Von Versteinerungen und der Angst vorm Tanzen – Zu Robert Claus‘ „Maskulismus“

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Robert Claus‘ Text Maskulismus. Antifeminismus zwischen vermeintlicher Salonfähigkeit und unverhohlenem Frauenhass, den er gerade für die SPD-nahe Friedrich Ebert Stiftung veröffentlicht hat, ist ein Kunstwerk.

Wie in vielen literarischen Werken ist auch hier der ganze Inhalt eigentlich schon in den ersten Zeilen enthalten – so dass der aufmerksame Leser sich den Rest eigentlich sparen könnte.

Ich habe trotzdem alles gelesen.

„Mit dem ‚Maskulismus‘ trat in den vergangenen Jahren ein ebenso widersprüchlicher wie gefährlicher Akteur in die geschlechterpolitische Diskussion. Teile der sich formierenden Bewegung schrecken nicht davor zurück, Adresslisten anonymer Frauenhäuser zu veröffentlichen oder die Morde des Anders Behring Breivik in Norwegen als widerständige Tat ‚gegen Feminismus und ‚Multikulti’ zu preisen. Zugleich versuchen sie, Werte wie ‚Gleichberechtigung‘ und ‚Geschlechtergerechtigkeit‘ für sich als ‚männliche Opfer‘ zu beanspruchen.“ (S. 13)

So beginnt die Schrift. Nachdem wir schon durch den Titel auf „Frauenhass“ vorbereitet wurden und verstanden haben, dass jeder Anschein von Salonfähigkeit der Maskulisten nur trügerisch sein kann, wissen wir nun auch um die Gefährlichkeit des Untersuchungsgegenstandes. Für die Behauptung, dass die Adressen von Frauenhäusern veröffentlicht wurden, könnte der Autor sogar Belege liefern, wenn er nur nach ihnen gesucht hätte.

Wenn er jedoch durch die Anführungszeichen den Eindruck erweckt, seine Behauptung der Maskulisten-Sympathie für den Massenmörder Breivik durch ein direktes Zitat zu stützen, bleibt einiges offen – wen er hier zitiert, und von wo, und ob er hier überhaupt zitiert, lässt er im Dunkeln.

Für eine wissenschaftliche oder journalistische Arbeit wäre das angesichts der schweren Beschuldigung natürlich desaströs, in einem literarischen Werk aber ist diese bewusst gesetzte Leerstelle geschickt eingesetztes Instrument des Spannungsaufbaus.

Wenn der Autor dann davon spricht, dass „sie“ versuchen, Gleichberechtigung (in Anführungszeichen) auch für sich als männliche Opfer (in Anführungszeichen) zu beanspruchen, dann kann sich dieses „sie“ schon grammatikalisch allein auf die „Teile“ der „Bewegung“ beziehen, die auch Breiviks Massenmorde begrüßen. Und damit ist die wesentliche These des Textes denn auch schon formuliert, das wesentliche Motiv etabliert, um das die folgenden Seiten dann kreisen und das wieder und wieder variiert wird:

Wer tatsächlich von männlichen Opfern redet und Gleichberechtigung (bitte die Anführungszeichen jeweils unbedingt mitdenken) tatsächlich für alle Menschen fordert, der findet es auch toll, wenn ein rechtsradikaler Killer 77 Menschen ermordet und die meisten der Ermordeten Jugendliche sind.

Bei einem solch schrecklichen Verbrechen verbietet sich natürlich die allzu unbeeindruckte Frage, worin denn nun eigentlich genau der Zusammenhang zwischen Forderungen nach Gleichberechtigung und der Sympathie für einen Massenmord an Jugendlichen besteht. Auch die FES fragt dies natürlich nicht, die parteinahe SPD-Stiftung, die übrigens – anders als der Begriff „Stiftung“ es eben nahelegt – nicht mit privatem Geld, sondern mit Steuergeldern arbeitet.

Stattdessen veröffentlicht sie Claus‘ Text als wissenschaftliche Arbeit im „Forum Politik und Gesellschaft“ und verdirbt damit jedes Lesevergnügen – denn wenn der Text nicht als literarisches, souverän die Klischees von Geschlechterdebatten persiflierendes Kunstwerk, sondern als ernstzunehmende Studie gelesen wird, ist er erstaunlich skrupellos, unseriös und unerträglich.

