Monika Ebeling: „Ich bin die Mär vom ewig bösen Mann leid!“

Eine Brille für Schwesig – Wenn der Staat versagt, müssen andere in die Bresche springen

Interview mit Monika Ebeling

monika ebeling

„Benachteiligungen von Männern aufzeigen und beseitigen – dies ist nicht unser politischer Wille.“ Dieser Satz der Goslarer Grünen entlarvte die abgrundtiefe Verlogenheit der Geschlechterpolitik vor gut sechs Jahren wie kaum ein anderer.Eine Doppelmoral, die Monika Ebeling, damals als Gleichstellungsbeauftragte von Goslar am eigenen Leib spüren musste. Sie nahm das politische Establishment beim Wort und wollte eine Geschlechterpolitik für Frauen und Männern machen. Was folgte, war eine „Hexenjagd“ ohnegleichen. Am Ende verlor Ebeling ihren Posten als Gleichstellungsbeauftragte und ihre Arbeit als Kindergartenleiterin. MANNdat sprach mit Monika Ebeling.

Im Mai 2017 sind es bereits sechs Jahre, dass Monika Ebeling ihres Amtes als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar enthoben wurde und im Weiteren auch noch ihre Arbeitsstelle verlor, weil sie zu viel Empathie für Jungen und Väter zeigte. Zeit, erneut mit Monika Ebeling zu reden. Was ist aus ihr geworden, was ist zurückgeblieben und wie sieht sie die derzeitige für Jungen, Väter sowie für jugendliche und alte Männer zuständige Bundesministerin? Das Interview führte Dr. Bruno Köhler.

Liebe Monika, sechs Jahre ist es nun schon her, seit man dich als Gleichstellungsbeauftragte in Goslar absetzte mit der unvergesslichen Begründung der Grünen: „Benachteiligungen von Männern aufzeigen und beseitigen – dies ist nicht unser politischer Wille.“ Ein Satz, der die Doppelmoral der etablierten Geschlechterpolitik so treffend belegt wie kaum ein anderer. Wie geht es dir? Kommen die Emotionen von damals immer noch hoch, oder hast du damit abgeschlossen?

Es gibt Lebenserfahrungen, die schüttelt man nicht einfach so ab wie ein Hund das Wasser aus dem Fell. Das Leben ist nicht zimperlich und ich persönlich hatte schon dramatischere Ereignisse als die Abberufung als Gleichstellungsbeauftragte zu bewältigen. Offensichtlich bin ich aber damals in Goslar in ein Wespennest getreten und habe einige davon aufgescheucht. Ich bin nicht der nachtragende Typ und schaue lieber nach vorn als nach hinten.

Goslar war – heute ist.

Es hat mir im Nachgang der Abberufung sehr viel Spaß gemacht, mich öffentlich und bundesweit äußern zu können. Ich glaube, ich habe mit meinen Vorträgen und Artikeln, bei TV-Auftritten und in Interviews meinen Mann gut gestanden, die Sache für Jungen, Väter und Männer angemessen vertreten und hoffentlich auch voran gebracht. Mein Wille ist, die Benachteiligungen von Männern aufzuzeigen und wo immer es mir möglich ist, daran mitzuwirken, diese zu beseitigen.

Was machst du heute? Du hast ja noch zwei Blogs und hältst auch immer wieder Vorträge.

Das ist eine schöne Frage. Ich bin Hausfrau und Mutter. Klingt vielleicht ein bisschen komisch für eine Frau meines Alters, ist aber so. Als meine Kinder noch klein waren, hatte ich ein solches Zeitfenster schon einmal. Ich war „Nur-Hausfrau“. Daran knüpfe ich jetzt an. Es ist mir im Moment wichtiger, einigen Menschen sehr direkt und mit meinen persönlichen Mitteln zu helfen. Ich gebe kleinen Kindern vorübergehend ein Zuhause, wenn das ihrige in einem desolaten Zustand ist. Zu sehen, wie diese kleinen erschöpften Wesen wieder aufblühen und Anteil daran zu haben, ist herrlich.

