den Stern dadurch als Lügner dar?
MANNdat: 1975 fand das legendäre Rededuell zwischen Esther Vilar und Alice Schwarzer im WDR statt. Vilar und Schwarzer verkörperten zwei unterschiedliche feministische Ausrichtungen. Vilar vertrat einen Feminismus des Dialogs mit Männern und des gegenseitigen Verständnisses. Schwarzer dagegen präsentiert den Feminismus, wie wir ihn heute kennen – männerfeindlich, dialogunfähig und hochgradig aggressiv gegen Feminismuskritiker. Und sie nutzte auch schon die Strategie, Kritiker in die rechte Ecke zu schieben. Sie nannte Vilar eine Sexistin und Faschistin. Es ist die gleiche Vorgehensweise, wie sie heute von fanatischen Feministen in dubiosen „Expertisen“ über Feminismuskritiker praktiziert wird. Fast 40 Jahre danach erinnert sich Vilar:„Ich fand es nicht logisch, dass wir Frauen dauernd ein Geschlecht beschimpften, das sein ganzes Leben darauf ausrichtet, einen Beruf zu erlernen, um mit diesem Beruf dann für uns und unsere Kinder zu sorgen. Da lief etwas falsch. Dabei sind es die Frauen, die über die Rollenmuster der Geschlechter entscheiden, denn bei ihnen liegt die Erziehung, die frühe Prägung. Es ging gegen meine Würde, dass wir Frauen uns zu Opfern stilisierten.“
Nach dem Interview wurde Vilar bedroht. Sie verließ das Land. Haben Sie damals das Rededuell wahrgenommen, und wie kam es bei Ihnen an?
Monika Ebeling: An das Rededuell kann ich mich nicht erinnern. Ich bin erst wieder via YouTube darauf gestoßen. Die Diskussion um das Buch nehme ich allerdings deutlich in mir wahr. Die Dressur von Männern? Das kam mir damals irgendwie komisch, fast lächerlich vor. Ich konnte diese Dinge noch nicht zueinander bringen. Wie sollte es möglich sein, dass Frauen Männer wie kleine Pudel im Zirkus „dressieren“ können und warum sollten sie daran Interesse haben? Ich wollte eine faire Beziehung mit dem Mann führen, den ich einmal lieben würde. Ich glaube als junge Frau war ich mit der Einschätzung dieser Angelegenheit noch etwas überfordert und überblickte die gesellschaftspolitische Tragweite nicht. Ich wusste ja noch zu wenig darüber, wie Beziehungen funktionieren und welchen Einfluss die eigene Sozialisation auf unser Leben hat.
Ich habe mich, wie viele Frauen, einfach auf die Seite der Frauenrechte beschränkt. Mir kam es so vor, als wenn ich durch diese Selbstbeschränkung, ja fast Einäugigkeit, für die Gesellschaft Gutes tue und für alle anderen armen unterdrückten Frauen gleich mit in die Bresche springe. Was kümmerten uns damals die Männer? Sie waren eine Last, von der wir uns irgendwie erleichtern sollten.
Also stärkte ich, wie viele meiner Geschlechtsgenossinnen, meinen frauenpolitischen Kampfgeist. Man hatte ja scheinbar auch die gesamte Frauenbewegung, wenn nicht sogar die gesamte „Frauheit“ hinter sich. So jedenfalls wurde es uns Frauen in der einschlägigen Literatur und in den Frauennetzwerken weisgemacht. Wenn ich diesen Zeitabschnitt in meinem Leben aus heutiger Sicht analysiere, dann würde ich sagen, ich bin der Verlogenheit der feministischen Ideologie weitgehend zum Opfer gefallen. Ich habe mich instrumentalisieren lassen.
Als ich das später erkannte, begann ein schmerzhafter Prozess für mich. Ich dachte nach, änderte mein Verhalten und meine Argumente. Ich legte die feministischen Scheuklappen ab und wollte nicht mehr hinnehmen, dass ich zwar gegen die Diskriminierung von Frauen bin, allerdings die Diskriminierung von Männern toleriere und teilweise sogar richtig finde.
Heute lehne ich inzwischen den Frauenkampf gegen Männer konsequent ab. Ich habe den Eindruck, die frauenpolitischen und feministischen Argumentationsstränge enden rücksichtlos dort, wo ein Vorteil für alle Frauen oder eine einzelne Frau erreicht ist. Wer das nicht mitträgt oder kritisch sieht, wird geächtet.
