Wir sollten den verlogenen „Krieg der Sterne“ beenden. Damit meine ich die Marotte, so oft wie möglich ein Gendersternchen als Duftmarke zu hinterlassen oder andere bunte Fähnchen zu schwenken, die jemanden als guten – genau gesagt: als besseren – Menschen ausweisen sollen.
Sternhagelvoll
Wir sollten den verlogenen „Krieg der Sterne“ beenden. Damit meine ich die Marotte, so oft wie möglich ein Gendersternchen als Duftmarke zu hinterlassen oder andere bunte Fähnchen zu schwenken, die jemanden als guten – genau gesagt: als besseren – Menschen ausweisen sollen.
Wenn man das Wahlprogramm der Grünen liest, kommt es einem vor, als würde im Hintergrund leise eine Kinderstimme singen: „Weißt du, wieviel Sternlein stehen …“ Ich will es gar nicht wissen. Was ist los? Sind denn die vielen Politiker*innen, Nachrichtensprecher*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen im Moment alle sternhagelvoll?
Maskenzwang und Sternchenzwang
Robert Habeck hat es im Unterschied zu Annalena Baerbock richtig gemacht. Das meint zumindest der eifrige Plagiatsprüfer Stefan Weber; Habeck habe nämlich auf das Zitiergebot hingewiesen und vermerkt: „Wissenschaftler*innen, von denen ich besonders lernte, habe ich im Text zitiert.“ Ist das richtig so? Ich meine: nein.
Ich bin sicher, dass viele der Zitierten nur „Wissenschaftler“ (sic!) sind, die ihrerseits solche Sternchen benutzen, um auf eine Fußnote hinzuweisen und nicht auf ein Problem mit der Geschlechtszugehörigkeit. Außerdem vermute ich, dass die männlichen Wissenschaftler nicht alle damit einverstanden sind, einen „-innen“-Schwanz verpasst zu kriegen, als würde man ihnen einen Titel verleihen, den sie nie gewollt haben, auf dass sie in eine Kiste gesteckt werden können, in die sie nicht hineingehören.
Ein Stern verlischt
Dieses kleine Sternchen, wie es einst von Wissenschaftlern genutzt wurde – und auch weiterhin genutzt wird –, kann als Zeichen für eine Fußnote auf alles Mögliche hinweisen (siehe dazu die Fußnote*). Nicht so bei Habeck. Sein Sternchen ist in seiner Strahlkraft auf ein trauriges Minimum reduziert und weist hauptsächlich auf seine Geltungssucht hin – auf seinen Drang, sich mit möglichst vielen Gutmenschen-Orden zu schmücken.
Habeck hat nicht richtig zitiert: Er hat das Fußnotensternchen missbraucht und die „Wissenschaftler“ falsch bezeichnet, und er hat vermutlich gewusst, was er tut und den Wissenschaftlern damit antut. Ein Schriftsteller müsste sich mit den Grundfragen der Kommunikation auskennen und müsste das wissen, was ich ihm nun (wenn wir den unwahrscheinlichen Fall annehmen, dass er den Text liest) – und ebenso den geneigten Lesern – erklären werde:
Ansprechen und bezeichnen
Bei einem Sprechakt – also immer, wenn wir mit anderen über Dritte reden – haben wir es mit zwei grundsätzlich verschiedenen Gruppen zu tun, um es kurz in groben Strichen nach den Vorstellungen von Cicero nachzuzeichnen.
Wir vermitteln mit unseren sprachlichen Möglichkeiten zwischen der Gruppe A (zwischen denen, die wir ansprechen wollen) und der Gruppe B (zwischen denen, über die wir sprechen). Die einen sprechen wir an, die anderen bezeichnen wir. Ein wichtiger Unterschied. In Bezug auf Gruppe A sind vage Vermutungen unumgänglich, in Bezug auf Gruppe B erwarten wir verlässliche Aussagen.
Die Mitglieder der Gruppe A sind uns weitgehend unbekannt; wir treten, um mit Hölderlin zu sprechen, ins Offene; wir können über die vielen Fremden, an die wir uns wenden, keine soliden Aussagen machen. Das erwartet auch keiner. Wir sind auf Vermutungen, auf Vorurteile und auf Spekulationen angewiesen. Wir sprechen die Fremden freundlich an, sprechen aber nicht über sie, sondern sprechen zu ihnen; wir beschreiben sie nicht und maßen uns nicht an, Aussagen über sie zu machen, weil wir sie nicht kennen.
