„Es gibt nur einen Feminismus“, sagt die Grüne Renate Künast. „Zu keinem Zeitpunkt gab es nur einen Feminismus wie die in Stein gemeißelte Lehrmeinung, sondern seit den Anfängen standen stets mehrere Konzepte nebeneinander“, sagt die grüne Böll-Stiftung. Wer das wiederum für einen Widerspruch hält, kennt sich nur mit dem Thema nicht richtig aus.
Wer sich aber mit dem Thema nicht richtig auskennt, wird möglicherweise schnell verwirrt von den ganz unterschiedlichen Feminismen, die ja doch alle irgendwie zusammengehören oder irgendwie auch nicht – und die auch in den Argumentationen von Männerrechtlern eine große Rolle spielen.
Problematisch ist dann aus männerrechtlicher Perspektive nicht etwa der liberale Feminismus, sondern der Radikalfeminismus, oder, in Kategorien der kritischen amerikanischen Feministin Christina Hoff Sommers, nicht der Equity-Feminismus, sondern der Gender-Feminismus. Es ist lohnend, sich mit diesen Begriffen auseinanderzusetzen – auch wenn das schließlich zu der Vermutung führt, dass sie eigentlich nicht sinnvoll sind.
Radikalfeminismus ist nicht radikal
Der Begriff „radikal“ ist in seiner ursprünglichen Bedeutung ausgesprochen sympathisch –
„von Grund aus erfolgend, ganz und gar; vollständig, gründlich“
schreibt der Duden in seiner Definition. Vom lateinischen Wort für „Wurzel“ stammend, kann er beispielweise das Bemühen bezeichnen, Sachverhalte nicht nur oberflächlich, sondern von ihren Wurzeln her zu verstehen. Die klassischen Probleme von liberalen Feministinnen – das vorenthaltende Wahlrecht für Frauen zum Beispiel, oder die Barrieren für den weiblichen Universitätszugang – sind in dieser Perspektive eigentlich bloße Symptome des tieferen, eigentlichen Problems: der umfassenden „Männerherrschaft“, des „Patriarchats“.
Typisch ist dafür eine berühmte Argumentation der Feministin Susan Brownmiller aus ihrem Buch Against Our Will (Gegen unseren Willen) aus dem Jahr 1975 (dazu gab es gerade übrigens eine ausführliche Diskussion bei Alles Evolution). Vergewaltigungen sind für Brownmiller keineswegs bloß einzelne Gewaltakte, die Vergewaltigung sei vielmehr
„nichts mehr und nichts weniger als ein bewusster Prozess der Einschüchterung, mit dem alle Männer alle Frauen in einem Zustand der Angst halten.“ (is nothing more or less than a conscious process of intimidation by which all men keep all women in a state of fear)
Die Unterstellung, dass jeder Mann ein potenzieller Vergewaltiger sei, schließt sich ebenso an Brownmiller an wie die heutige Rede von einer „Rape Culture“, die unterstellt, dass unsere gesamte Kultur unterschwellig die Vergewaltigung von Frauen durch Männer fördere.
Auch Alice Schwarzer argumentiert ähnlich wie Brownmiller, wenn sie 1975 in ihrem berühmten Buch Der kleine Unterschied und seine großen Folgen von
„unserer täglichen Vergewaltigung auf allen Ebenen und in den unterschiedlichsten Formen“
schreibt. Schon ein Jahr zuvor hatte die amerikanische Feministin Andrea Dworkin, in Woman Hating, darüber geschrieben, dass die „Liebe“ des Mannes zur Frau ihre Zerstörung und Verkrüpplung beinhalte.
Hier werden konkrete Vorwürfe, bestimmbare und belegbare Handlungen durch Metaphern ausgetauscht – anstatt beispielsweise zu überlegen, wie die Strafverfolgung von Vergewaltigern effektiver gestaltet werden könnte, wird die Vergewaltigung schlicht und generell zum Sinnbild von Mann-Frau-Beziehungen erklärt. Frauenfeindliche Gewalt prägt aus dieser Perspektive nicht nur einzelne kriminelle Handlungen, sondern durchzieht die gesamte Gesellschaft.
