Der Band „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit. Wie die Cancel Culture den Fortschritt bedroht und was wir alle für eine freie Debattenkultur tun können“ versammelt Beiträge von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen. Sie behandeln die unterschiedlichen Facetten des Angriffs auf die Wissenschaftsfreiheit. Die Autoren untersuchen historische, ideologische und politische Faktoren, die zur Verletzung von Wissenschaftsfreiheit führen. Sie analysieren ferner die strukturellen Merkmale der Verletzung von Wissenschaftsfreiheit, insbesondere Diffamierungs- und Ausschlussmechanismen.
Viele der Autoren beklagen das an den Hochschulen herrschende Klima der Denunziation, der Einschüchterung und des vorauseilenden Gehorsams. Es ist ein Klima der Unfreiheit. Einige Autoren haben selbst Erfahrungen mit der Verletzung der Wissenschaftsfreiheit gemacht, von denen sie in dem Sammelband berichten.
Folgende an den Hochschulen verbreitete Tabus werden von ihnen in Einzeluntersuchungen behandelt: Kritik an der Pandemie-Politik, Kritik an der herrschenden Vorstellung vom Klimawandel, Kritik an der Migrationspolitik und Kritik am Feminismus.
Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Ackermann schildert in einem Interview die Angelpunkte der Debatte um die Wissenschaftsfreiheit und zeigt Auswege aus der gegenwärtigen Krise der Wissenschaft und des politischen Systems auf. Die politisch motivierten Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit haben das Ziel, Machtverhältnisse und letztlich die ganze Gesellschaft zu verändern.
Es sind kleine, aber lautstarke Gruppen, die die Politisierung in die Hochschulen hineintragen. Das zeigt sich nach Ackermann besonders stark in den Gender Studies und im Umkreis der Postcolonial Studies. Dort wird eine Abkehr vom Eurozentrismus und „patriarchaler Herrschaft“ gefordert, weil sie angeblich den Blick auf die Benachteiligung von Minderheiten verstellen.
Es ist an sich nicht schlecht, den Fokus der Forschung auf die Angelegenheiten von Minderheiten zu richten. Allerdings hat sich in den letzten Jahren ein „Paradigmenwechsel“ vollzogen. Forschung, die sich nicht auf Gender, Diversity, Anti-Rassismus oder Multikulti ausrichtet, wird den Hochschulen gebrandmarkt. Lautstarke Gruppen verfolgen eine bestimmte politische Agenda, die nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der ganzen Gesellschaft durchgesetzt werden soll.
Diese Entwicklung führt nach Ackermann zur Spaltung der Gesellschaft. Auch selbständiges Denken, die Fähigkeit, Perspektiven zu wechseln, Toleranz und wissenschaftlicher Pluralismus werden dabei zu Grabe getragen. Der Opportunismus macht sich an den Hochschulen und in der Gesellschaft breit. Studienabgänger möchten nicht auffallen und keine Konflikte eingehen. Dadurch kommt der Wettbewerb der Ideen zum Stillstand.
Ackermann schlägt vor, einerseits die Ideale der Aufklärung wie selbständiges und kritisches Denken, Zulassen von Zweifel und Irrtum sowie Offenheit für andere Positionen, andererseits das Ideal der Freiheit, das für den klassischen Liberalismus maßgebend ist, stark zu machen. Die liberale Tradition hatte in Deutschland nie einen guten Stand. Doch die Freiheit – so abschließend Ackermann – muss immer wieder neu verteidigt werden.
Der Sprachwissenschaftler Heinz Dieter Pohl untersucht die Sprache des Politisch-Korrekten und führt aus, wie sie die Meinungsfreiheit, inklusive die Wissenschaftsfreiheit, einschränkt. Das Ziel des politisch korrekten Sprachgebrauchs ist es, die Diskriminierung von Minderheiten zu vermeiden, darüber hinaus ihre Interessen stärker zu vertreten und somit ihre sozial-gesellschaftliche Lage zu verbessern.