In der Position der Gleichstellungsbeauftragten habe ich an keinem Tag einen Hehl daraus gemacht, wie ich denke, aber das wollten die Frauennetzwerke nicht hinnehmen. Ich galt in diesen Kreisen schnell als Nestbeschmutzerin. Ich beeinträchtige mit meinen Argumenten und Thesen wohl das Weltbild dieser Frauen. Eine sagte mal zu mir, „dafür“ hätte sie nicht 25 Jahre gekämpft. Was für eine Aussage. Ein lebenslanger Kampf? Ich will das so nicht!
Ich wurde erst abberufen und verlor dann auch noch meinen Job als Kita-Leitung, weil man mir plötzlich alles Mögliche vorwarf und dabei auch sehr persönlich und disqualifizierend wurde. Diese Art „Abstrafung“ durch Mobbing ist eine Erfahrung, die man keinem wünscht. Entgegen der eigenen Haltung, sich für Frauen einzusetzen, hatte ich plötzlich Frauen gegen mich und die nahmen sogar meine berufliche und persönliche Demontage hin. Soviel zur vielgepriesenen Frauensolidarität.
Ähnlich wie mir ergeht es inzwischen auch anderen mir bekannten Menschen, die feministische Dogmen in Frage stellen, diskutieren möchten oder andere Wahrheiten verkünden. In Norwegen ist derzeit die Rede davon, dass es verboten werden soll, sich feminismuskritisch zu äußern. Das finde ich undemokratisch. Auch hierzulande gehen gewisse Frauen und Männer ja gleich hoch wie eine Rakete, wenn man es wagt, einen frauenpolitischen Standpunkt in Frage zu stellen. Das sind dann oft auch die, die sich auf Friedenskundgebungen tummeln.
Es gibt Menschen, die bereits davon sprechen, dass wir auf dem Weg in ein Matriarchat sind und die zukünftigen Machthaberinnen gehen durchaus nicht zimperlich mit ihren männlichen „Untergebenen“ um. Was mir da so zu Ohren kommt, ist haarsträubend.
Tendenziell kann man Matriarchate schon in etlichen Lebensbereichen sehen. In der Leiharbeit zum Beispiel. Da werden überwiegend junge und ungebildete Männer von überwiegend sehr geschäftstüchtigen Frauen vermarktet und ungeniert ausgebeutet. Es ist auch spürbar im Bildungswesen, in dem Jungen vielleicht deshalb verlieren, weil das überwiegend weibliche pädagogische Personal sich wenig auf deren Bedürfnislagen einstellt. Matriarchate breiten sich aus, wer mag das bestreiten? Feministen wird das freuen.
Vom Ende der Männer zu sprechen, wie Hanna Rosin u. andere es machen, erscheint mir mittlerweile nicht mehr abwegig. Aber keinesfalls möchte ich als Frau in einem Matriarchat leben und dann womöglich die gleichen Fehler machen, die ich den patriarchalen Männern einmal vorgeworfen habe. Wir steuern auf eine geschichtlich gesehen überaus imposante Zeit zu.
MANNdat: 1980 gab es die erste Frauenquote, und zwar führten diese die Grünen ein. Das war ohne Frage eine Zäsur in der Frauenbewegung. Die Frauenbewegung, die ja geschlechterspezifische Diskriminierung beseitigen wollte, bediente sich genau dieses Mittels der Diskriminierung. Diese Doppelmoral ist bis heute ein Charakteristikum des Politfeminismus. Was erlebten Sie zu Beginn der 80er Jahre? Wie standen Sie damals zur Frauenquote?
Monika Ebeling: Damals war ich frisch verheiratet und gebar mein erstes Kind. Die Ultraschallbilder, die meine Babys zeigten, sind kaum vergleichbar mit den tollen Aufnahmen heute. Mein Mann war mit im Kreissaal, das war uns wichtig. Das nächste Kind habe ich dann zu Hause entbunden. Ich denke, wir waren eine tolle kleine Familie. Mit meinem Mann arbeitete ich als Hauseltern in einer therapeutischen Wohngemeinschaft für drogenabhängige junge Männer, und wir betreuten bereits unsere ersten Pflegekinder. Wir waren dabei, unser Leben und unsere Familie aufzubauen und herauszufinden, was jeder von uns dazu beisteuern könnte, dass wir ein gutes und zufriedenes Leben führen könnten.
Ich dachte damals, die Frauenquote könnte nicht schaden, und wenn die prominenten Frauenkämpferinnen diese als ein geeignetes Mittel sehen, dann werden sie wohl ausführlich darüber diskutiert und nachgedacht haben. Die Frauenquote war für eine junge Mutter zu weit weg, ich hatte einfach wichtigeres zu tun.