Der Unterschied zwischen unschuldigen Männern und Vergewaltigern verschwindet ebenso wie der Unterschied zwischen Vergewaltigungsopfern und Frauen, die niemals in dieser Weise Opfer wurden. Dass der Begriff „Opfer“ – von Vergewaltigungen, von häuslicher Gewalt – oft durch den des „Survivor“ ersetzt wird, lässt sogar Erinnerungen an Holocaust-Überlebende anklingen.
Problematisch ist so also nicht mehr ein bestimmter Bereich der Gesellschaft, beispielsweise eine bestimmte Gesetzgebung, sondern die gesamte Gesellschaftsordnung, ja, die gesamte soziale Interaktion. Selbst alltägliche Handlungen wie das Unterbrechen einer Frau im Gespräch oder das leicht breitbeinige Sitzen in einer Bahn kann so als gewalttätiger männlicher Akt interpretiert werden.
Radikalität verkehrt sich hier in ihr Gegenteil: Der Radikalfeminismus ist vielleicht alles Mögliche, aber ganz gewiss nicht radikal. Die komplexen, unüberschaubaren Herrschaftsstrukturen moderner Gesellschaften werden in ein simples Gut-Böse-Muster aufgelöst, bei dem die Rollen unkompliziert anhand der Geschlechtszugehörigkeit von Menschen verteilt werden können. Differenzierungen erscheinen als Täuschungsmanöver, die es nicht mehr möglich machen, die gemeinsame Logik von Gesprächsunterbrechungen und Vergewaltigungen zu erkennen.
Vor allem aber kommt dieses Denken zuverlässig immer genau dort wieder an, wo es gestartet ist: Radikalfeministinnen wie Schwarzer, Brownmiller, Dworkin oder Connell kennen immer schon die Antwort, bevor sie überhaupt die Frage verstanden haben. Während sie vorgeben, in die Tiefe gesellschaftlicher Herrschaftsstrukturen hinabzutauchen, bleiben Radikalfeministinnen also zuverlässig an der Oberfläche.
Wenn Männerrechtler vom Radikalfeminismus sprechen, tun sie ihm daher zu viel Ehre an. Sie akzeptieren unterschwellig den Anspruch, dass diese Form des Denkens „radikal“ sei, an die Wurzel von Problemen rühre, vielleicht mit dem Risiko, zu weit zu gehen – dabei sind Argumentationen wie die, die Schwarzer während des Kachelmann-Prozesses als Kolumnistin der Bild-Zeitung verbreitete, von einer erstaunlich schamresistenten Oberflächlichkeit: Schwarzer war sich immer schon sicher (und dies immer noch, nachdem er längst freigesprochen war), dass Kachelmann ein Täter sei, weil Kachelmann ja schließlich ein Mann ist.
Vom sexistischen Antisexismus
Auch der Begriff des Gender-Feminismus eignet sich kaum, um zu beschreiben, was eigentlich am Feminismus problematisch ist. Der Begriff „Gender“ benennt ja eigentlich bloß die Geschlechtszugehörigkeit als eine soziale Konstruktion, und das ist grundsätzlich überhaupt nicht anstößig. Dass beispielsweise Frauen im Normalfall eher Kleider und lange Haare tragen als Männer, ist offenkundig keine Naturnotwendigkeit, sondern eine soziale Konvention. Wer den „Gender-Feminismus“ bekämpft, erweckt schnell den Eindruck, es sei in seinen Augen generell inakzeptabel, Aspekte der Geschlechtszugehörigkeit nicht als biologisch determiniert, sondern als sozial bestimmt zu verstehen.
Problematisch aber wird die Rede vom „Gender“ durch ganz andere Aspekte. Prinzipiell vollzieht Sommers in ihrer Gegenüberstellung von Equity-Feminismus und Gender-Feminismus die Gegenüberstellung von liberalem und radikalem Feminismus nach. Während der Equity-Feminismus auf rechtliche Gleichheit von Frau und Mann konzentriert ist, hat der Gender-Feminismus einen wesentlich breiteren Anspruch und versucht, die „Konstruiertheit“ der Geschlechterrollen umfassend auch in Alltagshandlungen nachzuweisen.