Viele Fremde und wenige gute Bekannte
Beim Umgang mit der Gruppe B gelten andere Maßstäbe. Da haben wir eine andere Glaubwürdigkeit, eine andere Autorität, eine andere Verantwortung. Alles, was sich in Gruppe B befindet – das können Sachverhalte oder Personen sein, die wir tatsächlich näher kennen – beschreiben wir mit möglichst adäquaten Worten, so gut wir es eben können.
Die Gruppe B sollte uns einigermaßen vertraut sein, wir sollten wissen, wovon wir reden. So qualifizieren wir uns überhaupt erst für einen Sprechakt und können den Anspruch erheben, dass uns jemand zuhört. Wir haben etwas zu sagen; etwas Besonderes, etwas Eigenes, etwas Erwähnenswertes – und wir bemühen uns, die bestmöglichen Formulierungen zu finden.
Schlagseite backbord oder Schlagseite steuerbord
Da kann es zu extremen Schieflagen kommen. Nach beiden Seiten. Es kann zu einer bedrohlichen Schlagseite kommen, die das schöne Schiff der Kommunikation – bildlich gesprochen – zum Kentern bringt.
Da könnte sich jemand unverhältnismäßig stark der Gruppe A zuwenden, damit es in Hinblick auf seine eigenen Interessen zu einem möglichst erfolgreichen „Hörerfang“ kommt, wie es Joseph Goebbels nannte. Er würde sich etwa folgendes sagen: Mir ist es vor allem wichtig, dem Publikum zu schmeicheln und möglichst jeden mitzunehmen und genau da abzuholen, wo er im Moment steht, auch wenn es auf Kosten der Wahrhaftigkeit meiner Aussagen geht.
Auf der anderen Seite könnte jemand die extreme Gegenposition einnehmen und sich sagen: Für mich ist es zweitrangig, ob ich es den Leuten, die ich sowieso nicht kenne, leicht mache, sofort zu verstehen, was ich sagen will. Für mich gilt, dass ich mich dem Gegenstand mit größtmöglicher Sorgfalt zuwende und Worte finde, die am besten passen, unabhängig davon, ob sie von jedem X-Beliebigen unmittelbar verstanden werden.
Was an einer Stelle hinzukommt, fehlt an anderer Stelle
Nun das Problem: Die Sternenkrieger befinden sich in einer extremen Schieflage. Sie haben nur noch die Gruppe A im Blick und argumentieren bekanntlich, dass sie niemanden ausgrenzen, sondern bewusst alle ansprechen und ausdrücklich mit einbeziehen wollen, insbesondere diejenigen, die sich keinem Geschlecht zuordnen können, also die sogenannten Diversen. Sie schleimen sich an ein imaginäres Publikum ran und wenden sich dabei von der Suche nach Wahrhaftigkeit ab.
Sie beschränken sich auf das Ansprechen. In Hinblick auf die Gruppe A mag die Sternchen-Formel, die von den Sternenkriegen so gerne und so ausgiebig verwendet wird, durchaus eine geeignete Anrede sein. Wenn auch in sehr, sehr seltenen Fällen. In Hinblick auf die Gruppe B wird dieselbe Formel zu einer falschen Bezeichnung – zu einer Lüge.
Immer, wenn wir an einer Stelle in ein komplexes System eingreifen, wirkt es sich auch an einer anderen Stelle aus. Dem Gewinn auf der einen Seite (ich setze ein neues Zeichen für Vielfalt) steht ein Verlust auf der anderen Seite gegenüber (ich mache neuerdings falsche Angaben über die Zusammensetzung der Gruppen, über die ich spreche).
Wie man mit Gendersternchen lügt
Wenn ich beispielsweise alle „Musikfreund*innen“ zu einem Konzert von zwei „Gitarrist*innen“ einlade, dann mag die Sternenformel in Hinblick auf die Gruppe der Eingeladenen angemessen sein. Denn es könnte sich unter ihnen ein mir bisher unbekannter Diverser befinden, der sich speziell durch das Sternchen angesprochen fühlt und zum Konzert kommen will.
Wenn sich jedoch bei dem von mir angekündigten Gitarren-Duo keiner von beiden als divers versteht, dann habe ich das Duo mit einem falschen Etikett versehen. Ein Etikettenschwindel. Schließlich habe ich durch den Gebrauch des Sternchens ausdrücklich betont, dass sich ein Diverser unter ihnen befindet. Es war ein Fehler, die beiden Musiker als „Gitarrist*innen“ anzukündigen, eine falsche Aussage, ich hätte es besser wissen müssen und ich wusste es auch besser.