Pohl analysiert aus sprachwissenschaftlicher Sicht vier Bereiche, in denen der politisch korrekte Sprachgebrauch besonders häufig eingefordert wird: Abstammung und Ethnie, Verwendung geographischer und ethnographischer Namen, Personen mit körperlicher Behinderung und geschlechtergerechten Sprachgebrauch.
Pohl hebt hervor, dass es sich historisch nicht nachweisen lässt, dass bestimmte Ausdrücke eine negative Bedeutung haben (z.B. „der Mohr“). Die Einstufung einer Bezeichnung als politisch nicht korrekt und die Forderung, sie aus dem Sprachgebrauch zu entfernen, ist in vielen Fällen willkürlich. Pohl betont überdies, dass die Veränderung des Sprachgebrauchs bezüglich bestimmter Gruppen (z.B. der Schwarzen in den USA oder der Migranten) die soziale Wirklichkeit dieser Gruppen nicht verbessert hat.
Besonderes Augenmerk richtet er auf die sog. „gendergerechte Sprache“, denn beim „Gendern“ sind Eingriffe auf die Sprache am schwerwiegendsten. Das betrifft auch die Hochschulen, wo zunehmend Empfehlungen, Leitfäden und Disclaimer den Gebrauch der „gendergerechten Sprache“ regeln und Verstöße gegen sie mit Punktabzügen sanktioniert werden. Pohl schlussfolgert, dass die von oben verordnete politisch korrekte Veränderung der Sprache die Freiheit einschränkt und nicht zu der beabsichtigten positiven Veränderung der sozialen und politischen Realität führt.
Die Lockdown-Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie eingeführt werden, durch Wissenschaft zu legitimieren, geht der Philosoph Michael Esfeld zufolge mit einem Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit einher: Kritische Stimmen werden diffamiert und unterdrückt. Dadurch wird eine offene und freie wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Corona-Pandemie, die zu ihrer schnelleren Eindämmung führen würde, verhindert.
Anhand zahlreicher Studien widerlegt Esfeld die Behauptungen, wonach die Corona-Pandemie in ihrer Größenordnung einmalig sei und die Maßnahmen gegen sie gerechtfertigt seien. Die Pandemie-Maßnahmen verhindern durch ihre Ressourcenverschwendung, dass wir den Weg des Fortschritts weitergehen.
Esfeld zeigt, dass es die Politik ist, die bestimmt, wer als wissenschaftlicher Experte in der Corona-Debatte gilt und wer nicht. Bisherige Koryphäen ihres Faches, die kritische Meinungen äußern, werden durch gezielte mediale und politische Kampagnen unterdrückt. Die Wissenschaft wird politisch instrumentalisiert, um Zwangsmaßnahmen zu legitimieren, die rechtsstaatlich eigentlich nicht legitimiert werden können.
Die Freiheit der Wissenschaft, auf der der Fortschritt basiert, sollte nach Esfeld frei von politischer Einflussnahme und von moralischen Bewertungen sein. Wissenschaft (=Naturwissenschaft) soll Tatsachenwissen liefern, an dem sich die Bürger orientieren könnten. Der politische Gebrauch der Wissenschaft stellt in der Corona-Krise einen Missbrauch der Wissenschaft dar. Er zerstört ihre Freiheit.
Welches Schicksal ein Wissenschaftler erleidet, wenn er die herrschende Vorstellung vom Klimawandel in Frage stellt, schildert der Chemiker und Politiker Fritz Vahrenholt. Er hatte darauf hingewiesen, dass die Sichtweise, wonach 100% der Klimaerwärmung auf anthropogene Einflüsse zurückzuführen sei, empirisch nicht belegt ist. Darüber hinaus betonte er, dass der vollständige Ausschluss natürlicher Ursachen auf fragwürdigen Modellrechnungen beruht.