Aber ich habe ihn ja, wie schon erwähnt, trotzdem gelesen – und fand ihn am Ende dann doch wieder sehr interessant. Aber wohl auf eine Weise, die sein Autor nicht beabsichtigt hat.

„Die haben Angst.“

Sehr schnell und umfassend waren die Reaktionen auf diesen Text. Wolle Pelz fragte im Hinblick auf die traditionellen Nazi-Unterstellungen an Männerechtler:

„Was wäre der Feminismus wohl, wenn man ihm diese Waffe nehmen würde?“

LoMi formulierte darauf eine Antwort und hatte schon zuvor, resigniert angesichts des FES-Textes, geseufzt:

„Wir können also noch so gepflegt, sachlich und argumentativ schreiben, am Ende sind wir für Leute wie den Autor eben doch nur stumpf emanzipationsfeindliche Alt-Machos.“

Tom hatte den akademischen Hintergrund des Verfassers ins Spiel gebracht:

„Es ist bezeichnend, dass es für einen Magister der Gender Studies unvorstellbar ist, dass es Kritikpunkte am Feminismus gibt, die nicht auf Frauenhass basieren.“

Martin Domig hatte, überzeugend, festgestellt:

„Die haben Angst. Vor dem Verlust der Deutungshoheit. Davor, dass sich irgendjemand mit einem moderaten Maskulinisten unterhalten könnte, ohne zuvor korrekt gebrieft worden zu sein.“

Andreas Kraußer hatte ganz ähnlich formuliert:

„Im Grunde spricht hier die Angst aus der FES, das Monopol der rein feministischen Geschlechterpolitik könne ins Wanken geraten.“

Elmar Diederichs war pessimistischer:

„Wir haben keine Ahnung davon, wie man die Öffentlichkeit dazu bringt, sich für uns und Männerrechte, Männlichkeit oder Männerinteressen zu interessieren.“ 

Elitemedium wiederum zog das völlig zutreffende – aber beschämende – Fazit:

„Der Autor stellt entweder Behauptungen völlig ohne Begründung in den Raum oder er zitiert aus anderen früheren Studien über Maskulismus. Es ist für mich nicht erkennbar, wie der Autor eigene Erkenntnisse über den Maskulismus gesammelt und gewonnen haben will.“

Und Arne Hoffmann hatte klargestellt, dass er

„nicht die geringste Lust habe, mit einer Zusammenfassung und Analyse von diesem Quatsch meine Zeit zu vergeuden“,

dann aber am Beispiel des Massakers von Srebrenica – das ein Genderzid an Männern war – die humanistischen Ziele der Männerrechtsbewegung dargestellt, die Claus für die SPD-Stiftung so frohgemut und massiv diskreditiert. Hoffmann zitiert dabei übrigens aus seinem ausführlichen, wichtigen und umfassend recherchierten Plädoyer für eine linke Männerpolitik – das von Claus an keiner Stelle erwähnt wird. Es ist ja auch erst ein halbes Jahr alt und konnte daher natürlich nicht mehr berücksichtigt werden.

All dies sind Zitate aus Analysen eines einzigen Tages – die mit dem Blick auf die Diskussion bei Alles Evolution noch wesentlich ergänzt werden könnten.

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Dass die Reaktion so schnell, so umfassend und so klar war, hat wohl zwei Gründe. Einerseits bietet der Text von Claus nichts Neues, spult altvertraute Diffamierungen ab, und sein Untersuchungssample ist im Wesentlichen vier Jahre alt (S. 101) – so dass die Reaktion darauf schnell erfolgen kann.

Andererseits hat sich in den Jahren seit der Zeit, die Claus vertraut ist, im Internet eine kleine Öffentlichkeit feminismuskritischer Blogger und Kommentatoren gebildet, die der Autor zwar fast völlig ignoriert oder schlicht nicht kennt, die aber gegen Positionen wie seine schon lange eine Fülle von schlüssigen Argumenten entwickelt hat.

Von herrschenden Männern, reinen Frauen –  und der völlig überschätzten Tätigkeit des Lesens

Die Position von Claus wiederum ist schnell skizziert:

Wie man zwischen den Zeilen liest, ohne die Zeilen zu kennen

Claus verweigert alle inhaltliche Auseinandersetzung mit Themen der Männerrechtsbewegung, spricht ihr alle Berechtigung ab und nimmt sie lediglich strategisch wahr.