Heute kann ich über die Frauenquote nur den Kopf schütteln. Sicher, wenn Frauen an die Macht wollen, dann müssen sie auch dort arbeiten, wo es Macht zu verteilen gibt. Wenn Sie am Kapitalmarkt agieren wollen, dann müssen sie Kapital erwirtschaften. Das ist aus meiner Perspektive allerdings eine ziemlich elitäre Sachlage. In meiner Zeit als Gleichstellungsbeauftragte in Goslar habe ich mich gefragt, ob ich mich nun tatsächlich für sehr gut ausgebildete, selbstbewusste und perfekt sozialisierte Frauen einsetzen sollte. Ich habe mich dagegen entschieden, weil ich diesen Frauen ausreichend Kraft und Mut zutraue. Mein Augenmerk will ich auf die Gleichstellungsbedürfnisse von bedürftigen Frauen und Männern legen.
Man darf nicht vergessen, dass Demokratie und der relative Wohlstand in unserem Land noch ein junges Unternehmen sind. Es ist noch nicht lange her, dass auch bei uns feudale und sogar diktatorische Zustände herrschten. Lange Zeit hatten die meisten Menschen nichts zu sagen und waren arm wie Kirchenmäuse. Das ist der Boden, auf dem Demokratie und Menschenrechte heute gedeihen müssen.
Meiner Meinung nach ist die Quote gar nicht nötig. Die jungen Frauen sind bereits auf natürlichem Weg in die Vorstandsetagen. Da sollte man nichts erzwingen, sondern darauf vertrauen, dass sich Frauen und Männer, deren berufliches und persönliches Profil passt, ihren beruflichen Weg dorthin bahnen werden, wo sie hinwollen.
Wer die Frauenquote fordert, wünscht sich die Hilfe von Vater Staat. Vielleicht hat die ganze Gleichstellungsdebatte sogar sehr viel mit dem Vaterthema zu tun. Mir ist aufgefallen, dass ein nicht unerheblicher Anteil von sogenannten „frauenbewegten“ Frauen ein problematisches Vater- und Männerbild haben. Ich bin gegen die Frauenquote. Ich glaube, wir verschwenden hier unsere Energie.
MANNdat: 1985 dann der Klassiker »Typisch Mädchen« von Marianne Grabrucker. Darin heißt es: „[…] die Anerkennung der Mädchen kann nur auf Kosten der kleinen Buben geschehen.“ Damit hat Grabrucker genau die geschlechterspezifische Bildungspolitik formuliert, wie wir sie heute erleben: Mädchenförderung auf Kosten der Jungen. 100 Mädchen-MINT-Förderprojekten stehen heute nur 4 Jungenleseförderprojekte gegenüber. Und die Jungen, die im MINT-Bereich auch eine Förderung nötig hätten, werden rücksichtslos zurückgelassen.
Die Frauenzeitschrift EMMA legte 1986 nach: „Wenn wir wirklich wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen.“ Dann ging es Schlag auf Schlag: 1986 wurde das erste Frauenministerium unter Leitung von Rita Süssmuth, CDU, eingerichtet. Danach zogen die einzelnen Bundesländer nach. Gleichzeitig kamen die Frauenbeauftragte in die Städte und Kommunen. Am 1. Juli 1986 stellte z.B. die Stadt Karlsruhe als eine der ersten Städte in Baden-Württemberg eine Frauenbeauftragte ein. Bis heute ist Geschlechterpolitik ausschließlich Frauenförderung geblieben. In den Gleichstellungsstellen der Kommunen führt man regelrecht Wettbewerbe durch, wer die meisten und härtesten „Jungen-müssen-draußen-bleiben-Aktionen“ oder das nachhaltigste Väter-Gewalt-Tüten-Bashing betreibt. Als Sie fast 30 Jahre später einen emphatischen Ansatz in ihrer Funktion als Gleichstellungsbeauftragte einführten, sollte Sie das am Ende Amt und Job kosten. Erinnern Sie sich noch an die erste Frauenbeauftragte, die Sie kennengelernt haben? Wie erlebten Sie diese frauenpolitische Offensive gegen Jungen und Männer?
Monika Ebeling: Eine Fachkraft, die sich ausschließlich um die Belange von uns Frauen kümmern sollte, schien mir damals dringend notwendig. Es war auch eine sehr schöne Wertschätzung der sogenannten frauenpolitischen Anliegen. Ich hatte einige Male privat und beruflich Kontakt mit Frauenbeauftragten und auch mit Frauenhäusern. Da arbeitet man wie in einem Geheimbund. Dieser Eindruck hat sich während meiner Zeit als Gleichstellungsbeauftragte noch verstärkt. Ich hätte immer schön der gleichen Meinung sein und mitheulen sollen, dann hätten mich die Frauennetzwerke gestreichelt und vielleicht sogar bewundert. Diese „Streicheleinheiten“ könnten vielleicht die Motivation mancher Frauenkämpferin sein, hier mitzumachen.