Vahrenholt demonstriert die Politisierung des UN-Klimarates IPCC. So befinden sich unter den Autoren der IPCC-Berichte Umweltaktivisten. Die politisch motivierten Reviewer sorgen dafür, dass grundlegende Kritik keinen Eingang in die Berichte findet.
Vahrenholt entlarvt weiterhin die Behauptung, 97% der Wissenschaftler stuften den Menschen als die Hauptursache für den Klimawandel ein, als einen Mythos, und gibt weitere Beispiele für Wissenschaftsverzerrungen in den jüngsten IPCC-Berichten an, vor allem in dem letzten Bericht von 2021. Auch die Leugnung der CO2-Senken Ozeane und Pflanzen durch das Bundesverfassungsgericht wird von ihm thematisiert.
Wissenschaftler, die sich kritisch zu der herrschenden Vorstellung vom Klimawandel und zu der herrschenden Klimapolitik äußern, haben laut Vahrenholt wenig Chancen, in dem vom Staat finanzierten Wissenschaftsbetrieb ihre Positionen zu vertreten. Es gibt derzeit kein Forschungsprogramm, das eine Untersuchung des Einflusses natürlicher Klimafaktoren finanziell unterstützen würde. Abschließend erläutert Vahrenholt die wirtschaftlichen Folgen der nach seiner Analyse verfehlten aktuellen Energiepolitik für den Standort Deutschland.
Der Historiker David Engels stellt zunächst die Asymmetrie in der Migrationsdebatte dar. Während den Befürwortern der Massenmigration in Politik und Medien, aber auch an den Hochschulen, viel Raum für ihre Ansichten gegeben wird, können Kritiker der Migrationspolitik nur in Nischenmedien ihre Ansichten äußern, und das obgleich sie einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung repräsentieren. Gerade die akademische Welt hat sich auf die Seite der sog. „Willkommenskultur“ gestellt, während kritische Stimmen an den Hochschulen kaum Gehör finden oder mit starken Anfeindungen rechnen müssen.
Engels untersucht die historischen und strukturellen Hintergründe der Migrationsdebatte. Von besonderer Relevanz sind dabei die Prozesse der Ideologisierung, Politisierung und Ökonomisierung der Hochschulen. Es entstand eine Situation, in der sich die Hochschulen dem neoliberalen Zeitgeist unterordnen müssen, um finanziell zu überleben. Das hat einen erheblichen Einfluss auf Lehre und Forschung sowie Auswahl der Hochschullehrerschaft.
Engels zeigt, wie die herrschende Migrationspolitik, die „Willkommenskultur“, die Geschichtswissenschaft beeinflusst. Das Paradebeispiel einer gescheiterten Masseneinwanderung, der Untergang des Römischen Reichs, soll entkräftet und der Versuch, Parallelen zwischen heute und der damaligen Situation festzustellen, im Keim erstickt werden. Negative Folgen der Völkerwanderung sowie offensichtliche historische Brüche werden negiert, Kontinuitäts- und Transformationsprozesse hingegen konstruiert.
Engels gibt Beispiele für Moralisierung und Politisierung der Migrationsforschung: die Ablehnung von eigenständigen kulturellen Identitäten, die Verbreitung des Postulats von Migration als „Chance“, das Vergleichen der heimatvertriebenen Deutschen nach 1945 mit den Flüchtlingen des Jahres 2015 und das Narrativ vom Wiederaufbau Deutschlands durch türkische Gastarbeiter.
Um der Moralisierung und Politisierung zu entgehen und somit vorurteilslos und ergebnisoffen zu forschen, fordert Engels die Einrichtung von unabhängigen Forschungsstätten.
Der Sozialwissenschaftler Hartmut Krauss schildert zunächst in einem historischen Überblick die Ablösung der mittelalterlichen durch die moderne, durch die Aufklärung geprägte Weltordnung. Zu den wichtigsten Errungenschaften der Moderne gehören: die Etablierung einer wissenschaftlich-rationalen Welterklärung, die Trennung von Religion und Staat/Recht, die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz und das Recht auf Meinungsfreiheit. Auch die Idee eines freien Individuums mit seiner Fähigkeit, sich seines „Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen“ (Kant), ist für den oben genannten Prozess von Bedeutung.
