Schluss mit „Tittenbonus“

Brüste-nhji8413

Frauenquoten und Frauenförderung so weit das Auge reicht – den Männern reicht es allmählich mit der Gleichberechtigung. Unverbesserliche Machos, oder endlich mal ein ehrliches Wort?

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Es ist ja schön, dass wir es endlich auch mal schwarz auf weiß haben, aber um es mal vorwegzunehmen: Keine Frau, die halbwegs bei Verstand ist, hätte diese Erhebung des Institutes Allensbach im Auftrag der „Bild der Frau“ gebraucht, die uns nun mit dem bahnbrechenden Ergebnis konfrontiert, dass die Mehrheit der Männer der Meinung ist, es sei genug getan für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.

Wer mit offenen Ohren und nicht nur mit feministischen Scheuklappen mit Männern redet, hätte das schon lange wissen können. Wer aber ständig aufschreit, kann so schlecht zuhören …

Da ist dies Grummeln, die blöden Sprüche, der Tittenbonus-Effekt. Wenn Männer unter sich reden, oder auch mal öffentlich aufbrausen, wie die Ingenieure bei Daimler Benz in ihrem Firmennetzwerk oder der Piraten-Mann Gerwald Claus-Brunner, dem wir dieses Wort „Tittenbonus“ zu verdanken haben. Ach ja, natürlich, Stammtisch-Niveau, aber gut ausgedrückt, was Männer offenbar wirklich denken über die Frauen, die an ihnen vorbeiziehen – oder in Zukunft noch vorbeiziehen werden – mit Unterstützung von Medien und Politik.

„Du brauchst unsere Hilfe, Mäuschen“

Gut, man kann es auch als Erfolg verbuchen, dass Männer heute eben nicht mehr davon ausgehen, dass wir uns als Frauen einfach nur hochgeschlafen haben auf den Job, sondern bequem via Quote Karriere machen. Im Ergebnis bleibt aber für die Frau: Mann sagt ihr Hilfestellung nach und es zementiert sich auch im männlichen Bewusstsein, dass Frau eben nicht ausschließlich auf Leistung angewiesen ist. Respekt sieht anders aus.

Das ist der tragische Teil der Debatte. Dass uns Frauen eine Quotierung, eine ständige Unterstützung nichts nützt, jedenfalls denjenigen nicht, die noch einen Funken Stolz in sich tragen. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich es inzwischen leid bin, dass mich in Diskussionsrunden neuerdings verständnisvolle Männer tätscheln, um mir zu erklären, warum wir Frauen dringend eine Quote brauchen. Eine, die sie selbst nicht nötig hatten, mir aber gerne hinterhertragen würden, um sich selbst besser zu fühlen – oder um mir für immer zu verstehen zu geben: Du brauchst unsere Hilfe, Mäuschen. Wer sind also im Endeffekt die schlimmeren Machos? Diejenigen, die mir sagen: „Wenn du meinen Platz haben willst, dann guck erst mal, wie du an meinen Ellenbogen vorbeikommst“, oder diejenigen, die mich geistig für immer eine Stufe unter sich selbst zementieren würden, um mich nur mit gönnerhafter Geste an sich vorbeizulassen. Dann lieber die erste Variante, meine Herren, und ziehen Sie sich schon mal warm an.

Frauen lieber für die Familie, denn für die Karriere

Die Allensbach-Umfrage zeigt etwas anderes jedoch viel deutlicher: Männer sind offenbar mittlerweile genauso überfordert mit den Ansprüchen, die Frauen an sie stellen, mit den neuen Rollenverteilungen und Rollenzuweisungen, wie Frauen es schon längst sind. Während also Krankenkassen vermelden, dass immer mehr berufstätige Mütter im Burn-out landen und die Anträge auf Mutter-Kind-Kuren explodieren, weil Frau heute eben nicht mehr nur Mutter und Hausfrau sein soll, sondern wonderwomengleich spielend einen Topjob nebenher präsentieren muss, während sie stramm die Figur trainiert, erleben Männer den Druck, dass sie einerseits immer noch die Ernährer der Familie sein sollen, gleichzeitig aber auch die einfühlsamen Frauenversteher, die die Kinder großziehen und die Hälfte der Hausarbeit übernehmen, ohne dass dabei jedoch der Job leidet, denn Frauen mögen es zum Leidwesen der 68er sozialisierten Feministinnen nach wie vor, wenn ER gut verdient.