Heute frage ich mich, warum Politik ein Geschlecht haben muss und sehe die negativen Auswirkungen dieser Exklusivität. Schauen Sie sich die Homepages der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten einmal näher an. Das strotzt nur so von Männerdiskriminierung.
Ich habe die Entwicklungen für uns Frauen immer sehr verfolgt, allerdings stets unter der Maßgabe, ob sich für Frauen etwas verbessert, ob wir Vorteile oder besondere Aufmerksamkeit bekommen. Auswirkungen auf Dritte haben dabei wenig interessiert. Vor einiger Zeit las ich einen Artikel im Zeit Magazin. Eine englische Ex-Frauenbeauftragte wurde dort mit einer Wortneuschöpfung zitiert: „Feminizissmus“. Sie zog die Worte Feminismus und Narzissmus einfach zusammen. Viele Frauen haben mit ihren teilweise überzogenen sogenannten frauenpolitischen Ideen und Forderungen eine unaufhörliche Nabelschau betrieben. Das Ausmaß an Eigennutz, Selbstsucht und Exklusivität dieser ganzen Frauenbewegung war mir als junge Frau nicht klar. Kein Wunder. Ich profitierte ja selbst von diesem gesellschaftspolitischen Wellness-Programm für Frauen. Niemand wird den Ast, auf dem er sitzt, absägen wollen. Mittlerweile ist ein profitabler Geschäftsbereich entstanden. Es wäre eine politisch brisante Zäsur, diesen plötzlich abschaffen zu wollen. Aber ich glaube, es muss sein!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich beim Männerbashing eine Zeitlang auch mitgemacht habe. Männer abzuwerten, ihre persönlichen Leistungen und ihren gesellschaftlichen oder familiären Beitrag schlecht zu machen, ist eine perfide ideologische Strategie, aber sie funktioniert immer noch und scheint zum durchgängigen Prinzip geworden zu sein. Diese Lästereien über die Unzulänglichkeiten von Männern sind ja auch heute noch an der Tagesordnung. Anstatt uns gegenseitig zu helfen, werten wir einander ab. Ein solches Verhalten ist destruktiv und sollte keinesfalls zur Politik erhoben werden dürfen.
Ich war zu der Zeit Mutter von insgesamt 5 Kindern, studierte Sozialarbeit und begann mich in der SPD zu engagieren. Das Private ist politisch, hieß es, also bemühte ich mich die Politik zu verstehen und hoffte meinen Beitrag leisten zu können, wenn ich mich vor Ort politisch engagiere. Immerhin, ich kandidierte damals bei einer Kommunalwahl auf den hinteren Plätzen, saß in Fraktionssitzungen und führte eine Frauengruppe. Ich war Delegierte für Parteitage. Ich merkte sehr schnell, dass Politik ein mühsames und träges Geschäft ist. Das läuft meinem Naturell und meinem lösungsorientierten Denken leider zuwider.
Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich meine Mitgliedschaft in der SPD aufgebe und austrete. Mit diesem Gedanken trage ich mich schon länger. Ich sehe dort niemanden, mit dem ich mich politisch verbünden könnte. Da sind mir tatsächlich ein paar Politiker aus der CDU und der FDP inhaltlich näher.
MANNdat: Anfang der 1990er Jahre gibt es die ersten Frauenförderprogramme durch Bundesländer, und EU. Ebenfalls Anfang der 90er Jahre häufen sich spektakuläre angebliche Kindesmissbrauchsfälle. Beispiele sind der Montessori-Prozess und die Wormser Prozesse. Der „Missbrauch des Missbrauchs“ war geboren, eine wirksame Waffe im Sorgerechtskrieg.
Sabine Rückert hat das Thema in ihrem Buch „Unrecht im Namen des Volkes“ verarbeitet: „Die wahnhafte Fixierung auf den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen erfasste in den neunziger Jahren die gesamte Gesellschaft, hielt Einzug in Familien, spielte bei Scheidungsverfahren eine immer größere Rolle und fand ihren Weg zu Kinderärzten, in Schulen, in die Jugendämter, in die psychiatrischen Stationen, die Untersuchungszimmer der Gerichtspsychologen und die Büros sonst so sachlicher Staatsanwälte und Richter.“ Sabine Rückert: Justizirrtum: Inquisitoren des guten Willens, Die Zeit 3/2007, 11. Januar 2007.
Der Missbrauch mit dem Missbrauch – auch heute noch aktuell?