Die Errungenschaften der Moderne wurden immer wieder in Frage gestellt und rückgängig gemacht, im 20. Jahrhundert vor allem durch den Nationalsozialismus. Krauss schätzt die in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg stattfindende Aufarbeitung des Nationalsozialismus hoch, kritisiert jedoch darin die Tendenz, das „Böse“ mit dem „Deutsch-Sein“ gleichzusetzen. Diese Gleichsetzung macht es unmöglich, gegen die Moderne gerichtete antiaufklärerische und totalitäre Elemente in anderen fremdkulturellen Weltanschauungen, vor allem im Islam, zu erkennen.
Jegliche Kritik an nichtdeutschen bzw. nichtwestlichen Formen des Totalitären wird als „Rassismus“ verleumdet. Diese „Verzerrung“ wird nach Krauss nicht nur durch die Krise der Demokratie, sondern auch durch die Ideologie der Postmoderne befördert. Der postmoderne Kulturrelativismus geht davon aus, dass Kulturen miteinander nicht vergleichbar sind, dass es keine Maßstäbe gibt, anhand derer man die Normen einer Kultur über die Normen anderer Kulturen stellen würde.
Vor dem Hintergrund der postmodernen Ideologie wird Kritik am Islam als „Rassismus“ bezeichnet, Islamkritiker werden diffamiert und ausgegrenzt. Das geschieht zunehmend auch an Hochschulen, wofür Krauss einige Beispiele gibt. Islamkritik wird an Hochschulen tabuisiert. Das Ziel dieser Politik, die die Wissenschaftsfreiheit verletzt, ist es, die Zuwanderung von Moslems nach Deutschland und Europa zu legitimieren.
Im Zusammenhang mit dem Phänomen der Migration werden heute Diskussionen über die kulturellen Leistungen und Besonderheiten Europas immer stärker tabuisiert. Dies gilt besonders dann, wenn in einer solchen Diskussion die islamische Welt kritisiert wird. Darauf macht der Historiker Ronald G. Asch aufmerksam. An den Hochschulen werden Rufe nach einer „Dekolonialisierung“ der Forschung und Lehre immer lauter. Die Wissenschaft müsse dekolonialisiert werden, um die einseitige Orientierung an der europäischen bzw. westlichen Kultur aufzuheben. Bisweilen stellen radikal dekolonialistische Ansätze die Methodik der Naturwissenschaften in Frage, weil sie in ihr den Ausdruck spezifisch westlicher Sichtweise sehen. Kulturen sollen als „gleichwertig“ betrachtet werden, so der Leitsatz dieser Ansätze. Stellt man ihn in Frage, so gerät man als Wissenschaftler unter Druck.
Asch fordert dazu auf, eine ergebnisoffene Debatte über die „Sonderstellung des Westens“ zu führen. Die Debatte müsste sich besonders auf die frühe Neuzeit konzentrieren, denn in dieser Zeit treten Entwicklungen ein, die das Spezifische Europas konstituieren. Dazu gehört die Trennung zwischen der weltlichen und der religiösen Ordnung, das „Konkurrieren“ des Christentums mit dem antiken Erbe, die Fragmentierung Europas und die Entstehung von Nationalstaaten. Die Konfessionsspaltung beförderte zudem die Konkurrenz zweier Wahrheitskonzeptionen. Das führte zur Entstehung „einer Atmosphäre des Zweifels und des Skeptizismus“, die wiederum zur Suche nach neuen Gewissheiten verleitete und den Weg der Aufklärung des 18. Jahrhunderts bereitete.