Wenn jemand extra angesprochen wird, gibt es ihn dann auch?
Stellen wir uns vor, unser Lieblingsrestaurant öffnet wieder und macht so einen Fehler bei der Beschreibung seines Angebotes. Auf der Speisekarte steht: „Neu! Gemischter Vorspeisenteller mit Scampi“. Gut, denke ich, das nehme ich. Aber, ach … es ist doch nur der gemischte Vorspeisenteller, den es schon vor der Neueröffnung gab. Scampi sind nicht dabei. Auch wenn sie extra angekündigt wurden.
Richtig wäre gewesen, wenn auf der Speisekarte gestanden hätte: Der Wirt möchte betonen, dass er grundsätzlich keine Vorbehalte gegen Scampi hat, aber dass sie deshalb auch bei der gemischten Vorspeisenplatte dabei sind, ist eher unwahrscheinlich.
Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass Habeck diesen Text liest. Aber kann man es wirklich ausschließen? Zu denen, die ich ausdrücklich ansprechen und unbedingt mit einbeziehen will, gehört er jedenfalls dazu. Das möchte ich in aller Deutlichkeit betonen.
Bei Gruppen merkt man es nicht so
Wenn es um Gruppen geht, fällt der Fehler, der den Sternenkriegern regelmäßig unterläuft, nicht unmittelbar auf, weil in den meisten Fällen die genaue Zusammensetzung der Gruppen nicht näher betrachtet wird. Im Einzelfall wird es sofort deutlich, wie wir bei den Scampi gesehen haben – und gleich noch einmal bei Spotify sehen werden.
Bei einer gemischten Vorspeisenplatte würde das Fehlen einer einzelnen Zutat wahrscheinlich auch nicht von jedem Gast bemerkt werden. Wenn jedoch extra darauf hingewiesen wird, und eine Zutat ausdrücklich als „neu hinzugekommen“ angekündigt wird, und dann doch nicht dabei ist, dann handelt es sich um ein falsches Versprechen, um Betrug.
Der Betrug kommt zustande, weil nicht mehr zwischen Anrede und Aussage unterschieden wird. Die Sterne, die heute reflexhaft nicht nur als Anrede, sondern gleichwohl als definitive Aussage eingesetzt werden, täuschen uns, sie lügen – sie liefern uns in den allermeisten Fällen eine falsche Beschreibung der Zustände.
Seltene Möglichkeiten oder wahre Begebenheiten?
Auf die Gruppe A bezogen, verweist so ein Sternchen lediglich auf eine äußerst seltene Möglichkeit hin, die bewusst offen gehalten wird – nämlich auf die Möglichkeit, dass sich in der angesprochenen Gruppe ein Diverser befindet, der dadurch extra adressiert wird und sich das auch wünscht. Das ist äußerst unwahrscheinlich. Hallo, Herr Habeck!
Auf die Gruppe B bezogen, wird dasselbe Sternchen zu einer unmerklichen Falschaussage über etwas Gegebenes – nämlich zu der Aussage, dass die Diversen bereits unter uns sind. Falls sie realiter doch nicht da sind, dann sollen schon mal Plätze für sie reserviert werden.
Wenn die Sternchenformel als Generalbezeichnung verwendet wird, dann werden wir damit alle ohne Ausnahme – ob wir wollen oder nicht – einer gigantischen Großgruppe zugeordnet, in der sich bereits eine nennenswerte Menge von Diversen befindet.
Das müssen wir in dem Kontext so verstehen. Denn wenn die Menge der Diversen in der Großgruppe, der wir neuerdings beigeordnet wurden, nicht nennenswert wäre, dann würde man sie auch nicht ausdrücklich hervorheben – oder?
So wird aus den in Wahrheit nur selten vorzufindenden Einzelfällen von echten Diversen ein Massenphänomen von immenser Bedeutung. Je mehr Sterne funkeln und flunkern, desto größer scheint ihre Bedeutung, desto heller strahlt ihr Licht.
Ich bin kein Künstler mehr
Auf Spotify war ich zunächst ein einfacher „Künstler“, neuerdings bin ich zur „Künstler*in“ befördert worden, ohne dass ich das von mir aus gewollte hätte oder mich inzwischen Zweifel an meiner geschlechtlichen Identität befallen hätten. Ich bin immer noch derselbe. Auch die Lieder haben sich nicht geändert.
