Der Pöbler und die Menschenrechte

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Die Süddeutsche Zeitung lieferte jüngst unter der Rubrik „Recherche“ ein Dossier zum Themenkomplex „Gleichberechtigung der Geschlechter“. Auffallend war die Einseitigkeit, mit der hier ausschließlich lobend feministische Positionen vorgezeigt wurden. Sodann mühte sich die Süddeutsche Zeitung ausgleichenderweise mit einem Beitrag zum Thema „Maskulismus“ – ein Versuch, der nach Ansicht unseres Autors Lucas Schoppe gründlich misslang.

Ein offener Brief

Sehr geehrter Herr Hurtz,

unter dem Titel Pöbeln für die Männlichkeit schreiben Sie in der Süddeutschen Zeitung über Menschen, die spezifische Nachteile von Männern und Jungen ansprechen. Da ich das auch öfter einmal mache, da ich aber auch davon überzeugt bin, weder zu pöbeln, noch allein für Männlichkeit einzutreten – und da es zudem bei der Süddeutschen Zeitung keine Möglichkeit der Gegenrede gibt – antworte ich Ihnen einfach einmal in einem Brief.

Sie beginnen Ihren Text mit einem Mann, der die Gesellschaft für „verweichlicht und verweiblicht“ hält, der glaubt, dass er „nirgendwo mehr richtig Mann sein“ dürfe. Er fühlt sich als Opfer einer feministischen Diktatur, redet von „Geschlitzten“ und meint damit Frauen und sagt dann gar:

„’Diese Kampflesben hassen alles, was maskulin ist (…) Echte Kerle mit harten Muskeln und harten Schwänzen. Dabei gehören die doch einfach nur mal richtig durchgefickt.’“

Spätestens bei dieser Passage hatte ich dann Zweifel daran, dass dieser Herr Stahl – nach Ihren Angaben ein von ihm selbst gewähltes Pseudonym – eine reale Person ist. Ein Mann, der im weitesten Sinne politische Interessen hat, der dann auch die unerwartete Gelegenheit erhält, einem Journalisten der Süddeutschen Zeitung seine Position darzustellen – und der dann lediglich von seiner Fantasie berichtet, feministische Frauen würden harte Schwänze hassen und gehörten durchgefickt? Im Ernst?

Zudem findet sich in Ihrem Text überhaupt kein überprüfbarer Hinweis auf die Existenz dieses Mannes. Seine Twitter-Konten würden regelmäßig gesperrt, er lese ansonsten zwar im Netz mit, bleibe aber passiv. Er fahre überdies einen schwarzen Audi mit Starnberger Kennzeichen – also in einer sehr privilegierten Gegend – mit, natürlich, einem frauenfeindlichen Aufkleber.

Dass es einerseits für Ihre Leser überhaupt keinen nachvollziehbaren Hinweis auf seine Existenz gibt – dass er andererseits eine Klischee-Sammlung des grundlos wütenden, nämlich eigentlich privilegierten Mannes ist, der Frauenfeindlichkeit propagiert und behauptet, ihm ginge es dabei um Gerechtigkeit, und der natürlicheigentlich pathologische Probleme mit seiner eigenen Männlichkeit hat: Das lässt ihn wie eine Kunstfigur wirken.

Möglicherweise tut Ihnen das Unrecht, und vermutlich gibt es tatsächlich Menschen wie Herrn Stahl. Gleichwohl verstehe ich nicht, warum eine solch offenkundig extreme, in mehrfacher Hinsicht fragwürdige, auch kranke Figur ihren Text rahmt, ihn beginnt und beendet – so dass alles andere auf Ihren Herrn Stahl hin perspektiviert ist.

Gegenfigur in Ihrem Text ist der zweifellos reale Arne Hoffmann, der im Unterschied zum Herrn Stahl tatsächlich ein zentraler Akteur im Netz ist und auf dessen BlogGenderama sich  Beiträge zu Geschlechterdebatten bündeln, die unter anderem auf spezifische Sorgen von Männern und Jungen hinweisen.

Warum kein Plädoyer für eine linke Männerpolitik?