Das wäre vermutlich sogar sehr interessant, wenn dieser Anspruch nicht in aller Regel mit einem Ressentiment verbunden wäre, das dem des radikalen Feminismus gleicht: nämlich mit der Unterstellung, hinter den „Geschlechterkonstruktionen“ würden sich eigentlich Herrschaftsstrukturen verbergen. Anstatt also nach der Funktion sozialer Konstruktionen zu fragen, danach, welchen Nutzen sie haben, welche Grenzen, ob sie unter veränderten Bedingungen noch funktional sind oder dysfunktional werden – anstatt diesen Konstruktionen also zumindest potenziell einen Wert beizumessen, ist es für Gender-Feministinnen durchaus üblich, in einem auf Permanenz gestellten Entlarvungs-Gestus aufzutreten.
Wie beim Radikalfeminismus gesteht es den politischen Gegner zu viel zu, sie als „Gender-Feministinnen“ zu bezeichnen. Mit dem Gedanken, dass Geschlechtszugehörigkeit nicht nur als biologisches Programm, sondern auch als soziale Konstruktion verstanden werden kann, können schließlich auch Männerrechtler eine Menge anfangen – Warren Farrell oder Christoph Kucklick sind prominente Beispiele dafür. Gender-Feministinnen hingegen haben im Normalfall ein sehr eingeschränktes Verständnis sozialer Konstruktionen, die sie nämlich auf Herrschaftsinteressen reduzieren, welche wiederum durchgehend „männlich“ geprägt seien.
Das Problem an diesen Spielarten des Feminismus ist also weder der – verfehlte – Anspruch, radikal zu sein, noch der – massiv reduzierte – Anspruch, Geschlechter als soziale Konstruktionen zu verstehen. Das Problem ist, dass beide Konzepte sexistisch sind. Ihre Vertreter reduzieren die soziale Wirklichkeit auf Mann-Frau-Gegenüberstellungen, deren offenkundige Simplizität sie dann auch noch ihren Gegnern zur Last legen – es sei die „Männerherrschaft“ oder die „heterosexuelle Matrix“, die Menschen in den unseligen Mann-Frau-Dualismus hineinzwingen würden.
Sexistisch sind beide Konzepte, weil sie umfassend und diffus Männlichkeit mit negativen Eigenschaften – Gewalt, Herrschaft, Krieg, Schmutz, rücksichtlose Geilheit etc. – konnotieren und Weiblichkeit als ein positives Gegenstück aufbauen.
Als „integralen Antisexismus“ beschreibt dagegen Leszek in vielen Kommentaren bei Alles Evolution seine Position (hier zum Beispiel), als einen Antisexismus mit geschlechterübergreifender Perspektive, der sich gegen geschlechtsbezogene Diskriminierungen aller stelle. Eigentlich ist dieser Begriff eine Tautologie, also doppelt gemoppelt – wenn der Antisexismus nicht integral wäre, sondern sich nur gegen die Diskriminierungen eines Geschlechts richten würde, dann würde er schließlich selbst sexistisch argumentieren.
Das Problem aber ist, das der Begriff „Antisexismus“ ebenso wie der Begriff „Sexismus“ schon besetzt ist – durch das Vorurteil, nur Frauen würden Opfer geschlechtsspezifischer Diskriminierungen werden, und nur Männer seien dabei die eigentlichen Täter. Der vorherrschende Antisexismus ist in diesem Sinne absurd sexistisch. Daher ist es bis auf Weiteres wichtig, die integrale Perspektive zu betonen – wenn es auch durchaus ein lohnendes Ziel wäre, zu Bedingungen beizutragen, die diese Betonung unnötig machen.
Ein bekanntes Beispiel für den sexistischen Antisexismus ist die Aufschrei-Kampagne. Der Anschein einer antisexistischen Graswurzel-Bewegung, die sich über Twitter organisiert und bei der viele Frauen ihre Erfahrungen mit alltäglichen Diskriminierungen beitragen, war tatsächlich in mehrfacher Weise gezielt konstruiert. Unter den Tausenden von Tweets war der Anteil derjenigen Kurz-Berichte, die tatsächlich persönliche Erfahrungen zum Thema hatten, sehr gering – gleichwohl wurde in Medienberichten und auch noch in der Verleihung des Grimme Online Award für die Initiatorinnen des Hypes der Eindruck erweckt, hier würden Tausende von Frauen endlich die Möglichkeit finden, sich öffentlich zu äußern.