Monika Ebeling: Mehr denn je. Falschbeschuldigungen von Männern werden Frauen sehr einfach gemacht und das scheint mir politisch toleriert. Unsere Politiker müssen die rosarote Frauenbrille aufgehabt haben, als sie gewisse Gesetze zum ausschließlichen Vorteil von Frauen verabschiedeten. Die Exekutive lässt sich frauenpolitisch instrumentalisieren und scheint sich nicht nur in Einzelfällen zum Handlanger einseitiger Parteilichkeit für Frauen machen zu lassen. Der Judikativen fällt oft auch nichts Besseres ein, als der Frau und Mutter ohne Beweise zu glauben und auf bloße Behauptungen hin Urteile gegen Männer zu fällen.
Vor dem Gesetz sind alle gleich, heißt es, doch dieser Grundsatz wird teilweise ausgehebelt. Über Jahrzehnte ist die Idee des bösen Mannes von den Frauennetzwerken geschürt worden. Fremdbeschuldigung und Selbstmittleid breiten sich unter Frauen aus. Diese böse Saat trägt mittlerweile bittere Früchte. Aber ich habe den Eindruck, dass es immer mehr Menschen gibt, die merken, dass hier etwas falsch läuft. Weibliche Selbstverantwortung und Selbsterkenntnis bleiben auf der Strecke, wenn Frauen permanent auf Männer zeigen und ihnen Schuld in die Schuhe schieben.
Anfang der 1990er ließen sich viele Pärchen in meinem Umfeld scheiden. Das war wie ein Zwang, wie ein Trend oder eine Mode und fast schon unheimlich. Es kam, wie es kommen musste. Mein Mann und ich trennten uns ebenfalls. Ich war über ein paar Dinge sehr traurig, aber ich wünschte ihm Glück für seinen neuen Lebensabschnitt. Auf meinen Unterhalt habe ich verzichtet, weil ich der Meinung bin, dass eine gesunde Frau mit einer Ausbildung für sich allein sorgen kann und das auch muss. Insofern finde ich die neue Unterhaltsregelung richtig. An der finanziellen Nabelschur eines Mannes wollte ich nicht liegen, sondern mein eigenes Geld verdienen.
Wir haben nach einer Phase der Trauer und der Verarbeitung der Trennung schon bald wieder gute Dinge miteinander erlebt. Die Hochzeiten unserer Mädchen und manche Grillnachmittage, an denen herzlich gelacht wurde. Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, mich bei meinem damaligen Mann zu entschuldigen für mögliche und unnötige Verletzungen, die ich ihm damals womöglich zugefügt haben könnte. Ich wusste es damals leider noch nicht besser. Es gab ja kaum passende konstruktive Scheidungsrituale, so wie es heute auch noch kaum Rituale für Kinder und Väter gibt, die sich wegen einer Scheidung und schlechter Gesetzgebung Jahre oder Jahrzehntelang nicht sehen konnten. Auch hier ist Handlungsbedarf.
Die Jahre nach meiner Scheidung, als alleinerziehende Mutter und mit großen Zeitfenstern ohne erfreuliche Beziehung mit einem Mann, waren mir eine wichtige, aber auch schwere Lebenserfahrung, die ich in meinem nächsten Buch möglicherweise teilweise beschreiben werde. Hier versteckt sich eine große feministische Lüge, auf die viel zu viele Frauen noch heute leichtfertig reinfallen, wie Lemminge, die sich freiwillig einen Abgrund runterstürzen.
MANNdat: 1995 beschließt der Bundestag mit Zustimmung des Bundesrates ein Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz, das die Bestimmungen des BVerfG berücksichtigt und eine Fristenregelung bei vorgeschriebener Beratung beinhaltet.
„Mein Bauch gehört mir“ war das Motto. 17 Jahre später, beim Gesetz zur Beschneidung von Jungen, ist der Bundestag nicht so zimperlich bei der Aberkennung des Selbstbestimmungsrechts über den eigenen Körper. Hängt das Recht auf Selbstbestimmung nur von der Größe der Lobby ab, die hinter den Betroffen steht?
Monika Ebeling: Ich finde, wir lassen junge Mütter mit sehr viel Verantwortung sehr allein, wenn wir ihnen die Möglichkeit einräumen, 12 lange Schwangerschaftswochen über Leben und Tod eines Menschen befinden zu dürfen. Das Kind ist wehrlos und arglos und dann so etwas. Zweifelsohne gehört der Bauch der Frau, der Samen dem Mann und Kinder nur sich selbst. Die körperliche Unversehrtheit sollte uns in jedem menschlichem Lebensabschnitt ein hohes Gut sein.
Diese ganze Abtreibungsgeschichte ist wohl nur deshalb möglich geworden, weil es dem Zeitgeist entsprach und eine entsprechend große Lobby mobilisiert werden konnte. Das war damals eine große mediale Kampagne. Im politischen Geschehen gehört Lobbyarbeit zur Tagesordnung. Politiker und Lobbyisten gehen oft Hand in Hand in Berlin an der Spree entlang. Viele Männer haben eine feministische Lobbyistin an ihrer Seite, manchmal im Bett und manchmal am Arbeitsplatz. Das schafft unter Umständen auf Dauer willfährige männliche Duckmäuser.