Wann immer ich in mir den Schwung finde, schreibe ich etwas auf meinen Blog oder poste auf Facebook. Wenn ich eingeladen werde, halte ich einen Vortrag, beantworte Interviewfragen oder schreibe Artikel. Nicht diskriminiert zu werden halte ich für ein Menschenrecht. Diskriminierung von Jungen, Vätern und Männern ist deshalb weiterhin auf meiner Agenda.

Ich finde, Frauen müssen sich von den klassischen „Frauenthemen“ verabschieden und es wagen, den Blick zur Seite und nach hinten zu werfen. Ein systemischer Denk- und Handlungsansatz behagt mir mehr als ein einseitiger Tunnelblick, wie er von Frauenrechtlerinnen oft gepflegt wird.

Frauen geht es heute scheinbar besser, aber um den Preis, dass es Männern schlecht/er geht und man Kinderrechte unterwandert. Das ist kein Deal, auf den die Frauenbewegung stolz sein könnte.

Der Frauenbewegung mit ihren sogenannten „Errungenschaften“ ist an einigen Stellen Frauenkultur zum Opfer gefallen. Es wurden Fertigkeiten über den Haufen geworfen, für die unsere Ahninnen lange brauchten, sie zu erlangen, und Fähigkeiten verhöhnt, die uns die Evolution schenkte. Ich finde, das ist eine Gedankenlosigkeit, die unverzeihlich ist. Über derlei Sachen wird meist nicht geredet, dafür umso häufiger über vermeintlich schlechte Männer.

Ich bin die Mär vom ewig bösen Mann leid!

MANNdat hat die Aktion „ Eine Brille für Schwesig “ gestartet, um auf die berechtigten Anliegen von Jungen, Vätern und Männern hinzuweisen. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist ja nicht nur für Frauen und Mädchen, sondern auch für Jungen, Väter sowie für jugendliche und alte Männer zuständig. Vor vielen Jahren, als Manuela Schwesig noch eine aufstrebende Newcomerin in der Politik war, hegtest du in einem Gespräch mit mir einmal die Hoffnung, dass es mit ihr neue Impulse geben könne, auch was die Berücksichtigung der berechtigten Interessen von Jungen, Vätern und Männer betrifft. Wie denkst du heute über die „Frauenministerin“, wie sie sich selbst gerne nennt?

Männer haben keinen eigenen Minister. Mir ist nicht klar, warum Frauen eine eigene Ministerin haben müssen. Frau Schwesig macht in ihrer Funktion als „Frauenministerin“ nur eines: feministisch orientierte Lobbyarbeit. Man stelle sich einmal vor, ein „Männerminister“ würde rein männerrechtlich orientierte Lobbyarbeit machen. In so einem Fall kämen aber sofort massive Vorwürfe aus allen politischen Lagern. Frauen lässt man gewähren. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu.

Frau Schwesig verdankt ihren Job Wählerinnen und Wählern. Insofern sollte sie auch den Männern in diesem Land etwas schuldig sein. Als gewählte Vertreterin des Volkes hat sie eine „Bringe-Pflicht“. Das Gleichbehandlungsgesetz gilt auch für die Frauenministerin. Sie muss Diskriminierungen von Jungen, Vätern und Männern aufspüren und sie mit dem gleichen politischen Einsatz beseitigen wollen, wie sie es für Frauen bereits tut. Engagiert sie sich an dieser Stelle nicht, dann ist sie eine schlechte Ministerin. So einfach ist das.

Eine Brille für Schwesig ist eine tolle Idee. Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht.

In unserem letzten Interview vor vier Jahren hatten wir auch über das Problem der Falschbeschuldigungen gegenüber Männern gesprochen. Das Bundesamt für Justiz lehnt es ab, konkrete Zahlen zu Falschbeschuldigungen zu erheben . Vor Kurzem ist nun das neue Sexualstrafrecht in Kraft getreten, nachdem nun nicht mehr nur ein Nein ein Nein heißt, sondern auch ein Ja später als Nein uminterpretiert werden kann. Dies war eines der ganz großen Anliegen der für Jungen, Väter sowie für jugendliche und alte Männer zuständigen Ministerin Schwesig. Wie stehst du zu der Änderung des Sexualstrafrechtes?

