26. Juli 2014, von Prof. Adorján Kovács
Was ich am 8. Juni 2010 zum neuen Stolz der Berliner Republik und ihrem geänderten Verhältnis zu Israel und den Juden geschrieben habe, ist so aktuell wie nie. Die Konsequenzen sehen wir heute auf deutschen Strassen: Antisemitismus ist wieder salonfähig.
Der Krieg in Syrien und Irak – interessiert nicht. Der Krieg in der Ukraine – egal. Der Massenterror in Nigeria – weit weg. Mögen dort auch um ein Vielfaches mehr Menschen gewaltsam ums Leben kommen, so ist doch nur Israels Überlebenskampf: natürlich ein Verbrechen.
Dass dieser Antisemitismus vorwiegend links und islamisch sein würde, war auch abzusehen. Die deutsche Linke hat seit Lafontaine mit der Idee kokettiert, dass der Islam durch seinen Antiamerikanismus, Antikapitalismus und Antizionismus so etwas wie ein natürlicher Verbündeter sei.
Dieses völlige intellektuelle Versagen der “ideologiekritischen” Linken, die im (nicht anders als politisch denkbaren) Islam nicht die faschistische Ideologie erkennen will, die er ist, wird ergänzt durch die erwartete Blödheit der extremen Rechten, die, wie die “Jobbik” in Ungarn, den antisemitischen Schulterschluss mit islamischen Staaten und Organisationen sucht.
Dass ich in meinem Buch zu “Deutschen Befindlichkeiten” vor über zwei Jahren den Islam als “Illusion der Deutschen” bezeichnet habe, bedarf ebenso wenig einer Korrektur wie das, was ich am 3. Juni über den Brüsseler Anschlag und den Islamofaschismus geschrieben habe. Der Islam ist eine konstitutionell antichristliche und antijüdische religiöse Ideologie. Diese Tatsache wird hierzulande von den Medien und der Politik verharmlost.
Traurig, aber logisch, wenn ein persischer Freund von mir zum Krieg in Gaza sagt, “Israel beginge Völkermord” und undifferenziert über “die Juden” schimpft, die Anderen verböten, ihre Meinung über den Holocaust zu sagen. Besonders Muslime benutzen das Wort “Völkermord” inflationär, wenn es um Opfer unter ihresgleichen geht, jedoch nicht bei den tatsächlichen Völkermorden an den Armeniern oder zur Zeit an den assyrischen, chaldäischen und anderen christlichen Völkern des Nahen Ostens. Jedoch will niemand die Palästinenser ausrotten, sehr wohl aber wollten Muslime die Armenier und wollen heute Muslime die orientalischen Christen ausrotten. Sie wollten und wollen es nicht nur, sie tun es auch.
2010 fragte ich, wo denn die Lichterketten der türkischen Muslime blieben angesichts der Christenverfolgung in der Türkei. Die Frage war natürlich rhetorisch, denn diese Verfolgung ist im Einklang mit Religion und Ideologie. Sie kann ausgesetzt oder durchgeführt werden, ganz nach Gusto und Willkür, überall dort, wo der Islam die Herrschaft hat. Ein Besuch im “Mekka-Shop” in Frankfurt am Main ist lehrreich: Dort erzählen Ihnen Salafisten genau, wie sie die Zukunft von Nichtmuslimen sehen. Akif Pirinçcis Visionen, erzählt in seinem Bestseller “Deutschland von Sinnen”, sind sehr zahm dagegen.
Natürlich ist ein großer Teil der in Deutschland lebenden Menschen orientalischer Herkunft säkular und integriert, natürlich gibt es auch noch atheistische Linke, die der Emanzipation verpflichtet sind. Aber diejenigen aus beiden Lagern, die ihr Süppchen kochen – und diese zählen, weil sie aktiv sind -, können leider mit einer großen Zahl von Anhängern und Sympathisanten rechnen: Sie sind Profiteure, um nicht zu sagen Schmarotzer der Freiheit, die sie weidlich ausnutzen. Die Neonazis haben neue Freunde gefunden.
Die Juden in Deutschland sitzen mal wieder zwischen allen Stühlen: extreme Rechte, Linke, Moslems – eine seltsame Allianz von Antisemiten ist gegen sie. Raphael Gross, Direkter des Jüdischen Museums und des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt am Main, in der “FAZ” zum Thema interviewt, hat das begriffen. Aber was kann er tun? Er muss sich sehr vorsichtig äußern. Der Ruf nach der Zivilgesellschaft, die es bald auch in Deutschland nicht mehr geben wird, wird kaum reichen.