Nun wissen alle, was sie von mir zu halten haben: Ich gehöre dazu – wenn auch als nur als potentieller oder als symptomloser Diverser. Aber wer weiß: Vielleicht bin ich längst ein richtiger Diverser und habe es nur noch nicht gemerkt. Jedenfalls werde ich so zugeordnet.
Damit wird mir von den Fanatikern des Regenbogens genau das angetan, was sie selbst als besonders verwerflich und verabscheuenswert ansehen und was sie ihrerseits, wenn sie andere dabei erwischen, unerbittlich verfolgen und bestrafen würden: Ich werde in Hinblick auf meine geschlechtliche Identität falsch adressiert – sowohl im Einzelfall und über den Umweg meiner von mir nicht gewünschten Gruppenzugehörigkeit.
Damit wird eine Aussage über meine geschlechtliche Identität gemacht, die nicht zutrifft. Wo kann ich mich beklagen und Entschädigung verlangen?
Im richtigen Körper, aber in der falschen Gruppe
Mit mir kann man es ja machen. Meine Selbstbezeichnung wird nicht anerkannt und nicht respektiert. Im umgekehrten Fall muss man vorsichtig sein. Wenn man jemanden mit der falschen Geschlechtsbezeichnung anspricht und nicht das Pronomen wählt, das er – oder sie, oder es – sich gerade wünscht, dann gilt das als misgendern und kann als Straftat gewertet werden, die einem die Karriere kosten kann.
Es gilt nicht nur als Diskriminierung, sondern als Aggression. In Kanada wird eine falsche Anrede sogar als Menschenrechtsverletzung gewertet und kommt vor ein Tribunal wie in den schlimmen Zeiten des Kommunismus.
Die Sternenkrieger, die sich so viel auf ihre überlegene Moral einbilden, haben längst ihre Unschuld verloren, sie haben Leichen im Keller, die schon anfangen zu stinken. Sie sind keineswegs harmlos. Sie haben ein bisher nicht gekanntes Unrecht in die Welt gebracht. Man muss sie ernst nehmen und fürchten; sie wollen herrschen, sie wollen strafen, sie wollen vernichten.
Wie kommen wir da wieder raus?
Wir sollten den Krieg der Sterne beenden und versuchen, einen neuen Frieden schließen und zu einer wahrhaftigen Sprache zurückfinden. Doch das ist nicht so leicht möglich. Wir sind gefangen in einem Knoten aus Gewohnheiten, Selbstrechtfertigungen und unsinnigen Verwaltungsvorschriften.
Wir kommen da nicht raus, ohne dass unsere Politiker ihr Gesicht und die Institutionen ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Wir kommen da nicht raus, ohne den Staatsfeminismus in Frage zu stellen. Wer traut sich das zu? Wer kann sich das leisten? Es sind die Mächtigen in den etablierten Strukturen, die den Krieg der Sterne vorantreiben
Wir haben alle ein bisschen mitgemacht
Wir sind nicht über Nacht in die missliche Lage geraten. Es gibt eine lange Vorgeschichte. Dabei haben wir es mit einer zunehmenden Verweiblichung zu tun. Über den Sprachfeminismus sind wir folgerichtig zum Gendern und zum Krieg der Sterne gekommen. Den Sprachfeminismus haben wir nicht nur stillschweigend hingenommen, den haben wir – jedenfalls mehrheitlich – gewollt.
Wir müssten uns also auch gegen uns selbst entscheiden – besser gesagt gegen gewisse Verhaltensweisen, die wir gedankenlos mitgemacht, durch Duldung unterstützt und manchmal sogar selbst zur Schau getragen haben. Wir sind zu Kumpanen geworden, zu Kombattanten, ohne dass wir es gemerkt haben.
Bei Alltagsvorschriften und beim täglichen Gebrauch der Umgangssprache kann man nicht abseitsstehen und die Szenerie von außen beobachten. Wir müssen alle mitmachen.
Wir müssten also eigene Fehler einräumen – und das ist bei großen Fehlern ein großes Problem. So sieht es auch bei den Corona-Maßnahmen aus, die uns ersticken werden, wenn wir so weitermachen. Auch da kommen wir nicht so leicht wieder aus der Nummer raus.
Ein Himmel voller Sterne, eine Welt voller Viren
In der Corona-Krise lässt sich dasselbe Foulspiel beobachten wie beim Gendern: die Gruppenverhältnisse stimmen nicht.