Der Sexismus-Begriff wurde zudem doppelt reduziert, einerseits allein auf Opfer-Erfahrungen von Frauen, andererseits auf sexualisierte Kontexte – mit dem absurden Ergebnis, dass zwar eine verunglückte oder dämliche Anmache einer Frau durch einen Mann als Paradebeispiel für sexistische Strukturen verkauft werden konnte, Berichte von Männern aber, denen willkürlich der Kontakt zu ihren Kindern genommen wurde, in der Aufschrei-Logik nichts mit Sexismus zu tun hatte.
Konsequent wurden Männer nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch ausgeblendet – Schilderungen von spezifisch männlichen Erfahrungen der Benachteiligung wurden als Ablenkungsmanöver („Derailing“) denunziert. Der schließlich entstehende Eindruck einer tausendfachen, alltäglichen, spezifisch gegen Frauen gerichteten sexistischen Gewalt war also Resultat gezielter Steuerung. Wozu das alles?
Zombie-Feminismus und Demokratie
Der Anspruch, das Patriarchat als Ganzes zu entlarven, ist allgemein deutlich weniger überzeugend als die konkrete Kritik an spezifischen Benachteiligungen – der liberale Feminismus hat auch für die meisten Männer nachvollziehbare Ziele, mit dem radikalen Feminismus hingegen können sich wohl auch die meisten Frauen nicht identifizieren.
Ähnliches gilt für den Gender-Feminismus: Dass unterschiedliche Erwartungen an Angehörige unterschiedlicher Geschlechter nicht allein in der Biologie gründen, sondern sozial eingebunden sind, leuchtet wohl vielen ein. Dass sich in den Konstruktionen aber allüberall Machtinteressen verbergen würden, dass auch die biologische Geschlechtszugehörigkeit eigentlich eine soziale Konstruktion sei, dass diese Konstruktionen beispielsweise durch Gender-Sternchen (Frau*) oder das generische Femininum (vgl. die „Professorinnen“ von Leipzig) umkonstruiert werden könnten, bewegt sich für viele vermutlich in Bereichen politischen Voodoo-Glaubens.
Anstatt aber um Mehrheiten zu werben, ziehen sich Vertreterinnen dieser Spielarten des Feminismus in die Institutionen zurück, in Parteien, Universitäten, Medien, Parlamente – an Orte also, von denen aus politische Ziele auch ohne Mehrheiten der Bevölkerung durchzusetzen sind. Daher war die Aufschrei-Kampagne wohl auch so wichtig, und daher hat sie wohl auch so schnell so enorme Unterstützung aus den etablierten Medien erfahren – mit ihr ließ sich der Eindruck aufbauen, dass Feminismus, der sich als Staatsfeminismus längst in Hierarchiepositionen zurückgezogen hat, eigentlich doch noch eine Graswurzelbewegung sei.
Aufschrei steht also gleichsam für einen Zombie-Feminismus, der seine allgemeine Überzeugungskraft längst verspielt hat, der in diesem Sinne tot ist, der aber trotzdem noch durch die Welt wandert.
Es ist dabei durchaus plausibel, dass Konzepte des Gender- und Radikalfeminismus attraktiv sind für Besetzerinnen und Besetzer öffentlicher Posten. Wenn politische Ziele ohne Mehrheiten durchgesetzt werden, dann lässt sich das scheinbar eben damit legitimieren, dass die Mehrheit der Menschen in falschen Verhältnissen verstrickt, in ihren Geschlechterkonstruktionen so gefangen sei, dass nur ein intensiver Impuls aus der Hierarchie Änderungen bewirken könnte.
Seltsam ist allerdings, dass sich dabei niemand die Frage stellt, warum Frauen einerseits gegen eine allumfassende Männerherrschaft mit erheblichem Einsatz staatlicher Gewalt geschützt werden müssen – warum aber ausgerechnet die staatlichen Institutionen, die doch zentral für diese Herrschaft sind, sich auf die Seite der unterdrückten Frauen schlagen.