Ich stehe für Menschlichkeit und Kinderrechte, deshalb bin ich gegen die Abtreibung. Was hätten in diesen 40 Jahren für tolle Kinder geboren werden können, aus denen engagierte Erwachsene und Bürger geworden wären! Menschen, die heute möglicherweise bereits fehlen.
Ich bin gegen die Beschneidung von kleinen Mädchen und kleinen Jungen. Es wäre gleichstellungspolitisch inkonsequent, da einen Unterschied nach Geschlecht zu machen! Unser Grundgesetz schützt auch diese Kinder, es müsste nur angewandt werden. Mir kommt es so vor, als hätte es System, für Mädchen und Frauen etwas zu fordern, was man Jungen und Männern bewusst versagt. Der Gott, an den ich glaube, wäre gegen jede Form der Beschneidung.
Zu jener Zeit arbeitete ich gerade in einem Kinderheim, in der psychiatrischen Nachsorge. Dort wurden so gut wie ausschließlich kleine Jungs im Alter von 6 bis 16 Jahren betreut. Es war mir zuwider, diesen Kindern Psychopharmaka verabreichen zu müssen, deshalb habe ich mir auch bald eine andere Tätigkeit gesucht.
In der Beratung von Frauen hörte ich ständig, dass deren kleine Söhne ADHS hätten. Wenn ich nachfragte, stelle ich fest, dass dies nur Vermutungen von Erzieherinnen, Freundinnen oder der Mutter selbst waren. Ärztlich diagnostiziert war ADHS oft nicht und wenn, dann nicht von Fachärzten. Mir kamen kleine Jungs bereits damals stigmatisiert vor. Ich war schwanger mit einem Sohn. Ich freute mich darüber sehr, aber mir graute vor all den bösen Erfahrungen, die dieser Junge und Mann möglicherweise machen wird. Heute weiß ich, dass Jungen und Männer qua Geschlecht diskriminiert werden, weil ich das glaubwürdig in meinem Umfeld erlebe und es mir von Dritten ebenso glaubwürdig berichtet wird. Meinen weiblichen und männlichen Nachkommen und allen anderen Menschen wünsche ich ein besseres Miteinander, deshalb rede ich über diese Dinge.
MANNdat: 2001: Das neue Jahrtausend startet mit einer weiteren Großoffensive gegen Jungen und Männer: Die Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse zeigt zum ersten Mal der Öffentlichkeit, dass auch Jungen in der Schule Nachteile haben. Die schlechte Lesekompetenz wird quasi über Nacht zum Kernthema der Bildung. Im gleichen Jahr wird der bundesweite Zukunftstag für Mädchen eingeführt. Für Jungen gibt es nichts. Die Ausgrenzung von Jungen wird somit zum Leitbild geschlechterspezifischer Bildungs- und Jugendförderung – und sie ist es bis heute geblieben. Der erste Frauengesundheitsbericht der Bundesregierung erscheint. Bis heute gibt es keinen Männergesundheitsbericht der Bundesregierung.
Der Bundestag verabschiedet am 8.11.01 einstimmig den Entwurf zum so genannten Gewaltschutzgesetz, das am 1.1.2002 in Kraft tritt. Damit wird der Polizei ermöglicht, Tatverdächtige bei häuslicher Gewalt der Wohnung zu verweisen. Das Gewaltschutzgesetz war von Anfang an auch bei Fachleuten umstritten. Dr. Doris Kloster-Harz, Fachanwältin für Familienrecht aus München, weist auf die Möglichkeiten der Erpressung des Partners hin, die das Gesetz dem (vermeintlichen) Opfer bietet.
Der Kriminologe Prof. Dr. Dr. Michael Bock meinte in seinem Gutachten: „Das neue Gewaltschutzgesetz stellt den ausgrenzenden Müttern ein erheblich einfacheres Werkzeug zur Trennung der Kinder von den Vätern zur Verfügung. Die bekannten Rituale der Umgangsvereitelung werden um die falsche Gewaltbeschuldigung erweitert. Das Gewaltschutzgesetz fördert nicht den konstruktiven Dialog der Geschlechter, sondern ist ausschließlich auf Enteignung, Entmachtung, Ausgrenzung und Bestrafung von Männern gerichtet. Sein Ziel ist nicht, häusliche Gewalt zu bekämpfen, sondern nur Männergewalt. Geschützt werden sollen nicht alle in häuslicher Gemeinschaft lebenden Menschen, sondern nur Frauen.“ Wie hat bei Ihnen das neue Jahrtausend begonnen? Wie erlebten Sie diese Zeit?