Es hieß früher einmal „das Private ist politisch“. Heute muss man schon sagen, „das Intime ist politisch“. Politik und Justiz greifen tief in die Trickkiste, um Geschlecht und Sexualität auf ihre politische Agenda hieven zu können. Das begann nicht erst mit der klammheimlichen Einführung des Gender Mainstreaming zu Schröders Zeiten und endet noch lange nicht mit der Neuregelung des Sexualstrafrechtes mit Hilfe des Herrn Maas.

Sexuelle Handlungen und Vorlieben sind aber so vielfältig wie es Menschen gibt. Frauen sind im sexuellen Sinne weder unschuldige Engel noch unmündige Kinder. Mal ehrlich, wenn eine Frau sich hat hinreißen lassen, dann sollte sie zu ihrem Handeln stehen, auch wenn sie ihr Tun im Nachhinein und mit klarem Verstand vielleicht anders beurteilt. Es sollte nicht nur heißen: Nein heißt Nein, sondern auch: Ja heißt Ja! Gerade, wenn es um sehr persönliche, intime Dinge geht, dann möchte man sich doch aufeinander verlassen können. Man spricht hier von einer Verschärfung des Sexualstrafrechtes. Für mich ist das keine Verschärfung, sondern ein Irrweg.

Ein Justizminister muss sich doch an seine eigenen Gesetze halten, oder? Nicht nur das Gleichbehandlungsgesetz fordert den Justizminister auf, Gesetze ohne Ansehen des Geschlechtes zu formulieren. Hier ging es den durchsetzenden politischen Kräften aber nur darum, gewisse Frauenwünsche zu befriedigen. Gleichbehandlung sieht anders aus. Und es gibt auch an anderen Stellen solche Defizite.

Wie kann es sein, dass ein Exhibitionist bestraft werden kann, eine Exhibitionistin im Gesetz aber gar nicht existiert? Warum ist die Beschneidung von Jungen erlaubt, die von Mädchen aber verboten? Die Vorhaut ist für die Penisspitze nicht weniger wichtig wie die Schamlippen für die Klitoris. Wäre es anders, dann hätten wir im Verlauf der Evolution diese Dinge sicher verloren.

Warum lässt ein Justizminister zu, dass Pädophilie immer nur Männern untergeschoben wird, als wenn es keine Frauen gäbe, die Lust auf kleine Jungs hätten, oder sich an kleinen Mädchen sexuell abarbeiten. Warum fordert ein anderer Minister der gleichen Partei, unterhaltspflichtigen Männern solle der Führerschein entzogen werden, wenn sie nicht zahlen. Ich vermute, Herr Gabriel lässt sich da von persönlichen Erfahrungen leiten. Er vergisst aber die unterhaltspflichtigen Frauen, die nicht zahlen, dafür aber die Kinder an sich reißen und es den Vätern trotz Sorgerecht unmöglich machen, sie auch nur zu besuchen. Fallzahlen hierfür kann sich dieser Genosse von seinem Genossen Justizminister vorlegen lassen.

Mit der fadenscheinigen Begründung, „etwas für Frauen zu tun“, kann man hierzulande mehr glänzen, als wenn man „etwas für Männer tut“. Dabei kann Diskriminierung jeden treffen.

Im Vorfeld machte Ministerin Manuela Schwesig beim Fall Gina-Lisa Lohfink eine sehr fragwürdige Figur. Wie siehst du da die Rolle Schwesigs?

Frau Schwesig hat ihre prominente Position genutzt und einen Einzelfall aufgegriffen und damit einem frauenpolitisches Thema ein sehr großes Forum geboten. Das sollte sie mal tun, um die hohe Suizidrate von Jungen und jungen Männern öffentlich zu machen, um die Prävention und Behandlung von Prostatakrebs zu befördern, oder um Väter zu unterstützen, die für ihre Kinder nicht nur zahlen, sondern diese umsorgen und aufwachsen sehen wollen.