Luftbuchungen werden als reale Werte gehandelt. Über Dinge, die man überhaupt nicht genau kennen kann, wird in einer Art gesprochen, als würde man sie doch genau kennen und könnte mit Bestimmtheit gültige Aussagen dazu machen. Karl Lauterbach hat jetzt zugegeben: „Die Aussage, dass deutlich mehr Kinder mit Corona ins Krankenhaus kommen, hat sich innerhalb der letzten zwei Wochen nicht bestätigt.“
Was heißt hier „Aussage“? Es müsste „Vermutung“, „Ahnung“, vielleicht „Wunschvorstellung“ oder besser noch „Horrorvorstellung“ heißen. Aber nicht „Aussage“. Bei einer Aussage kann man davon ausgehen, dass sie überprüft worden ist, dass sie Golddeckung hat, und dass Lauterbach dazu steht. Eine Aussage muss er verantworten können. Das kann er nicht.
Wie sieht es bei Habeck und den „Wissenschaftler*innen“ aus, von denen er „besonders lernte“? Hat er etwa gelernt, dass sich mindestens einer von ihnen als divers versteht und Wert darauf legt, dass seine Orientierung bei der Gruppenbezeichnung, die für alle gilt, berücksichtigt wird? Oder hat er die Wissenschaftler einfach ungefragt überrumpelt und fahrlässig eine Aussage gemacht, die sich, wenn man sie überprüfen würde, auch nicht bestätigen ließe? So sieht es aus: Habeck hat die Wissenschaftler ebenso falsch bezeichnet, wie Spotify mich falsch bezeichnet hat.
So ergeht es auch den Gesunden, die leider positiv getestet wurden. So wie die „Wissenschaftler“ (wie ich sie weiterhin nenne) von Habeck zu einer Gruppe zusammengefasst werden, in der gemäß seiner Aussage mit bewusst gesetztem Sternchen auch echte Diverse vertreten sind, so geraten die Gesunden, die leider positiv getestet worden, ungewollt in eine Großgruppe, in der sich auch echte Infizierte befinden (wie viele, weiß man nicht), als hätte es den Aufruf gegeben: Infizierte und nicht-Infizierte aller Länder vereinigt euch! Schließt euch zusammen mit den nur potentiell und mit den symptomlos Infizierten.
In der großen Gruppe sind wir alle gleich
Die positiv Getesteten werden durch die Zuweisung in die neue Großgruppe ebenfalls als Infizierte gesehen, obwohl sie es nicht sind. So wie ich als Diverser gelte, obwohl ich es nicht bin. Innerhalb der Großgruppen entfallen alle Differenzierungen. Positiv Getestete, die an einem Infarkt sterben, kommen schwuppdiwupp in die Großgruppe der „Mit-oder-an-Corona-Gestorbenen“ und gelten dann pauschal als Corona-Tote.
Ich dachte immer, dass wir besonders aufmerksam sein sollen, wenn es um falsche Verallgemeinerungen geht, die mit einem Generalverdacht verbunden sind, der am besten gar nicht erst aufkommen sollte. Hier haben wir es mit falschen Verallgemeinerungen zu tun – und? Wer beklagt sie?
Wir werden getäuscht. Uns werden Größenordnungen vorgespiegelt, die es so nicht gibt, die sich auch nicht bestätigen würden, wenn man sie ernsthaft überprüfen würde.
Es ist offensichtlich, worum es geht: Es geht nicht darum, dass uns gültige Zahlen genannt werden, vielmehr sollen wir mit möglichst großen Zahlen beeindruckt werden, weil uns die schlimmste mögliche Gefahr in Sachen Corona und die größtmögliche Bedeutung in Sachen Gender vorgetäuscht werden soll.
Fußnote*
Hier gibt noch einmal eine Fußnote im alten Stil – einen Nachruf auf den kleinen Stern. In Fußnoten, so hatte Günther Anders einst augenzwinkernd gesagt, steht „sowieso das Wichtigste“. Doch die gute, alte Fußnote hat ausgedient. Das Sternchen ist zum Gendersternchen geworden. Es werden keine Fußnoten mehr gemacht, es wird ein Link gesetzt. Das ist praktisch. Es ist aber auch schade. In den Fußnoten konnte noch ein wenig geplaudert werden, da gab es ein Beiseite sprechen, da wurden die Hinweise anmoderiert. Da konnte der Autor noch eine persönliche Note einbringen. Doch das ist bei den austauschbaren Texten von heute sowieso nicht mehr gefragt.