Er stellt fest, dass Maskulisten vorwiegend in Internet agieren und „in ihrer Außenwirkung sowie ihrer Mobilisierungskraft zu öffentlichen Kundgebungen stark beschränkt“ seien (33), weigert sich aber, überhaupt von einer „Männerrechtsbewegung“ zu schreiben –

„um die von der Bewegung intendierte positive Konnotation des ‚Kämpfens für Rechte‘ nicht zu verstärken.“ (18)

Er bezieht sich weitgehend auf das radikale Forum „wgvdl“ – dazu gibt es eine sehr nützliche Aufstellung von man.in.th.middle in den Kommentaren zu Christians „Selbermach-Samstag“  – und ignoriert fast alle anderen männerrechtlichen Texte. Wenn er sich denn doch einmal auf gedruckte Texte oder gar Bücher (!) bezieht, so wie auf Arne Hoffmanns Männerbeben (70; 83), dann sind seine Bezüge isoliert, radikal verkürzt und tendenziös – es ist offensichtlich, dass er die Texte kaum kennt.

Er schreibt dann über den von Hoffmann und anderen vertretenen linken Maskulismus:

„Jenseits der Frage, ob es einen ‚linken Maskulismus’ geben kann, sollten der vermeintlich moderatere Ton und das gemäßigtere Vokabular nicht davon abhalten, auch zwischen den Zeilen zu lesen.“ (83)

Vor allem aber sollten sie nicht davon abhalten, zuerst überhaupt einmal die Zeilen selbst zu lesen.

Wer nicht an männliche Herrschaft glaubt, verschleiert sie nur

Unerschütterlich ist für Claus die Überzeugung, im Rahmen „patriarchaler Machtverhältnisse“ (18) zu leben. Er kennt offenkundig auch den Text nicht, der international wichtigster Impulsgeber der heutigen linken und liberalen Männerrechtsbewegung war, Warren Farrells The Myth of Male Power – und er hat sich offenkundig, weder kritisch noch zustimmend, jemals mit Farrells These beschäftigt, dass das Gerede von der „Männermacht“ einen Mythos konstruiere.

Statt dessen repetiert er seitenweise (27-29) die so problematischen Thesen Connells, deren Rede von „hegemonialer Männlichkeit“ und „patriarchaler Dividende“ – so kritik- und distanzlos, als wäre er ein Konfirmand und Connells Text die Heilige Schrift.

Wer von männlichen Opfern spricht, reproduziert nur männliche Herrschaft

Der Gedanke, auch Männer könnten Opfer von Ungerechtigkeiten oder Gewaltstrukturen werden, ist ihm hingegen so unerträglich, dass er diesen Gedanken nur mit deutlichen Signalen der Distanzierung formulieren kann: in Anführungszeichen (13) oder in der herablassenden, von Lenz und Rosenbrock übernommenen Rede über

„die maskulistische Opferideologie am Beispiel der viel beschworenen männlichen Schulverlierer.“ (20)

Männliche Menschen kommen bei Claus als Opfer nicht vor – nicht einmal Kinder.

Dass das Engagement für Väterrechte ein wesentlicher Bestandteil der Männerrechtsbweegung ist, kann Claus selbstverständlich nicht auf den Umstand zurückführen, dass Väter – und ihre Kinder – tatsächlich massive Ungerechtigkeiten erlebt haben. Statt dessen unterstellt er berechnendes Kalkül:

„Die maskulistische ‚Bewegung’ versucht in ihrer Mobilisierung vorrangig emotional aufgeladene Felder im Bereich der Familien- und Sorgerechtspolitik zu besetzen.“ (60)

Die Feststellung der höchsten zuständigen Gerichte, dass das deutsche Sorgerecht Menschenrechte und Grundrechte von Vätern – und auch Kindern – verletzt habe, ist für den engagierten Autor belanglos. Es ist ebenso belanglos wie die Tatsache, dass die Partei, deren Stiftung ihn für seinen Text bezahlt, für diese jahrelangen Menschenrechts- und Grundrechtsverletzungen eine wesentliche Verantwortung getragen hat.

Männer sind keine Opfer, sie tun nur so, um ihre Machtpositionen zu schützen.