Wie man am Ende sehen konnte lag, sie im Fall Lohfink knapp daneben. Peinlich. Aber es zeigt, wie schwierig die Sache ist. Da gibt es ja Parallelen zum Fall Kachelmann. Frau Schwarzer ist sich noch heute sicher, wer hier der Bösewicht ist. Beide müssen nun mit dem Makel leben, Männer falsch beschuldigt zu haben.

Es ist ja nicht auszuschließen, dass eine Frau mit weiblicher List und mit Hilfe sexueller Ausbeutung eines Mannes versucht, sich Vorteile zu verschaffen. Da gibt es ausreichend Beispiele mit prominenter Besetzung, die ihr Tun nicht einmal verschleiern.

Das letzte Mittel der Wahl für manche Frau ist dann, den Mann der psychischen, physischen oder sexuellen Gewalt zu bezichtigen. Das ist heute sehr einfach. Man nimmt alle in der Beziehung vorgekommenen Kompromisse, die zum eigenen Nachteil ausgefallen sind, und behauptet, dies sei der normale Umgang gewesen. Die Vorteile, die man aus der Beziehung mit dem Mann hatte, verschweigt frau tunlichst.

Die bundesweite Frauenhausarbeit hantiert oft mit solchen unbewiesenen Beschuldigungen. Eine Frau muss ja nicht mal eine Anzeige erstattet haben und sie braucht kein richterliches Urteil gegen den Mann vorlegen, um in ein Frauenhaus einziehen zu können. Die Hilfeleistungen werden aufgrund des bloßen Verdachtes ergattert und bringen der Frau viele Vorteile ein. Das ist in meinen Augen ein Skandal!

Du hast Recht. Da müsste mal aufgeräumt werden. Das geht am besten, indem alle Zahlen, Daten und Fakten auf den Tisch kommen und nicht nur jene, die für das eigene Anliegen dienlich sind.

So wie ich Schwesig und Schwarzer einschätze, haben sie aber nicht die geringsten Probleme damit, Männer falsch beschuldigt zu sehen. Zumindest kam von keiner der beiden eine Entschuldigung oder auch nur ein Ansatz von etwas Ähnlichem wie Reue. Aber du erwähntest auch Gender Mainstreaming. Die politisch Verantwortlichen haben vor gut 15 Jahren versprochen, mit diesem Konzept die Anliegen und Belange beider Geschlechter gleichberechtigt betrachten zu wollen. Sie versprachen, mit diesem Konzept bei jeder Entscheidung, bei jedem neuen Gesetz stets die Auswirkungen auf beide Geschlechter prüfen zu lassen, um keines von beiden zu benachteiligen. Eigentlich ist das ein guter Ansatz. Heute ist Gender Mainstraming faktisch nichts anderes als die lineare Fortsetzung der reinen Frauenförderpolitik. Was ist schief gelaufen?

Ich habe den Eindruck, die frauenpolitische Lobby hat sich sehr ins Zeug gelegt, um die Deutungshoheit über Gender Mainstreaming an sich reißen zu können. Man fürchtete um die Nachteile fürs eigene Lager. Wenn man Gender Mainstreaming so anwenden würde, wie du es gerade beschrieben hast, dann wird die klassische Frauenpolitik obsolet.

Leider hat niemand diesem Vergehen widersprochen. Bis heute sind sich die wenigsten Menschen der Auswirkungen bewusst. Den frauenpolitischen Aktivistinnen ist es gelungen, ihre einseitige Frauenpolitik fälschlicherweise auch noch mit Gender Mainstreaming zu untermauern.

Die Allgemeinheit ist von der Frauenbewegung in die Irre geführt worden. Man hat uns glauben lassen, es könne nur Benachteiligungen von Frauen geben, weil angeblich alle Männer Zugang zu Privilegien hätten. Das kann ja nur ein Witz sein. Weil es einigen Männern so bevorzugt gut gehe, sei es auch nicht nötig, „Männerpolitik“ zu betreiben. Es wird einfach behauptet, Diskriminierung habe nur ein Geschlecht und das sei weiblich. Etwa, weil es „die“ Diskriminierung heißt. Dass ich nicht lache.

