In der vergangenen Woche konnte das Meinungsforschungsinstitut Forsa mit einer echten Sensation auf warten. Das hatten selbst die Umfrageleute nicht erwartet. Wie es in einer Pressemitteilung des Instituts heißt, hätten deutsche Frauen die Absichten der „me too“ Aktivistinnen um Hollywood Ikone Meryl Streep gründlich missverstanden. Wie konnte so etwas nur passieren?
Über vier Drittel der befragten Frauen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren hätten sich persönlich über sexuelle Annäherungsversuche von Weltstars vom Schlage eines Dustin Hofmanns oder Steven Seagals eher gefreut gezeigt und sie überwiegend als Kompliment aufgefasst.
Eine über neunzigjährige alte Dame aus Münster fand nichts dabei, dass der ehemalige US-Präsident George H. W. Bush, ihr politisches Idol vergangener Zeiten, wie sie sagte, Frauen auch einmal „nett angefasst“ habe. Was sei denn schon dabei, meinte die rüstige Dame. Selbst der größte Rüpel in den Augen der „me too“ Aktivistinnen, Hollywood Produzent Harvey Weinstein, kommt bei der Umfrage ungewöhnlich verständnisvoll davon; man wisse ja, wie es in solchen Kreisen zugeht, ließen sich die Befragten vernehmen.
Es bleibe schleierhaft, meinte entschuldigend die Leiterin der Studie, wie nach über dreißigjährigen Kampf der Frauenbewegung immer noch solche verstaubten Auffassungen von Frauen geäußert werden könnten.
Die Forsa-Studie schlug wie eine Bombe ein und löste wahre Schockwellen in dem weltweit bestens geknüpften „me too“ Netz aus. Das Hauptquartier in Kalifornien bemühte sich um Schadensbegrenzung. Die deutschen Aktivistinnen wurden angewiesen, jetzt erst recht in die Offensive zu gehen. Dennoch blieben Fragen offen.
Sollte die Deutschen wieder einmal einen verhängnisvollen Sonderweg gehen, der alles durcheinanderbrachte? Waren die deutschen Aktivistinnen in den Medien und der Politik denn so schwach, dass sie eine solche Studie nicht hätten verhindern können?
Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten versuchten zumindest die Forsa-Studie totzuschweigen und eine Berichterstattung darüber zu unterdrücken, was allerdings nur eine Zeitlang gelang. „Bild“, „Spiegel“ und „Stern“ erklärten die Studie für eine Fälschung und nannten sie eine offensichtliche Provokation rechtsradikaler Kreise in der AfD.
Die Linksparteien und das Bundeskanzleramt zogen bereits Konsequenzen und schlossen für die Zukunft eine weitere Beauftragung des Forsa-Instituts aus. Denen müsse der Geldhahn abgedreht werden, hieß es aus der SPD-Spitze.
Alice Schwarzer war erwartungsgemäß zutiefst empört, verlangte Konsequenzen („Köpfe müssen rollen“) und forderte von den Fernsehanstalten mehr Sendezeit für ihre Aufklärungsarbeit, die in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt worden sei. Es zeige sich, dass der Kampf der Frauen für Menschenwürde, Selbstbestimmung und Autonomie noch längst nicht zu Ende sei.
Die Schauspielerin Nina Hoss verlangte als ersten Schritt, alle Männer aus den Spitzenpositionen der Kulturindustrie zu entfernen, denn nur so könne dem Sexismus wirksam begegnet werden.
In die gleiche Richtung ließen sich die Feministinnen in den Linksparteien vernehmen. Sie verlangten die Quotenregelung für die kommenden Jahre auszusetzen und solange alle Spitzenpositionen in ihren Parteien mit gestandenen Feministinnen zu besetzen wie der Sexismus nicht mit Stumpf und Stiel in unserer Gesellschaft ausgerottet sei.
Die Landesregierungen von Baden-Württemberg, Berlin und Bremen haben als Sofortmaßnahmen die umgehende Einführung des Pflichtfachs „Der Geschlechterkrieg in Theorie und Praxis“ beschlossen.
Es ist klar: Jetzt wird es ernst. So etwas wie die Forsa-Studie soll es in Zukunft in Deutschland nicht mehr geben.