Arne Hoffmann sei, so berichten sie,  überrascht über das Interesse der Süddeutschen Zeitung gewesen, verstünde sich nicht als Antifeminist und komme selbst sogar aus einer feministischen Szene, wolle mit Männern wie Herrn Stahl nichts zu tun haben, fühle sich als Männerrechtler von den Medien ausgegrenzt und lasse Hinweise auf die Dominanz von Männern in Aufsichtsräten und auf Lehrstühlen nicht gelten. Zudem wünsche er sich, dass Männer Machos ebenso wie Hausmänner sein könnten. Abschließend schreiben Sie zu ihm:

„Außerdem pflegten die radikalen Männerrechtler ihre Abneigung gegen Zuwanderer und Homosexuelle, während sich Hoffmann als Flüchtlingsfreund und Unterstützer von Schwulen, Lesben und Transgender sieht.“

Das war es dann auch schon fast. Dass er in seinem Blog tatsächlich für Flüchtlinge, Homosexuelle und Transgender eintritt, wäre eigentlich leicht nachvollziehbar gewesen – sie belassen es aber bei einer relativierenden Darstellung, die allein auf Hoffmanns Selbstbild Bezug nimmt.

Das bereitet die sehr negative Charakterisierung seiner Person durch den Soziologen Andreas Kemper vor: Hoffmann stelle sich nur dort als Flüchtlingsfreund dar, wo es sich mit seiner Feminismuskritik verbinden lasse, habe zudem einmal der rechten Zeitung Junge Freiheit ein Interview gegeben und habe bei der neurechten eigentümlich frei publiziert.

Nun könnte ich natürlich mühsam darauf eingehen, dass Hoffmann sein Junge-Freiheit-Interview im Jahr 2005 gegeben hat und dass dort auch, nach Angaben der Zeitung selbst, Menschen wie Franz Alt, Peter Altmeier, Egon Bahr, Hans Herbert von Arnim, Ernst Benda, Jens Bisky von der Süddeutschen Zeitung und andere Interviews gegeben haben – was in keinem Fall bedeutet, dass sie mit dieser Zeitung übereinstimmen.

Ich könnte auch darauf hinweisen, dass Hoffmann in der eigentümlich frei, bevor diese nach seinen Angaben zum Pegida-Lager gerückt sei, kritische und ablehnende Texte über Rechtsradikale veröffentlicht habe. Das aber würde die Diskussion nur weiter ablenken.

Wichtig ist: Kemper äußert sich nicht inhaltlich zu Hoffmanns Positionen, sondern diskreditiert sie über persönliche Verbindungen, die er herstellt und unterstellt. Tatsächlich ist er übrigens kein Experte, hat sich mit männerrechtlichen Positionen niemals eingehend beschäftigt, nimmt nicht an Diskussionen teil und geht nicht auf sie ein. Seit Jahren vertritt er dieselbe Position und ignoriert alle in der Zwischenzeit geführten Debatten: Dass ein Einsatz für die Rechte von Männern rechts sei, wenn er sich von feministischen Positionen distanziere – und dass Arne Hoffmann seine linksliberalen Überzeugungen nur vorschieben würde, was daran zu erkennen sei, dass er ja schließlich einmal sogar der Jungen Freiheit ein Interview gegeben habe.

Das Problem ist hier eher die Scheu linker oder liberaler Medien davor, Meinungen wie die Hoffmanns deutlich und fair darzustellen. Da in diesen Medien Männer wie er kaum auftauchen, lassen sie sich als „rechts“ abqualifizieren – und da sie als rechts abqualifiziert sind, lässt sich die Ignoranz gegenüber ihren Positionen legitimieren.

Warum also nicht einfach einmal ein Interview mit Arne Hoffmann, in dem er seine Positionen darlegen kann – ohne dass ihm ein Herr Stahl dazwischenbrüllt und ohne dass ein Experte wie Andreas Kemper zwischendurch immer wieder warnend darauf hinweist, dass dieser Hoffmann sogar schon einmal mit der Jungen Freiheitgesprochen habe?