Als Beweis für die Benachteiligung von Frauen führt man z. B. an, dass Frauen erst später das Wahlrecht bekamen als Männer. Oder, dass Frauen früher nicht studieren konnten, sie rechtlich wie unmündige Kinder dastanden und sie noch bis in die Neuzeit das Einverständnis ihres Ehemannes brauchten, um einen Arbeitsvertrag unterschreiben zu können. Das Wort Fräulein signalisiere die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen und sei deshalb abzuschaffen. Allerdings müsse man die weibliche Form bei Stellenausschreibungen unbedingt einhalten, damit Frauen sich angesprochen fühlten usw.

Es wurde versäumt, die Situation und Lebenslagen von Frauen in den historischen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Kontext zu stellen. Statt positive Veränderungen als einen Ausfluss der allgemein guten und aufklärerischen Entwicklung zu sehen, an der Frauen und Männer gleichermaßen beteiligt sein sollten, behauptete die Frauenbewegung, man habe Verbesserungen für Frauen allein ihr und deren Aktivistinnen zu verdanken. Entwicklungen, die womöglich einfach ihren natürlichen Gang nahmen, wurden als Errungenschaft der Frauen/-bewegung gewertet und als solche publikumswirksam verkauft. Darauf sind viele von uns reingefallen.

Feministinnen behaupten noch heute, Männer haben ihre Freude daran, Frauen zu unterdrücken, und suggerieren, das liege gar in der Natur des Mannes. Allerdings ist Geschlecht auf keinen Fall „natürlich“ und angeboren, wohingegen die Natur wiederum an anderer Stelle unbedingt schützenswert sei. Ich amüsiere mich immer köstlich über jene Frauen, die sich Feministin nennen, für Abtreibung, aber gegen Tierschlachtung sind. Diese Frauen, die behaupten, Geschlecht sei ein soziales Konstrukt und nicht „Natur“, aber gleichzeitig fordern, Tiere sollen ihrer „Natur“ entsprechend gehalten werden.

In solch verquerer Argumentation ist noch viel Luft nach oben.

Gender Mainstreaming, so wie ich es verstehe, könnte zur Abwendung von Benachteiligungen von Frauen und Männern beitragen, wenn man es im eigentlichen Sinne anwenden würde. Aber das tut ja fast niemand. Zum Nachteil aller hat die Frauenpolitik Gender Mainstreaming für eigene Zwecke instrumentalisiert. Unter Gender subsumiert man heute jegliche Form von Geschlechtlichkeit, Sexualleben und sexuellen Vorlieben. Von „mainstream“ (engl. vorherrschend) keine Spur. Vielmehr wird auf Ausnahmen, Randerscheinungen und Minderheiten fokussiert. Diese sollen ja gern Schutz bekommen, aber doch nicht unter einem Begriff wie „Gender Mainstream“. Gender heißt übersetzt Geschlecht. Also, ich lese daraus, dass es im Gender Mainstreaming um das vorherrschende Geschlecht gehen soll. Im feministischen Sinne wäre das wohl sogar das männliche Geschlecht, weil man dort ja glaubt, Männer hätten die „Vorherrschaft“. Ich hoffe, man merkt, wie meschugge diese ganze Sache ist.