Mit der Forderung nach einer Dekolonialisierung werden – so resümiert Asch – Traditionen untergraben, die das Fundament unserer Wissenssysteme und auch unseres Rechtsstaates bilden.
Der Erfahrungsbericht des Politikwissenschaftlers Martin Wagener zeigt, wie sich das Meinungsklima an deutschen Hochschulen in der letzten Dekade verändert hat. In seiner wissenschaftlichen Karriere erlebte er immer wieder Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit. Zunächst an der Universität Trier, wo er als Juniorprofessor tätig war. 2011 erhielt dort der feminismuskritische Historiker Martin van Creveld ein Visiting Fellowship. Linke Aktivisten übten so viel Druck auf den Universitätspräsidenten aus, dass dem Historiker schließlich das Stipendium entzogen wurde. Er konnte nur einen Vortrag im Rahmen seiner Vortragsreihe halten. Ein von Wagener geplantes Seminar mit van Creveld konnte an der Universität Trier nicht stattfinden.
2012 nahm Wagener einen Ruf an die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung am Fachbereich Nachrichtendienste in Haar an. Nach der Veröffentlichung seines Buches Deutschlands unsichere Grenzen. Plädoyer für einen neuen Schutzwall wurde Wagener von unterschiedlichen Seiten, sowohl universitären als auch außeruniversitären, darunter Bundestagsabgeordneten, angegriffen und angefeindet.
Diese Reaktionen verschärften sich nach der Publikation seines neuesten Werkes Kulturkampf um das Volk. Der Verfassungsschutz und die nationale Identität der Deutschen. Unter anderem distanzierte sich der Fachbereich Nachrichtendienste öffentlich von dem, was Wagener publizierte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz schaltete sich ein und unterstellte, dass Wagener Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik unternehme.
Wagener zeigt auf, wie Wissenschaftsfreiheit sowohl durch hochschulinterne Maßnahmen wie auch durch hochschulexterne politische Faktoren beeinträchtigt wird. Abschließend beklagt er die Entstehung eines gesellschaftlichen Klimas, das bei zahlreichen Wissenschaftlern zur freiwilligen Selbstbeschränkung ihrer Forschung führt.
Der Philosoph Alexander Ulfig weist in einer historischen Skizze den Entstehungsgrund des Rechts auf Wissenschaftsfreiheit in der Philosophie der Aufklärung nach. Dieses Recht wie auch das noch fundamentalere und umfangreichere Recht auf Meinungsfreiheit fanden ihren Niederschlag in den Verfassungen von Nationalstaaten, unter anderem im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, und den Menschenrechtserklärungen.
Im Hauptteil seines Artikels schildert Ulfig den Ausschluss (Exklusion) von Feminismus- und Gender-Kritikern aus akademischen Projekten und Debatten zu Feminismus und Gender anhand des Forschungsprojekts Reverse. Er analysiert die einzelnen Ausschlussstrategien und -mechanismen. Er nimmt die Strategie „Kritiker in die rechte Ecke stellen“, die wohl häufigste Ausschlussstrategie, besonders genau unter die Lupe. Der Ausschluss stellt nach Ulfig eine Verletzung der Wissenschaftsfreiheit dar, denn zur Wissenschaftsfreiheit gehört auch, dass kritische Meinungen zu Feminismus und Gender in den akademischen Forschungsprozess einbezogen werden sollten.
Ulfig folgert, dass das Projekt Reverse, wie auch viele andere Projekte und Engagements, die kritische Wissenschaftler aus der akademischen Wissenschaft ausschließen möchten, einer politischen Agenda folgen.