Warum nicht einmal eine Rezension zu Arne Hoffmanns großem und bislang letzten geschlechterpolitischen Buch, Plädoyer für eine linke Männerpolitik, in der er nicht nur eine enorme Menge an Belegen für seine Positionen anführt, sondern auch das Konzept eines „integralen Antisexismus“ vorstellt: Ein Konzept, dass sich gegen jede geschlechtsspezifische Benachteiligung wendet? Dieses Buch erwähnen Sie nirgends.

Ihr Text bleibt so in dem Eindruck stecken, dass Menschen, die feministische Positionen kritisieren, bestenfalls einfach durch persönliche Probleme und Notlagen motiviert seien, im schlimmeren Fall tiefe Ressentiments hegten, aber keine ernstzunehmenden politischen Positionen bezögen.

Macht uns überflüssig!

Möglicherweise basiert diese Darstellung auf dem stillschweigenden Klischee, Männerrechtler würden bloß den Feminismus aus männlicher Perspektive spiegeln und wiederholen. Etwa so: Die sozialen Strukturen einer hochmodernen Gesellschaft ließen sich angemessen als Unterdrückung des einen Geschlechts durch das andere darstellen – von dieser Unterdrückung profitieren alle Angehörigen des Unterdrückergeschlechts, auch wenn es ihnen nicht bewusst sei – und die Unterdrückung durchziehe alle Bereiche der Gesellschaft, bis hin zur Farbe von Kinderspielzeug oder zu der Art und Weise, wie Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln sitzen.

Für eine solche Spiegelung heutiger feministischer Positionen aus männlicher Perspektive ist Herr Stahl ein Beispiel, aber nicht Arne Hoffmann. In dessen Position geht es ja eben gerade nicht darum, die Benachteiligungen der einen gegen die der anderen auszuspielen und sich selbst – ausgestattet mit Starnberger Audi – als Unterdrückten zu inszenieren.

Denn das ist in hochkomplexen Systemen wie den heutigen westlichen Gesellschaften leicht: Sich Daten herauszusuchen, die den Eindruck entstehen lassen, die eigene Gruppe sei heillos benachteiligt – und alle anderen Daten zu ignorieren. So wie sie das von Ihrer SZ-Kollegin Karin Janker zustimmend zitieren:

„Es gibt in Deutschland elf Prozent C4-Professorinnen, neun Prozent Bürgermeisterinnen, acht Prozent Tatort-Regisseurinnen, fünf Prozent Frauen in Dax-Vorständen, zwei Prozent weibliche Chefredakteure in deutschen Medien.“

Nun könnten Männer natürlich bedrückende Sachverhalte dagegenhalten: die deutlich höherer Obdachlosenquote, die deutlich geringere Lebenszeit, die deutlich geringeren Chancen, nach einer Trennung für die eigenen Kinder sorgen zu können, die wesentlich höhere Anzahl getöteter männlicher Soldaten, die schulischen Nachteile von Jungen, die höhere Selbstmordquote, gerade bei Jungen. Zum Beispiel.

Männer könnten vor allem auch einmal fragen, ob Sie denn tatsächlich glauben, alle Männer hätten etwas davon, wenn geschätzte 0,003% aller Männer eine Chance auf einen DAX-Vorstandsplatz haben, aber nur geschätzte 0,0003% aller Frauen?

Eine enorme Menge an Daten hätten Sie einfließen lassen können, wenn Ihre Recherche zu Arne Hoffmann vor seinem letzten Buch nicht Halt gemacht hätte. Aber auch dort geht es eben nicht darum, die Männer als das Geschlecht der Unterdrückten und die Frauen als das Unterdrückergeschlecht zu präsentieren – sondern darum, sich von solchen radikal versimpelnden, aber umgekehrt im heutigen Feminismus durchaus gängigen Reduktionen moderner Herrschaftsstrukturen zu distanzieren.

Es geht um keinen Wettbewerb, welches Geschlecht denn stärker unterdrückt sei – sondern es geht darum, Menschen nicht Empathie zu versagen und Benachteiligungen von Menschen nicht als irrelevant zu behandeln, nur weil diese Menschen die falsche Geschlechtszugehörigkeit haben.