Und damit basta.

Zum Glück aber sind die Frauen rein und schuldlos – zumindest die feministischen

Während also Männer hegemonial herrschen oder mit dieser Herrschaft paktieren und die entsprechende Dividende einstreichen, sind Frauen rein und schuldlos. Dass eine schlechtere Bezahlung auch auf eigenständige Berufsentscheidungen von Frauen zurückzuführen sei, ist für Claus eine so skandalöse Idee, dass allein dieser Gedanke sich gleichsam selbsttätig widerlegt (39f.) – jedenfalls ist für den Autor kein Argument nötig, um zu zeigen, warum diese Annahme falsch sei.

Aggressionen, gar Hass von Feministinnen gibt es für Claus nicht – während er Männerrechtlern pauschal und wiederholt den schon titelgebenden „Frauenhass“ (40, 70, 79, 81) oder auch einfach Hass (8, 82) unterstellt, kommt „Männerhass“ bei ihm nur als Zitat vor – von dem er sich sogleich pflichtschuldigt und entschlossen distanziert. (20) Über den Zweiten Männerkongress in Düsseldorf schreibt er dann unschuldig:

„Stets waren die Veranstaltungen von Interventionsversuchen aus (pro-)feministischer Perspektive begleitet.“ (84)

Statt zu erwähnen, dass diese Interventionsversuche unter anderem in ernstzunehmenden Morddrohungen gegen den Vortragenden Prof. Gerhard Amendt bestanden, ereifert der Autor sich darüber, dass die Universität Düsseldorf überhaupt mit feminismuskritischen Organisationen wie agens zusammengearbeitet hat. (85)

Einen Dialog gibt es nur, wenn Männerrechtler die Klappe halten

Wenn er die Männerrechtsbewegung in einem „Spannungsfeld zwischen Vereinnahmung und Ablehnung“ des Feminismus (52) verortet, dann lässt er damit tatsächlich keinen Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit feministischen Konzepten. Wer diese Konzepte radikal kritisiert, lehnt sie ganz ab, wer an feministischen Positionen bei aller Kritik legitime Aspekte entdeckt, verreinnahmt sie – für Claus ist beides indiskutabel.

Die „Fähigkeit des konstruktiven Dialogs mit feministischen Konzepten“ (83) setzt bei ihm offenkundig einen Sprung in den Glauben voraus.

Ganz anders hingegen Maskulisten – die sind in jedem Fall verdächtig, und ganz besonders dann, wenn sie nicht so wüten wie die von Claus bevorzugten Kommentatoren des wgvdl-Forums.

„Keinesfalls darf vorschnell und aufgrund vermeintlich moderaterer Töne eine gesellschaftliche Salonfähigkeit bescheinigt werden.“ (83)

So sind sie, die Männerrechtler: Wer wütet und schimpft, zeigt seinen Frauenhass offen, wer sich moderat und zivil äußert, versteckt seinen Frauenhass nur. Was ja irgendwie noch viel gefährlicher ist.

Vom Interesse an Versteinerungen

Dass Claus sich so mit einer entschlossenen, aber etwas absurden Geste als Türsteher am Eingang des geschlechterpolitischen Salons inszeniert, lenkt allerdings davon ab, wie simpel, wie starr und wie reaktionär seine Geschlechterbilder sind. Männer sind hier, unbedingt und unbezweifelbar, Herrscher, sie sind mächtig, und allein schon der Gedanke, dass sie zum Opfer – und gar von Frauen! – werden könnten, ist skandalös. Frauen sind hier prinzipiell reinen Herzens, unschuldig, und sie haben jeweils, leider, nur begrenzte Handlungsmacht.

So lässt sich denn auch erklären, warum Claus so fixiert auf das radikale „Gelbe Forum“ wgvdl ist und warum er die vielen liberalen, linken und zivil-konservativen Männerrechtler völlig ignoriert. Er sucht in der Männerrechtsbewegung lediglich sein eigenes Spiegelbild, findet es auch in ihren abschreckendsten Teilen – und zeigt dann voller Abscheu darauf.

Es wird damit zudem klar, was für Claus an der Männerechtsbewegung eigentlich so beängstigend ist, dass er wieder und wieder ihre Gefährlichkeit beschwört und dass er in seiner Tätigkeit für die SPD-nahe Stiftung insbesondere linke Männerrechtler aus dem Haus werfen möchte.