Der Psychologe und Bildungswissenschaftler Josef Christian Aigner behandelt die an Hochschulen stattfindenden „genderpolitischen Konflikte“. Als Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaft der Universität Innsbruck wurde er in den letzten Jahren seiner Lehrtätigkeit mit einer dogmatisch-feministischen Fakultätsleitung konfrontiert. Aigner beschreibt einige „Praktiken“ dieser Fakultätsleitung, unter anderem die finanziell geförderte und von Qualifikationskriterien gelöste Bevorzugung von Frauen bei Berufungen auf Professuren
Aigner wurde darüber hinaus aufgrund eines von ihm mitgetragenen Projekts zur Gewinnung von männlichen Kindergartenpädagogen persönlich angegriffen, wobei ihm Vorurteile entgegengebracht wurden. Für viele Feministinnen sollte Jungen- und Männerforschung profeministisch sein, ansonsten erntet sie von feministischer Seite Misstrauen und Zuordnung zur politischen Rechten.
Abschließend fragt Aigner nach der psychosozialen Dynamik, die die Durchsetzung der feministischen Politik an den Hochschulen begünstigt. Die zentrale Rolle spielt dabei der Begriff des „Co-Feminismus“: Männer tragen radikal-feministische Ansprüche mit oder sie fördern sie, weil sie sich davon Vorteile versprechen.
Die Biologin Marie-Luise Vollbrecht sollte an der Humboldt-Universität Berlin einen Vortrag darüber halten, dass es in der Biologie zwei Geschlechter gibt. Nach Protesten von Queer-Aktivisten wurde sie von der Universität ausgeladen. Der Evolutionsbiologe Axel Meyer äußert sich in einem Interview über diesen Vorfall und über den Stand der Wissenschaftsfreiheit.
Marie-Luise Vollbrecht wollte in dem Vortrag auf biologische Tatsachen hinweisen, das heißt Wissen vermitteln, das in der Biologie als gesichert gilt. Meyer ruft dieses Wissen, das eigentlich schon in der Schule gelehrt wird, in Erinnerung. Er geht auf die genetischen und hormonellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen ein, um die These von der Zweigeschlechtlichkeit zu untermauern.
Meyer kritisiert ferner die Situation an deutschen Universitäten und die aus ihr hervorhergehende Verletzung der Wissenschaftsfreiheit. Das fängt mit vorgeschriebener Gendersprache an, geht über mit vielen Befugnissen ausgestattete Gleichstellungsbüros, die zum Beispiel Berufungsverfahren beeinflussen, bis zu Quoten in allen Bereichen der akademischen Welt. Wissenschaftliche Stellen werden immer weniger nach Leistung und Qualifikation, sondern immer mehr nach politischen, „weltverbessernden“ Kriterien besetzt.
Das führt nicht nur zu Ungerechtigkeiten – diskriminiert beispielsweise ganz eindeutig die Männer –, sondern gefährdet auch den Wissenschaftsstandort Deutschland. Mit Quotenregelungen kann es keine gute Wissenschaft und somit auch keinen Fortschritt in der Gesellschaft geben.
Meyer glaubt dennoch daran, dass sich letztlich die Ideale der europäischen Aufklärung, allen voran die Vernunft, durchsetzen werden. Und dies aus einem einfachen Grund: Um die gegenwärtigen Herausforderungen wie Pandemie, Klima und Energie zu bewältigen, werden uns konstruierte Geschlechter nicht helfen, sondern solide wissenschaftliche Forschung und solide wissenschaftliche Expertisen.
Das Buch „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit. Wie die Cancel Culture den Fortschritt bedroht und was wir alle für eine freie Debattenkultur tun können“ ist im FinanzBuch Verlag erschienen. Es kann HIER bestellt werden.
Ich studierte Philosophie, Soziologie und Sprachwissenschaften.
Meine Doktorarbeit schrieb ich über den Begriff der Lebenswelt.
Ich stehe in der Tradition des Humanismus und der Philosophie der Aufklärung. Ich beschäftige mich vorwiegend mit den Themen "Menschenrechte", "Gerechtigkeit", "Gleichberechtigung" und "Demokratie".
In meinen Büchern lege ich besonderen Wert auf Klarheit und Verständlichkeit der Darstellung. Dabei folge ich dem folgenden Motto des Philosophen Karl Raimund Popper: „Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann“.