Mal ehrlich. Gender Mainstreaming hat das Zusammenleben von Frauen und Männer nicht voran gebracht, sondern im Großen und Ganzen zu Unruhe und einem heillosen Durcheinander geführt. Und über allem schwirrt das Damoklesschwert, bloß nicht das Falsche zu sagen, um nicht selbst bezichtigt zu werden. Bloß nicht behaupten, die vorherrschenden Geschlechter seien Frau und Mann, weiblich und männlich. Hoffentlich rutscht mir nicht heraus, das hätte die Natur so eingerichtet und in einer Jahrtausende währenden Evolution immer wieder bestätigt. Wer es wagt, an diesem Weg der Natur mit uns Menschen festzuhalten, geht hierzulande ein großes Risiko ein. Homophob, rückständig, konservativ bis rückwärtsgewandt, neoliberal bis rechtsradikal sind einige Titulierungen, die man sich gefallen lassen muss, wenn man auf das natürliche Geschlecht des Menschen verweist. Auf die Natürlichkeit von Tieren zu verweisen, bringt dagegen sozialen Status ein. Sich für deren artgerechte Haltung und Sexualleben einzusetzen, ebenso.

Wir sind seit 70 Jahren gesegnet mit Frieden und Wohlstand. Wohl nur deshalb können wir uns solch gedanklichen Bullshit wie Gender Mainstreaming leisten und auch noch staatlich subventionieren, als gäbe es kein Morgen und keine wichtigeren Themen.

Die gesetzliche Frauenquote war eine weitere „Errungenschaft“ der für Jungen, Väter sowie für jugendliche und alte Männer zuständigen Bundesministerin Manuela Schwesig. Damit sind gerade diejenigen die größten Verlierer, die sich die Geschlechterpolitik angeblich so gerne wünscht, nämlich die Väter, die Teilzeit arbeiten oder Elternzeit nehmen, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Denn sie werden doppelt diskriminiert, zum einen durch die beruflichen Ausfallzeiten und zum anderen nunmehr durch die gesetzlich vorgeschriebene Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechtes. Worin könnte die Motivation der für Väter zuständigen Ministerin stecken, Väter zu den großen Arbeitsmarktverlierern zu machen?

Das ist an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten. Da wurde uns Frauen von der aktiven Frauenbewegung eingetrichtert, wir würden am Herd und im täglichen Umgang mit einem Kind quasi „verblöden“ und sollten uns bloß nicht mit Teilzeitarbeit abfertigen lassen, auch weil das schlecht für die Rente sei. Und nun fällt den maßgeblich daran Wirkenden nichts Besseres ein, als genau das alles von Männern zu fordern? Ich fass‘ es nicht. Wahrscheinlich treibt es Familien noch mehr an die Armutsgrenze, wenn nun die Väter dahin gedrückt werden, wo die Mütter nicht mehr sein wollen/sollen.

Wie ich vor kurzem lesen konnte, beteiligen sich Frauen am Familieneinkommen lediglich mit durchschnittlich 23 %. Wenn Männer nun auch noch kürzer treten … wie soll das gehen? Ist ja nun nicht in allen Partnerschaften so, dass beide eine gleich volle Lohntüte mit nach Hause bringen. Sehr oft verdient der Mann mehr als die Frau, was auch daran liegt, dass beide sich einen entsprechenden Partner gesucht haben. Ich fordere eine Quote. Ab sofort heiraten Frauen nur noch Männer, die weniger verdienen als sie selbst und zwar solange, bis der durchschnittliche Anteil der Frauen am Familieneinkommen bei 50 % liegt. Du merkst, wie lachhaft solche Instrumentarien sind. Das riecht doch nach real existierenden Sozialismus vor dem Fall der Berliner Mauer.

Männer sind ja nicht erst seit Einführung der Frauenquote die Verlierer auf dem Arbeitsmarkt. Ich meine, sie sind es schon mindestens seit der industriellen Revolution. Frauen wurden vor körperlicher Anstrengung weitgehend verschont. Männer hatten anzutreten. In den Bergwerken, den Fabrikhallen, an den Schienensträngen und den Jahrhundertbaustellen. Nicht zuletzt für Kaiser und Vaterland. Und heute bekommen sie noch einen Tritt hinterher. Wer jetzt nicht umsattelt und sich schnell weibliche Soft Skills aneignet, fällt hinten runter. Die Zeiten sind vorbei, in denen die Muskelkraft eines Mannes eine Familie ernähren konnte.

