Zwischen Dekadenzdeutsch und Normaldeutsch
Nach einem langen historischen Vorlauf, der mit dem Wirken von Luise F. Pusch verbunden ist (1), ist die linguistische Dekonstruktionsabteilung des Feminismus-Genderismus seit einiger Zeit in der politischen Praxis angekommen. In unfreiheitlicher deutscher Tradition wird nun ganz konkret versucht, von oben nach unten, autoritativ also, Sprech- und Schreibweisen durchzusetzen, wie sie Frau Pusch et.al. sich wünschen.
Das verwunderte breite Publikum, dem solche Schrullen fremd sind, weil die Normalitäten der täglichen Arbeit und des Familienlebens im Vordergrund stehen, gewinnt daher den Eindruck, daß hier nicht die Hündin mit dem Schwanz, sondern daß der Schwanz mit der Hündin wedelt: ein linguistischer bal paradoxe – sozusagen. Über die Motive und Hintergründe gibt es einiges zu sagen, und hier (2) können sie nachgelesen werden. Friedrich Lang schreibt in seiner sehr lesenswerten Analyse:
„Der Grund für die Propagierung von Gendersprache ist nicht die Beförderung der Gleichberechtigung, sondern die Verfestigung von Herrschaft mit Hilfe der Sprache“ (ebd.).
Eckhard Kuhla hat deshalb aufgrund dieser zeitgeistigen Umstände ein buchstäblich handliches kleines aber dennoch wichtiges Buch herausgegeben (Konzept Birgit Kelle), eine „Fibel“, die dem normalen breiten Publikum auf 120 Seiten einführend erläutern soll, um welche Worte, Vorstellungs-, Ausdrucks- und Denkweisen es bei diesen linguistischen Schrullen geht.
Das geschieht durch Gegenüberstellungen zwischen dem Gender- bzw. Dekadenzdeutsch und dem normalen Deutsch. So werden, indem bestimmte Stichworte aufgegriffen werden, Widersprüche, Fragwürdigkeiten und Paradoxien aufgespießt und aufgeklärt. Das ist bei all den Abseitigkeiten, um die es geht, für die aber der heteronormale Teil der Menschheit (> 95%) zumeist wenig Interesse aufbringt, eine wichtige Information, wenn man nicht ständig „hinter die Fichte geführt werden“ möchte. Es geht also um Erkenntnis, Wissen und ggf. um Selbstschutz.
Das alles liest sich höchst amüsant und ist dennoch präzise. Die hohe Kunst des klugen Spottes kommt hier wie selten sonst zur Geltung. Lesen macht Spaß. Und man weiß danach Bescheid, jedenfalls über einiges von dem, was einem in der öffentlichen Kakophonie, zu der die Debatte heruntergekommen ist, erst einmal die nötigste Orientierung zu geben vermag.
Ein Nachwort von Dominik Klenk rundet das Büchlein ab. Es ist gut als kleines Geschenk im Freundes- und Bekanntenkreis geeignet, gerade weil der Humor darin ernsthaft zwar aber dennoch zu seinem Recht kommt. Es darf und es soll gelacht werden, am besten gemeinsam.
Wollte man mehr tun als hier beabsichtigt wurde, dann wäre an Quellenangaben, an einschlägige Literatur, an sonstige Nachweise und ggf. ein Register zu denken. Auch ergänzende analytische Texte könnten berücksichtigt werden. Aber dabei ginge es dann bereits um eine andere Zielgruppe.
Das solide gebundene kleine Büchlein mit dem Titel „Die Gender*´Fibel – ein irres Konversationslexikon“ ist im Fontis Verlag: Basel 2021 erschienen. Die ISBN-Nr. lautet: 978-3-03848-229-1 und der Preis beträgt 9.90 Euro. (3)
Anmerkungen
1) https://de.wikipedia.org/wiki/Luise_F._Pusch
2) https://frankfurter-erklaerung.de/2021/09/sie-gendern-um-zu-herrschen/
3) https://www.buecher.de/shop/buecher/die-gender-fibel/gebundenes-buch/products_products/detail/prod_id/62209289/
Prof. Dr. Güter Buchholz, Jahrgang 1946, hat in Bremen und Wuppertal Wirtschaftswissenschaften studiert, Promotion in Wuppertal 1983 zum Dr. rer. oec., Berufstätigkeit als Senior Consultant, Prof. für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Consulting an der FH Hannover, Fakultät IV: Wirtschaft und Informatik, Abteilung Betriebswirtschaft. Seit 2011 emeritiert.