Seltsam ist noch ein weiterer Aspekt: Da sich der so herausgebildete Staatsfeminismus auf die Besetzung von Hierarchiepositionen konzentriert, die auf herkömmliche demokratische Weise kaum zu besetzen wären, ist es plausibel, dass Quotenforderungen im Mittelpunkt seiner Politik stehen. Nicht verständlich ist aber, warum es so eine geringe Rolle spielt, dass nur ein winziger Anteil von Frauen – nämlich gut ausgebildete und gut vernetzte, also ohnehin schon privilegierte Frauen – von der Quotenpolitik profitiert.
Es geht angesichts des Staatsfeminismus jedenfalls, genau genommen, längst nicht mehr um Fragen der angemessenen Beschreibung der Geschlechter, sondern um die Frage, ob Politik so noch demokratisch legitimiert ist. Das wird deutlich etwa in der Durchsetzung des „Gender Mainstreaming“, das in den meisten seiner Facetten schlicht eine Fortsetzung der klassischen Frauenförderung ist, das aber auf europäischer Ebene etabliert wird – ohne dass auch nur ein relevanter kleiner Teil der europäischen Bevölkerung erklären könnte, was mit „Gender Mainstreaming“ eigentlich gemeint ist.
Ein wesentlich kleineres, aber atemberaubendes Beispiel hat gerade die rot-grüne Koalition in Rheinland-Pfalz geliefert. Sie hat ein Wahlgesetz verabschiedet, nach dem auf den Wahlscheinen der Kommunalwahlen pro Partei der Anteil der Kandidatinnen ausgewiesen wird – gemeinsam mit dem Hinweis, dass Männer und Frauen gleichberechtigt seien. Damit wird der Eindruck erweckt, dass Parteien mit geringerem Frauenanteil gegen das Gesetz verstoßen würden – und gleichzeitig wird Werbung für SPD und Grüne gemacht, bei denen Dank ihrer Quotenregelungen der Anteil der Kandidatinnen jeweils erheblich höher ist als der Anteil der weiblichen Mitglieder.
Auch wenn die verantwortliche Ministerpräsidentin Maria Luise Anna Dreyer sich als „Feministin“ bezeichnet – hier geht es eigentlich nicht um Feminismus, sondern um demokratiefeindliches Agieren von Regierungsparteien. Dass sie ein Gesetz durch das Parlament drücken, nach dem auf den Wahlscheinen Informationen zum gezielten Nutzen der Regierungsparteien abgedruckt werden müssen – das ist einmalig. Der Sexismus dieser Maßnahme – die Konzentration auf Frauenbelange und das Desinteresse daran, dass der künstlich hohe Anteil an Kandidatinnen keineswegs dem Frauenanteil an der Basisarbeit entspricht – verdeckt ihren undemokratischen Gehalt nur.
Ein anderes beunruhigendes Beispiel bietet nach Berichten von Hadmut Danisch zur Zeit die Berliner Humboldt-Universität, die sich weigert, relevante Informationen zur Etablierung eines Gender-Studienganges und zur Besetzung der relevanten Posten öffentlich zu machen – als ob es nicht auch öffentliche Gelder wären, mit denen die Universität dabei hantiert.
So ist der feministisch grundierte Sexismus offenbar vor allem ein Machtinstrument. Demokratische Verfahren werden behindert, wenn Menschen nicht als gleichberechtigt betrachtet werden, und die Spaltung von Menschen in gegnerische Interessengruppen – Männer und Frauen, Väter und Mütter – stabilisiert Herrschaftspositionen ohnehin.
Es ist nur folgerichtig, dass eine demokratische und antisexistische Gegenbewegung sich an der Missachtung der Rechte von Männern und Jungen entzündet. Trotzdem geht es dabei um mehr – denn eine demokratiefeindliche Politik, sei sie nun rassistisch, sexistisch oder anders begründet, schadet schließlich fast allen und nicht nur denjenigen, die direkt durch rechtliche und politische Benachteiligungen betroffen sind.
tl, dr: Männerrechtler sollten sich nicht an verschiedenen Spielarten des Feminismus abarbeiten, sondern eine (integral) antisexistische, demokratische Position formulieren, die deutlich macht, dass viele Spielarten des Feminismus tatsächlich sexistisch sind und dass dieser Sexismus kaum verblümt Herrschaftsinteressen dient.
Der Artikel erschien zuerst auf man tau.