Monika Ebeling: Als Kind erschien es mir noch Ewigkeiten zu dauern, wenn man vom neuen Jahrtausend sprach. Zwei Weltkriege im Rücken, den kalten Krieg vor der Nase, das ließ nicht gerade Vorfreude aufkommen. Das neue Jahrtausend fühlte sich für mich als Kind wie „schöne neue Welt“ an und hatte was von Science Fiction. Dann kam es eher unspektakulär daher. Ich glaube wir haben noch gar nicht begriffen, wie weit wir uns der schönen neuen Welt tatsächlich schon genähert haben, weil wir so geblendet sind von den vielen bunten Bildern und scheinbaren Möglichkeiten, die uns täglich umlauern. Es ist heute schwer, den gesunden Menschenverstand zu behalten.
Zum Jahrtausendwechsel hatte ich ja dann schon jahrelang gehört, dass Männer die Täter und die Bösen sein sollen. Ich fühlte mich als Teil dieser großen Welterneuerung, in der Frauen an die Macht kommen und wir uns für Jahrtausende währende Unterdrückung durch Männer revanchieren würden. Doch schon damals bröckelte dieses Weltbild, hatte Risse und wies aus meiner Sicht Ungereimtheiten auf. Ich bekam die feministischen Phrasen immer weniger mit dem zusammen, was ich beruflich und persönlich erlebte.
Die Sache mit dem Gewaltschutz ist ein schönes Beispiel für diesen einseitig parteilichen frauenpolitischen Unsinn. An der Einstimmigkeit im Parlament merkt man, dass es um ein Tabuthema gehen muss. Niemand wagt Widerspruch, Einspruch oder Gegenrede. Als ich einstimmig zur Gleichstellungsbeauftragten berufen wurde, war mir das irgendwie suspekt. Es gibt doch sonst keine einhellige Meinung zwischen den Parteien. Kein Parlamentarier möchte sich aber den Makel der Frauenfeindlichkeit damit verdienen, dass er eine hinterfragende Haltung zu diesem Gesetz einnimmt oder nach 10 Jahren einmal nachfragt, ob da nicht nachgebessert werden müsste. Ich meine, es muss nachgebessert werden!
Im Wohnzimmer sprechen Polizisten unbefugt Recht, urteilen ab und schicken in regelmäßiger Einfalt Männer aus dem Haus. Der Vorwurf, gegen eine Frau Gewalt ausgeübt zu haben, wiegt schwerer, als die Unschuldsvermutung und klebt wie ein altes Kaugummi am Mann fest. Es macht aber krank, unschuldig zum Schuldigen gemacht zu werden. Ich habe schon viele Männer gesehen, die dadurch in kürzester Zeit körperlich und seelisch abbauten und am Ende persönlich und beruflich ruiniert waren. Es muss etwas faul sein an diesem Gesetz und seiner Handhabung. Die Macht der Frauen ist grandios geworden. Dort darf eine Frau ein Kind aus ihrem Bauch hinaustreiben und hier ist es ihr leichtfertig möglich, einen Mann durch Falschbeschuldigung komplett zu zerbrechen. Eine tödliche Effizienz, die eine Frau zur Waffe machen könnte.
In unserem Land gibt es einen bundesweiten Aktionsplan gegen Gewalt gegen Frauen. Aus meiner Sicht brauchen wir einen solchen Aktionsplan nicht, weil wir demokratische Grundrechte und eine gute Infrastruktur haben, um Frauen in Not helfen zu können. Diese Infrastruktur wiederum fehlt, wenn Männer in Not geraten. Es müsste ein Aktionsplan gegen häusliche Gewalt sein, der geschlechtsneutral und ohne feministische Scheuklappen agiert.
In den Ausstellungen zu häuslichen Gewalt und bei den einschlägigen Aktionen spricht man mit regelmäßiger Abfälligkeit von Frauen als Opfern und Männern als Tätern, aber von Polizistinnen und Polizisten, Richterinnen und Richtern usw. Man spielt den Anteil der Frauen an der häuslichen Gewalt herunter und bläht den der Männer fälschlicherweise auf. Das stinkt zum Himmel.
Den Girls-Day brauchen wir nicht wirklich. Das ist viel Geld und Aufwand, um kleinen Mädchen eine schöne Zeit außerhalb der Schule zu bereiten. Ist einmal evaluiert worden, ob dieser Einsatz von Steuermitteln nachhaltige Ergebnisse erzielt? Alle Schüler haben das Thema Mann und Frau im Arbeitsleben doch sowieso im Lehrplan. In unserem Land kann jeder werden, was er will, wenn er die nötigen Voraussetzungen mitbringt. Wem das verwehrt werden sollte, der kann Rechtsmittel einlegen.