Jungen, die sich in der deutschen Bildungslandschaft nicht wirklich aufgehoben fühlen, werden zum Ende der Schulzeit keinen guten Abschluss hinlegen. Wenn es ihnen auf diese Weise auch noch unmöglich gemacht wurde, die kulturellen Grundtechniken lesen, schreiben und rechnen ausreichend zu erlernen, dann sind sie so gut wie chancenlos. Eine Schande, wie hier mögliches Potential einfach nicht gefördert wird und so viele bereit sind, ein männliches Kind in den Brunnen fallen zu lassen.

Ich glaube, es ist ein großer Fehler, wenn sich ein Mensch eine einseitig auf Frauenvorteile ausgerichtete Strategie angeeignet hat. Man wird auf diese Weise vielleicht zu einer Fachfrau für Frauen, bleibt, was Männeranliegen angeht, aber in den Kinderschuhen stecken. Nicht nur das, im Grunde wird man dabei familienfeindlich.

Bist du noch SPD-Mitglied, wenn ich fragen darf?

Nein, ich habe meine Mitgliedschaft in der SPD zum Jahresende 2016 aufgekündigt. Ein schon länger gefasster Entschluss, den ich jetzt in die Tat umsetzte. Daran ändert auch der Hype um den neuen Kanzlerkandidaten nichts. Seifenblasen sehen schön aus, aber sie platzen dennoch.

Was könntest du aus deiner langjährigen Praxis deiner Ex-Genossin Manuela dennoch mit auf den Weg geben?

Ich würde der SPD wünschen, dass sie sich wieder mehr in die politische Mitte bewegt. Als vor einigen Jahren ein anderer Kanzlerkandidat öffentlich formulierte, die Mitte sei nun einfach weiter links, war ich schockiert. Ich wollte da nicht nach links mitgerissen werden, aber was soll man machen, wenn man an der Basis hockt? Man schielt leicht nach rechts. Da ist ja nun eine große Lücke. Und man beobachtet, was sich da rechts bewegt und wie positioniert.

Ich glaube, dass die SPD einen großen Anteil daran hat, dass sich rechte Parteien etablieren konnten und rechtes Gedankengut sich ausbreiten konnte. Nun jammern sie.

Macht die SPD also eine falsche Geschlechterpolitik?

Aus meiner Sicht bedient die SPD viel zu sehr diese ganze Chose um Gender Mainstreaming, Frauenpolitik und Feminismus. Sie betreibt damit aktive Männerabwertung. Sie ist resistent für kritische Argumente und will die andere Seite der Geschlechtermedaille einfach nicht wahrnehmen. Für mich ist die SPD auch deshalb schon lange nicht mehr wählbar.

Und was würdest du Frau Schwesig nun raten?

Was soll man einer Ministerin raten? Der Parteiapparat ist mächtig. Ich glaube, da bleibt eigenständiges Denken teilweise auf der Strecke. Man unterliegt dem Fraktionszwang und die vorherrschende Parteimeinung wird von wenigen bestimmt. Im Grunde geht es darum, Wählerstimmen zu erhaschen. Vielleicht wird man auch träge. Man hat ausgesorgt und lässt sich, wenn man mag, noch eine Weile im Personalkarussell hin und her treiben. Heute Arbeitsminister, morgen Außenminister, übermorgen hol‘ ich mir die Kanzlerkandidatur.

Empathie für Jungen, Väter und Männer kann man sich nicht kaufen. Man kann sie sich nicht anlesen oder wissenschaftlich erarbeiten. Mitgefühl kommt aus dem Herzen. Ich weiß nicht, was andere Menschen bewegt, nicht auf ihr Herz zu hören. Es wäre recht einfach. Man schenkt Jungen, Vätern und Männern dasselbe Mitgefühl wie Mädchen, Müttern und Frauen.

Vor Kurzem ist der 2. Gleichstellungsbericht erschienen. Glaubst du, dass es eines Tages einmal einen Gleichstellungsbericht geben wird, der die Situation der männlichen Hälfte der Menschen objektiv und empathisch wiedergibt?