Dabei kommt es auch gar nicht darauf an, ob „die Männerrechtler“ auf angemessene Weise und mit dem ihnen gebührenden Platz vorgestellt werden – sondern darauf, dass ihre Themen nicht ignoriert werden. Ein Kommentator auf meinem eigenen Blog hat das gerade auf den Punkt gebracht:

„Macht uns überflüssig, indem Ihr die von uns angesprochenen Probleme löst. Ich kann mir schönere Hobbys vorstellen.“

Diese Themen und Probleme aber werden von Ihnen bestenfalls angetippt.

Wer ist hier eigentlich rechts?

Zentral ist für mich, als Trennungsvater, natürlich die bleibende Benachteiligung von Männern im Sorgerecht – im Gesetz, aber auch in den exekutierenden Institutionen, in Gerichten, Jugendämtern und Beratungsstellen. Die willkürliche Trennung von Eltern und Kindern ist eine erhebliche Verletzung von Menschenrechten, und sie ist eine erhebliche Grausamkeit, gegenüber den betroffenen Eltern wie gegenüber den Kindern.

Bestenfalls seltsam ist es, in solchen Zusammenhängen – wie Sie das im oben verlinkten Tweet auch tun – weiter zu verbreiten, dass der Feminismus auch für Männer gut sei. Neben konservativen Familienpolitikern waren und sind feministisch inspirierte Politikerinnen und Lobbyistinnen das größte Hindernis für eine Gleichberechtigung von Vätern und Müttern. Antje Schrupp zum Beispiel, von IhrerSüddeutschen Zeitung gerade als eine der wichtigsten Feministinnen Deutschlands präsentiert, fordert unverblümt, sämtliche Rechte von Vätern an der Kindessorge zu streichen. Dass das Menschenrechte verletzt, interessiert sie dabei ebenso wenig wie Ihre Zeitung.

Dabei habe ich übrigens überhaupt nicht den Anspruch, dass der Feminismus auch für Männer gut sein müsse. Als politische Interessenvertretung kann er selbstverständlich auch völlig legitim sein, wenn er nicht die Interessen aller vertritt. Nur gehörte dann eben dazu, auch Interessen anderer zumindest anzuerkennen. Es gehörte auch dazu, zu akzeptieren, dass feministische Positionen – so wie alle politischen Positionen – natürlich Gegenstand von Kritik sein können.

Davon aber ist, von wenigen Ausnahmen – wie etwa der klassisch-liberalen französischen Feministin Elisabeth Badinter oder der anarchistischen Feministin Wendy McElroy – abgesehen, nichts zu erkennen.

Das eben ist der Grund, warum dann Menschen, die für spezifische Anliegen von Männern und Jungen eintreten, mit feministischen Positionen in Konflikt geraten. Ein weiteres Beispiel ist das der häuslichen Gewalt. Ich habe selbst einmal erlebt, dass die Mutter unseres gemeinsamen Kindes mich getreten und geschlagen hat. Bedrückend waren für mich nicht die körperlichen Attacken, sondern zwei andere Aspekte: dass sie im Beisein unseres noch sehr kleinen Kindes so auf mich losging, ohne für mich erkennbaren Grund übrigens – und dass ich selbst davor zurückgeschreckt bin, ihr auch nur die Hände festzuhalten, um nicht mehr geschlagen zu werden. Ich befürchtete, dass ich dann sofort selbst als Gewalttäter dastünde.

Diese Befürchtung ist realistisch. Dazu trägt auch eine Politik bei, die häusliche Gewalt allein als Gewalt von Männern gegenüber Frauen präsentiert – entgegen allen seriösen Studien dazu. Die Plakatkampagne des Familienministeriums präsentiert weinende, verängstigte, geschlagene Frauen – und die Männer sind nicht einmal im Bild, nur als abstrakte Bedrohungen vorhanden. Das beworbene Hilfetelefon richtet sich selbstverständlich nur an Frauen.

Das Problem ist nicht allein die Einseitigkeit und Selektivität der Hilfe – sondern die gezielte Steuerung der Empathie, die nach dem Eindruck der Plakate nur Frauen zustehe und Männern, die ja durchweg Täter seien, nicht.