Wir haben nun schon 40 Jahre lang versäumt, die Gleichstellungsbedürfnisse von Männern zu beachten und eine mögliche Diskriminierung aufgrund des männlichen Geschlechtes negiert. Das ist ein Gender Gap. Wir schossen mit Kanonen ein Dauerfeuer auf männliche Spatzen ab, weil uns die radikalen Frauenkämpferinnen weismachen konnten, dass Frauen schon immer und noch heute von Männern beherrscht und unterdrückt seien. Vielleicht haben wir auf diese Weise das Glück unserer Söhne, Männer und Väter mit Füßen getreten und sie mit Missachtung gestraft. Wollen wir nun auch noch auf dem Leid der Männer die schöne neue Frauenwelt aufbauen? Das wird nicht gutgehen, weil es niemals ein gutes Ende nimmt, wenn man sich auf dem Unglück anderer ein schönes Leben machen möchte.
Ich möchte meine Töchter und Söhne gleich behandelt wissen. Das steht für mich außer Frage.
MANNdat: 2010 entfachte die Deutsche Telekom durch die Einführung einer Frauenquote die Diskussion um Frauen in Führungspositionen neu. Einerseits das Gejammer wegen Fachkräftemangels – andererseits leistet man sich den Luxus, Fachleute nach Geschlechtsteilen auszusuchen. 2011 dann die „Hexenjagd von Goslar“. Der Vorfall ist in Ihrem Buch „Die Gleichberechtigungsfalle“ ausführlich beschrieben. Wir können dieses Buch wärmstens empfehlen, zeigt es doch eindrucksvoll, wie wirksam und rabiat heute feministische Netzwerke funktionieren.
Wie geht es Ihnen heute, 2013? Hat Sie die „Hexenjagd von Goslar“ wieder eingeholt? Werden Sie noch verfolgt oder können Sie heute in Ruhe Ihre neue Existenz genießen?
Monika Ebeling: Ich bin ein bisschen stolz auf das, was wir erreicht haben. Mit „wir“ meine ich all die Frauen und Männer, die sich für Menschen einsetzen, die diskriminiert werden, weil sie eine Frau oder ein Mann sind. Inzwischen ist es nicht mehr so einfach, einen gesellschaftlichen oder politischen Schulterschluss für Frauenthemen zu finden. Früher hätte ich das als Niederlage empfunden, heute weiß ich, es führt kein Weg um die Inklusion der Männer in die Gleichstellungspolitik herum, sonst wird unsere Gesellschaft den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.
Wer aufmerksam hinschaut und zuhört, kann einen Wandel wahrnehmen. Die Öffentlichkeit ist den Gleichstellungsbedürfnissen der Männer gegenüber sensibler geworden. Männer werden öfter inkludiert als früher. Gott sei´s gedankt, finden sich auch noch Akteure, die ihren Mund aufmachen, Männer, die ihre diskriminierenden Geschichten und Gewalterfahrungen erzählen und sich nicht dafür schämen.
Die letzten Bastionen der Retrofeministinnen werden einstürzen, weil dieses ideologische Widerkäuen und der fast schon religiös anmutende Singsang der Argumente auf Dauer keinen Bestand haben werden. Söhne und Töchter, Frauen und Männer sind klug und erfahren genug zu erkennen, dass sie nur gemeinsam die großen Probleme unserer Zeit werden lösen können. Den Kampf Frau gegen Mann können wir uns in vielfacher Hinsicht nicht mehr leisten. Er ist so unnötig wie ein Kropf und schadet unseren Kindern.
Mir kommt es so vor, als wenn ich für gewisse soziale Arbeitsbereiche „gebrannt“ bin. Seit einem Jahr bin ich auf meinem neuen Arbeitsplatz als Kita-Leitung und merke, wie mich die Causa Goslar wieder einholt. Die Hexenjagd wirkt nach, weil es an vielen Orten Frauen gibt, die den Gezeitenwechsel nicht wollen. Jetzt suche ich einen Arbeitgeber, dem mein berufliches und persönliches Profil willkommen ist. Inzwischen nutze ich die Zeit zur Erholung und schreibe an meinem nächsten Buch. Den Tag meiner Abberufung feiere ich mit einem Glas Sekt und einer dicken Zigarre.
MANNdat: Auf Ihr neues Buch sind wir sehr gespannt. Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen auf Ihrem aufrichtigen Weg und bei der Suche nach einem Arbeitgeber alles Gute. Lassen Sie sich nicht unterkriegen.
Das Interview führte Dr. Bruno Köhler.
Das Interview ist zuerst auf MANNdat erschienen.