Man könnte das Ergebnis der Studie auch positiv lesen, wenn man dazu den Willen aufbringt, hinzunehmen, dass sich ein Großteil der Männer und Frauen einfach nicht ändern wollen: Dann könnte man feststellen, dass das Interesse am Rollenaufbrechen nur in bestimmten medialen und politischen Kreisen hoch im Kurs steht, die Masse aber immer noch gerne so lebt wie früher. Topf sucht immer noch nach Deckel, Männer entscheiden sich im Zweifel lieber für Karriere, denn für Teilzeithausmanntätigkeiten, Frauen lieber für die Familie, denn für die Karriere. Passt doch, wenn man sie denn lässt. Lassen wir aber nicht. Mann soll sich ändern, Frau auch, bis am Ende mit der Stoppuhr Parität beim Zeitaufwand fürs Bügeln und Windelnwechseln erreicht wurde. Die Gleichstellungsfanatiker mögen dann frohlocken, glücklicher macht es aber offenbar weder Mann noch Frau, wie alle Umfragen immer wieder beweisen.

Was von dieser Umfrage hängen bleiben könnte, ist, dass das Votum der Männer endlich Gehör findet. Wenn man sie denn endlich auch selbst zu Wort kommen lässt, ohne jeden Einspruch gleich als frauenfeindlich abzubügeln. Wie gesagt, die Meinung stand schon immer im Raum, jetzt wird sie diskutiert, wenn auch selbstredend in allen Kommentierungen immer weiter lamentiert wird, wie viel noch zu tun ist, wie sehr sich der Mann noch ändern muss, damit er endlich modern ist. Übrigens ein Déjà-vu für jede Frau, die ebenfalls nicht im feministischen Gleichschritt mitmarschiert. Wo seid ihr Männer, hatte ich in meinem Buch gefragt. Wo verteidigt ihr euren Willen, euren Standpunkt, eure Forderungen? Habt ihr noch welche, oder sollen wir dies Gleichstellungsdings weiterhin unter Ausschluss der Männlichkeit diskutieren?

Es gibt noch Gelassenheit

Exemplarisch hier eine der Antworten, die zeigt, dass auch auf männlicher Seite noch genug Gelassenheit herrscht, sich nicht von aufschreienden Damen, Herren und Medien irritieren zu lassen – auch auf die Gefahr hin, für rückständig erklärt zu werden:

„Wir sind vergleichsweise klug und wissen daher aus Erfahrung, dass es ganz und gar sinnlos ist, gegen Furien resp. Windmühlen zu kämpfen, solange die 75 Prozent vernünftigen Frauen es vorziehen, vor sich hin zu schweigen. Und für die fehlgeleiteten Pullunderträger (maskulin, pro forma) möchten wir uns auch nicht unbedingt in das aus kinderlosen Redaktionsstuben schlagende verbale Fegefeuer stellen. Sehen Sie uns also bitte nach, dass wir ganz einfach souverän bleiben. Es herrschte und herrscht ja für uns nicht der geringste Mangel an vernünftigen, klugen und gutaussehenden Frauen, die wie wir ein „konservatives“ Familienglück anstreben, und da wir hierzu nicht auf ein ergänzendes Einkommen unserer Frauen angewiesen sind, kümmern wir uns halt einfach um genau das, was wichtig ist: Wir arbeiten hart, ernähren und versorgen unsere Familien, ermöglichen Kindern und Müttern, möglichst viel zusammen zu sein, und versuchen überdies und obendrein, in der verbleibenden Zeit auf gar nicht klassische Weise, wunderbare Väter zu sein. Mit offenen Ohren, mit Zeit, mit Inlinern an den Füßen, bei Bedarf. Da sind sie, die von Ihnen angefragten Männer: da, wo’s wichtig ist.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Der Artikel erschien zuerst auf The European.

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Birgit Kelle arbeitet als freie Journalistin und Autorin.
Sie wurde 1975 in Siebenbürgen, Rumänien, geboren und siedelte als Neunjährige mit ihrer Familie noch aus dem real existierenden Kommunismus nach Deutschland um.

In verschiedenen Landtagen und vor dem Familienausschuss des Deutschen Bundestages trat sie als Sachverständige für die Interessen von Müttern und Familie, sowie als Expertin im Themenkomplex Gender auf. Als regelmäßiger Gast in diversen Talksendungen im Deutschen Fernsehen zu den Themenfeldern Familien-, Frauen-, Genderpolitik und Feminismus-Kritik wurde sie einem breiten Publikum bekannt.