Es ist offenkundig eine panische Angst davor, dass Männer eigenständig, und ohne feministische Souffleusen, über ihre Situation als Männer reden – und eben auch über Erfahrungen der Hilflosigkeit, in denen sie sich als Opfer wahrnehmen.

Es ist eine panische Angst davor, dass Männer selbstbewusst an Geschlechterdebatten teilnehmen und dabei nicht lediglich feministische Skripte aufsagen.

Es ist eine panische Angst davor, dass das eigene holzschnittartige und starre Geschlechterbild in Bewegung geraten könnte. Schließlich ist ein Feminismus á la Claus einer der wenigen Bereiche, in denen sich Männer noch uneingeschränkt als stark und mächtig wahrnehmen können.

Natürlich folgt das nicht nur irrationalen, sondern auch ganz sachlichen Kalkülen. Vor einigen Tagen beschäftigte ich mich noch einmal mit einem ganz ähnlichen Text wie dem von Claus, der ebenfalls von einem sehr jungen – und ebenfalls mit dem Thema völlig unerfahrenen – Akademiker im Auftrag einer größeren Organisation verfasst wurde: Thomas Viola Rieskes Bildung von Geschlecht, einer wissenschaftlich unhaltbaren „Studie“, die im Auftrag der GEW geschlechtsspezifische schulische Nachteile von Jungen wegzureden versuchte.

Nun ist es an Schulen schon lange kein Geheimnis mehr, dass Jungen dort spezifische Nachteile haben und dringend Förderung bräuchten – diese Meinung teilen und äußern nach meiner Erfahrung Lehrkräfte beiderlei Geschlechts, und dies auch dann, wenn sie noch nie etwas von männerrechtlichen Positionen gehört haben. Eine „Studie“ wie die Rieskes kann das Wissen um die Probleme von Jungen nicht mehr aus den Kollegien verdrängen – sie kann aber dazu beitragen, so lange wie möglich zu verhindern, dass dieses Wissen in institutionelle Unterstützungsangebote für Jungen überführt wird. Solche Angebote nämlich würden durchaus etablierte Positionen gefährden.

Ganz ähnlich auch die Schrift Thomas Gesterkamps, der als erster für die FES die Männerrechtsbewegung als „rechtsradikal“ diskreditierte und der forderte, einen „cordon sanitaire“ um Männerrechtler zu legen – eine inhumane, aber auch verräterische Metapher, die das Engagement für Rechte von Jungen und Männern mit einer ansteckenden schweren Krankheit vergleicht. Vor welcher Ansteckung eigentlich fürchtet sich Gesterkamp?

Von seiner FES-Schrift Geschlechterkampf von rechts berichtete mir jedenfalls eine Gleichstellungsbeauftragte, dass der Text bei einem Treffen von Gleichstellungsbeauftragten allen auf dem Tisch gelegen hätte – und dass sich angesichts dieser Schrift alle schnell einig gewesen wären, eine Aufmerksamkeit für Benachteiligungen von Männern und Jungen sei nicht statthaft, weil die Forderung danach offenkundig einer rechtsradikalen Geisteshaltung entspringe.

Eben so ist auch der Text von Claus einzuordnen. Es ist ein Gebrauchstext. Sein Zweck ist nicht die Öffnung von Debatten, sondern ihr Abschluss – und der Ausschluss von unwillkommenen Teilnehmern. In keiner Passage geht es ihr um offene, faire, kritische Auseinandersetzungen, sondern beständig darum, solche Auseinandersetzungen zu ersticken.

Ihr Zweck ist nicht, die Geschlechterverhältnisse zum Tanzen zu bringen, sondern dafür zu sorgen, dass niemand aus der Reihe tanzt.

Ihr geht es um die Bewahrung versteinerter Geschlechterbilder, in denen sich wieder und wieder mächtige, unverwundbare Männer und reine, unschuldige Frauen gegenüberstehen – und um die Bewahrung der institutionellen Privilegien, die sich mit diesen Versteinerungen legitimieren.

Ganz kurz gesagt: Es ist unverzeihlicher reaktionärer Dreck, den hier die Friedrich Ebert Stiftung mit Steuermitteln in die Landschaft bläst.

Der Artikel erschien zuerst auf man tau.

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