Ja, der wird kommen. Es gibt ausreichend viele Forscher, Wissenschaftler und Aktivisten, um einen solchen Gleichstellungsbericht vorlegen zu können. Allerdings wird dieser erste Bericht nicht von der Bundesregierung, sondern von einer Stiftung oder von Privatleuten vorgelegt werden. So war es schon mit dem ersten Männergesundheitsbericht, den die Stiftung Männergesundheit in Berlin verfasste.

Wenn der Staat versagt, dann müssen andere in die Bresche springen, die es im Moment besser können.

Zum Schluss nochmal zurück zu dir persönlich. Mit deiner Kenntnis von heute, was würdest du als Gleichstellungsbeauftragte in Goslar heute anders machen, was würdest du wieder genauso machen wie damals?

Man entwickelt sich weiter, lernt dazu und kommt im Nachgang von Ereignissen nicht selten auf andere Ideen. Damals ging es nur so, wie es gelaufen ist. Da bin ich mir sicher. Das war Vorsehung.

Ich habe durch die besonderen Umstände tolle Menschen aus der ganzen Bundesrepublik kennengelernt, auf die ich sonst nie gestoßen wäre.

Den Rat einer Stadt würde ich bitten, ihrer Gleichstellungsbeauftragten Zügel anzulegen. Die Ratsleute sollten ihr konkrete Aufträge erteilen, deren Erfolge nachweisbar und messbar sein müssen. Der Blankoscheck ist gefährlich. In der Arbeit einer Gleichstellungsbeauftragten muss sich das ganze Bild der Gesellschaft spiegeln. Männer sind Teil der Gesellschaft!

Ich würde eine Gleichstellungsstelle immer paritätisch besetzen, damit alle Anliegen aus mindestens diesen beiden Perspektiven bearbeitet werden können. Nur, dass wir uns richtig verstehen. Der männliche Mitarbeiter ist nicht der Sekretär oder der angestellte Mitarbeiter der Gleichstellungsbeauftragten, sondern ihr männliches Gegenstück.

Einer Gleichstellungsbeauftragten würde ich vorgeben, dass sie neben den bestehenden Frauennetzwerken auch Männernetzwerke zu fördern hat Sie muss Männerselbsthilfen bezuschussen, Vätergruppen fördern, Männeranliegen öffentlich machen, Vorträge zu Männeranliegen organisieren – und zwar ab sofort und mit der Hälfte der ihr zur Verfügung stehenden Mittel.

Eine Quote?

Ich würde die bundesweit agierenden Gleichstellungsbeauftragten ab sofort zu einer 30 % Männerquote verdonnern. Zielmarke 50 %!

Aber würden dann für diese männlichen Gleichstellungsbeauftragten nicht wieder EMMAs Lieblinge auf solche Posten gehievt werden, also die üblichen Genderprofiteure dieser Welt, wie etwa die des sogenannten Bundesforums für Männer , die darauf bedacht sind, die Forderungen der Frauenpolitik an die Männer zu erfüllen, anstatt sich um die eigenen Anliegen und Themen von Jungen, Vätern und Männern zu kümmern? Gleichstellungsbeauftragte müssten ja den Dialog mit Männern suchen, anstatt vor diesem davonzulaufen.

Früher war es mal schick und Etikette, vor einer Frau einen Bückling zu machen. Meines Erachtens sind diese Zeiten aber vorbei. Männer sollten ihre aufrechte Haltung einer Frau gegenüber behalten.

Es gibt keinen Grund, den eigenen Mantel in den Dreck zu werfen, damit SIE darüber schreiten kann.

Wenn die sogenannten „Bundesforen für Männer“ dieser Welt meinen, sie müssen sich dem frauenpolitischen Lager anbiedern, und glauben, nur auf diese Weise sei Männerpolitik zu machen, dann finde ich das nicht höflich, sondern schlicht dumm und von gestern.

Das ist jetzt ein sehr schönes Schlusswort. Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

Herzlichen Dank für das Gespräch. Wir bleiben in Kontakt.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei MANNdat

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