Anne Wizorek hat einen ebenso meinungsstarken wie begründungsschwachen Artikel geschrieben, der erstaunlicherweise von „Cicero“ veröffentlicht wurde.
Warum erstaunlicherweise? Nun weil es sich leicht erkennbar um feministische Rhetorik handelt, um moralisch überhöhte frauenpolitische Propaganda.
Wie immer geht es darum, zusätzliche Privilegien und Subventionen für Frauen, hier für ambitionierte Frauen der oberen Mittelschicht, nicht zuletzt für ehemalige Politikerinnen, durchzusetzen, die dann Zug um Zug immer mehr top down erweitert werden sollen, selbstverständlich zu Lasten der Männer.
Das ist zwar grundgesetzwidrig, aber was soll´s, da sind wir doch großzügig als Feministin. Diese Haltung ist Ausdruck einer feministischen Verteilungspolitik, die rosinenpickerisch nur die lukrativen, daher von Frauen begehrten Positionen als Verteilungsmasse bzw. als Beute und nicht als Resultat von Qualifikation und Leistung in Verbindung mit entsprechender Verantwortung begreift.
Es ist diese Aufhebung des Leistungsprinzips zugunsten des geschlechtlich-biologischen Proporzprinzips, das generell als gesellschaftlich schädlich zurückzuweisen ist. Denn das Proporzprinzip schadet der gesamten Gesellschaft dauerhaft, genauso wie es ihr schadet, den Krebs der Korruption zu dulden. Die Anwendung und Ausweitung des Proporzprinzips ist ein schwerer Fehler, hier insbesondere mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Dogmatisch wird von Frau Wizorek behauptet, dass die Quote ein „längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung“ sei. „Allein die Diskussion, die sich darum ranke, zeige dessen Notwendigkeit.“ Man fragt sich: wieso? Was weiß Frau Wizorek denn eigentlich über diese Diskussion und die dort ausgetauschten Argumente und Begründungen? Warum nutzt Frau Wizorek nicht die Gelegenheit, auf die zum Beispiel in der „Frankfurter Erklärung zur Gleichstellungspolitik“ vorgelegten Argumente einzugehen?
Weil sie sie nicht kennt?
Weil sie sie nicht widerlegen kann?
Weil sie meint, sie hätte das gar nicht nötig?
Behauptet wird: „Gerechtigkeit zu schaffen bedeutet eben auch: Macht abgeben.“ Ach ja, und was ist denn jetzt ungerecht, und aus welchen Gründen, wenn Gerechtigkeit erst geschaffen werden muss? Ist ungerecht das, was das fiktive Kollektiv der Frauen, repräsentiert durch eine kleine aber lautstarke Minorität feministischer Vertreterinnen, für eben diese selbsternannte Vorhut als Beuteanteil beansprucht, ohne etwas geleistet zu haben?
Dazu ist allerdings, so gesehen, tatsächlich nichts weiter als eben Macht erforderlich. Das weiß schließlich jede Straßenräuberin.
Da phantasiert dann Frau Wizorek in ihrem unreifen jugendlichen Leichtsinn etwas von einer Männerquote, weil sie offensichtlich keine Ahnung von der betrieblichen Realität hat. Aber kein Mann wird wegen seines Geschlechts befördert. Das wäre betriebswirtschaftlich völlig irrational, genauso wie es völlig irrational wäre oder ist, Frauen wegen ihres Geschlechts zu befördern.
Sondern er wird befördert, und wird womöglich, sogar in einen Unternehmensvorstand berufen, wenn er sich Stufe für Stufe, und das heißt über lange Zeit, innerhalb der betrieblichen Hierarchien praktisch bewährt hat, und wenn er zu dem sehr, sehr kleinen Personenkreis gehört, dem Aufsichtsräte, die die Marktverhältnisse kennen und beurteilen können, es zutrauen, die Führungsverantwortung zu übernehmen. Und für Frauen gilt genau dasselbe.
Aber Frau Wizorek meint:
„Das Argument, dass es Quotenkritikern und -kritikerinnen lediglich um wirtschaftlichen Fortschritt ginge, ist jedenfalls nicht haltbar, belegt doch Studie um Studie, wie vielfältig zusammengesetzte Teams besser arbeiten und wirtschaften.“
Ach ja, Frau Wizorek, und welche Studien sollen das sein? Nennen Sie sie doch bitte, wenn Sie sich darauf berufen! Sonst bleiben Sie unglaubwürdig!
Im übrigen ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Zusammensetzung von Arbeitsgruppen im Hinblick auf irgendwelche biologischen Merkmale völlig gleichgültig, denn es interessiert nur die Frage, ob die Gruppe leistungsfähig und zuverlässig den gewünschten Unternehmenserfolg ermöglicht oder eben nicht. Und die Unternehmen verstehen im eigenen Interesse etwas davon, diese Arbeitsgruppen zu optimieren. An Ratschläge außenstehender Feministinnen, die das alles besser zu wissen meinen, sind sie sicherlich nicht besonders interessiert.
Das folgende Zitat bringt nun das machtpolitische Motiv der Räuberinnen zum Vorschein:
„Insgesamt müssen wir die Quote als einen temporären Hack des Systems betrachten. Mit der Quote senken wir [Wir? Wir, die Räuberinnen? G.B.] unsere Ansprüche nicht, sondern werden ihnen gerecht(er): Sie ist kein Allheilmittel, schafft aber Teilhabe und bringt einen Prozess in Gang, der nicht von alleine ins Rollen kommt.“
Also eine vorbereitende Reform bevor die Revolution der Räuberinnen, die komplette Aneignung kommen soll:
„Es darf jedoch bei der Quote nicht darum gehen, Frauen mal ein bisschen in den bisherigen Männerclubs mitspielen zu lassen. Diese Netzwerke und die dazugehörigen Strukturen lösen sich nicht sofort auf, nur weil auf einmal ein paar Frauen anwesend sind. Es geht schließlich um einen Kulturwandel auf ganzer Ebene, und die Quote ist eben nur ein erster notwendiger Schritt in diese Richtung.“
So gesehen ist die Frauenquote so etwas wie ein modernes trojanisches Pferd.
Nun ja. Und der Letzte macht dann das Licht aus.
Prof. Dr. Güter Buchholz, Jahrgang 1946, hat in Bremen und Wuppertal Wirtschaftswissenschaften studiert, Promotion in Wuppertal 1983 zum Dr. rer. oec., Berufstätigkeit als Senior Consultant, Prof. für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Consulting an der FH Hannover, Fakultät IV: Wirtschaft und Informatik, Abteilung Betriebswirtschaft. Seit 2011 emeritiert.