Kommen nach Transgendern jetzt die Transager? Ein Niederländer, der sich als ein 20 Jahre jüngerer Mann identifiziert, führt einen Rechtsstreit, um sein Alter auch offiziell ändern zu lassen. Sein Ziel: Er möchte wieder arbeiten gehen und mehr Erfolg bei Frauen auf Tinder haben.
Emile Ratelband, 69, argumentiert, dass, wenn Transgender-Menschen das Geschlecht wechseln dürfen, er sein Geburtsdatum ändern darf, weil Ärzte sagten, er habe den Körper eines 45-Jährigen.
Der Unternehmer und Selbsthilfe-Guru verklagt seine Gemeinde, nachdem sie die Änderung seines Alters in offiziellen Dokumenten abgelehnt haben.
Der Fall von Herrn Ratelband ist nun vor ein Gericht in der Stadt Arnhmen in der ostniederländischen Provinz Gelderland gegangen.
Der Fall hat in seiner Heimat für Kontroversen gesorgt, als die niederländische Ausgabe von Vice, einer Nachrichten-Website, fragte: „Ist Emile Ratelband gestört oder versehentlich extrem sensibel, was Unrecht angeht?“
Herr Ratelband erklärte: (…) „Transgender können jetzt ihr Geschlecht auf ihrer Geburtsurkunde ändern lassen, und im gleichen Sinne sollte es Raum für einen Alterswandel geben.“
Der Niederländer sagte, dass er wegen seines Alters diskriminiert wird und dass er täglich mit Problemen in der Gesellschaft konfrontiert wird. Das Gericht ist verpflichtet, innerhalb von vier Wochen eine schriftliche Entscheidung zu erlassen.
Ratelband beklagt, dass Unternehmen es ablehnen, jemanden im Alter eines Rentners als Berater einzustellen.
Und er sagt, dass seine Entscheidung auch eine gute Nachricht für die Regierung wäre, da er auf seine Rente verzichten würde, bis er wieder das Rentenalter erreicht hat.
Der Richter sagte, er habe eine gewisse Sympathie für Herrn Ratelband, da die Menschen nun ihr Geschlecht ändern könnten, was früher undenkbar gewesen sei.
Ich habe beschlossen, mich diesem kommenden Trend frühzeitig anzuschließen und bin hiermit 29 Jahre alt.
Über uns Transager berichtete bereits vor drei Jahren Birgit Kelle (leider abwertend und intolerant), nachdem ein Transgender-und-Transager-Vater, der früher ein 52jähriger Mann war, jetzt als sechsjähriges Mädchen lebt. Wie immer fahre ich auch hier lieber eine gemäßigte Linie und distanziere mich von solchem Extremismus. Obwohl mir gute Freunde mitunter sagen „Manchmal benimmst du dich, als ob du zwölf wärst“, sollten zwanzig Jahre Altersreduzierung reichen, zumal man diesen Schritt ja gegebenenfalls wiederholen kann.
Auch die Website Bedeutung Online beschäftigt sich mit uns Transagern:
Die Internet-Community reagierte auf die Idee „Trans-age“ teils spöttisch. Einige User sagten scherzhaft, dass sie sich fühlten, als ob sie 70 Jahre alt seien und sie deswegen jetzt in Rente gehen wollten. Andere sagten, dass sie erst 21 Jahre alt sind, sich aber wie 18 fühlen.
Bei dieser Gelegenheit wird auch erklärt, was „Trans-Height“ bedeutet:
Diese Personen lehnen ihre wahre Körpergröße ab und behaupten, dass sie eine selbstgewählte Körpergröße haben. Diese Personen können auch die Körpergröße anderer Personen ablehnen. Dafür erschaffen sie eine Erklärung, dass jemand „außen“ z.B. zwar 1,80 Meter groß ist, aber „innen“ nur 1,60 Meter groß sei – oder umgekehrt.
Und was sind Trans-Innocents? Na klar:
Diese Personen behaupten, dass sie sich als „unschuldig“ identifizieren, obwohl sie einer Tat überführt wurden.
Selbst für Transpecies gibt es schon eine Wegbereiterin.
Trotz meines jungen Alters erinnere ich mich noch gut an die achtziger Jahre, als die Vorstellung von Transgendern als exotisch und überspannt galt. Heute denken nur noch die reaktionärsten Stoffel so. Transracials haben bereits einen eigenen Wikipedia-Eintrag und werden von einem führenden feministischen Magazin unterstützt. Da sich progressives Denken in unserer Gesellschaft nicht aufhalten lässt, werden vermutlich in zwanzig Jahren, also rechtzeitig zu meinem Fünfzigsten, auch Transager und Trans-Heights weitgehend akzeptiert sein.
Nachtrag
Einer meiner Leser schreibt mir:
Ich bin transfinanziell und transhierarchisch, d. h. ich bezeichne mich auf Tinder als äußerst wohlhabend und einflussreich, obwohl ich in der „Wirklichkeit“ (als woker Mensch verwende ich dieses Wort nie ohne Anführungsstriche) das bin, was man als kleines Licht bezeichnet. Sie glauben aber nicht, was ich zu hören bekomme, wenn es zu einem Treffen in der „Wirklichkeit“ kommt, und zwar gerade von Frauen, die dieses männlich-binäre Konzept von Lüge und Wahrheit doch eigentlich überwunden haben sollten.
Der Beitrag erschien zuerst in Arne Hoffmanns Blog „Genderama“