Diese Empathie wird sogar Kindern verweigert. Dass Jungen heute in den Förder- und Hauptschulen überrepräsentiert, im Gymnasium und beim Abitur unterrepräsentiert sind, dass sie für gleiche Leistungen schlechtere Noten bekommen als Mädchen – das wird gerade von einer feministisch inspirierten Pädagogik als Problem der Jungen allein gesehen. Sie würden nun einmal an tradierten Männlichkeitsbildern festhalten und so in Konflikt mit einer modernen Pädagogik geraten. Die Schule ist richtig – nur die Kinder sind falsch.

Es ist überhaupt nicht nötig, antifeministisch zu sein, oder überall furchtbare„Kampflesben“ am Werk zu sehen, um solche Positionen zu kritisieren. Es genügt, darauf zu bestehen, dass Erwachsene eine Verantwortung gegenüber Kindern haben und dass diese Verantwortung nicht mit einem nonchalanten „Selbst schuld“abzustreifen ist, wenn diese Kinder in erhebliche Nöte geraten.

Das übrigens ist der wesentliche Unterschied zwischen rechten Pöblern wie Ihrem Herrn Stahl und linken Männerrechtlern wie Arne Hoffmann.  Aus linker Perspektive ist heutigen feministischen Positionen nicht vorzuwerfen, dass sie eine einst heile Welt zerstört hätten – sondern dass sie, ganz im Gegenteil, an längst überholten Geschlechterbildern festhalten und sie zementieren. An Bildern wie diesen:

Männer, die Notlagen beklagen, seien lächerlich (Male Tears). Kinder gehörten zur Mutter, und väterliche Sorge sei nur eben dann gerechtfertigt, wenn die Mutter ausdrücklich einwillige. Dass Männer von Frauen geschlagen werden können, sei eine Legende – schlimmstenfalls geschehe das in Ausnahmefällen. Jungen in der Schule bräuchten keine Hilfe, weil sie für ihre Probleme selbst verantwortlich seien. Männer müssten für Frauen sorgen, Frauen aber nicht für Männer (HeForShe). Oder, ganz allgemein: Männer würden herrschen, Frauen würden beherrscht werden – Männer seien Subjekte, Frauen Objekte männlichen Handelns – Männer Täter, Frauen Opfer.

Diese Darstellung gibt, wenn auch zugespitzt, in meinen Augen einen großen Teil heutiger feministischer Positionen durchaus fair wieder. Diese Positionen sind gleich in doppelter Weise mit einer linken Politik nicht vereinbar. Einerseits wird hier ein überholtes Geschlechterbild reproduziert – und andererseits ist dieses Geschlechterbild klassisch bürgerlich, ein Bestandteil der Nabelschau einer recht kleinen, akademisch gebildeten Schicht.

Es ist möglich, sogar wichtig, an solchen Positionen Kritik zu üben, ohne in einer Weise frauenfeindlich zu werden, wie Ihr Herr Stahl das tut. Mein Eindruck nach der Lektüre Ihres Textes aber ist, dass Sie eben davor Angst haben: Eine offene Debatte zu ermöglichen, in der verschiedene Positionen prinzipiell gleichberechtigt einander gegenübergestellt werden können. Als ob die linke Männerpolitik, die Arne Hoffmann vertritt, gleich doppelt gerahmt werden müsse, weil sie sonst Ihrem Publikum nicht zumutbar sei: Gerahmt durch den brachialen Herrn Stahl und durch den wenig informierten Experten Kemper.

So aber ist Ihre „Recherche“ weniger eine Recherche als ein Dokument eigener Befürchtungen: Als ob Sie ungeheure Angst davor hätten, sogleich mit einem Mann wie Stahl verglichen zu werden, sobald sie Skepsis gegenüber feministischen Positionen formulieren würden – und sobald sie unvoreingenommen über spezifisch männliche Anliegen berichteten.

Dabei geht es in diesen Anliegen nicht einmal um „Männerrechte“ – sondern einfach darum, dass in keinem Bereich Verletzungen von Menschenrechten für belanglos gehalten werden sollten, nur weil die Betroffenen die falsche Geschlechtsangehörigkeit haben.

Mit freundlichen Grüßen

Lucas Schoppe

Der Brief erschien zuerst auf Lucas Schoppes Blog man-tau

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